Am Dienstag um 19.30 Uhr erwartet Rot-Weiss Essen den Spitzenreiter an der Hafenstraße. Und will dann dafür sorgen, dass die Liga nicht schon nach neun Spieltagen ein großes Stück Spannung verliert. "Es wird interessant, wir haben nichts zu verlieren", findet RWE-Trainer Marc Fascher, für den die Viktoria das "Nonplusultra" der Regionalliga West ist.
Vielleicht hilft es seiner Mannschaft, dass diesmal nicht ganz so viel von ihr erwartet wird wie in anderen Duellen. Denn es ist offensichtlich geworden, dass die Probleme, die die Rot-Weissen umtreiben, keineswegs mangelnder Qualität des Teams geschuldet sind. Immer wieder zeigen die Spieler, was sie zu leisten imstande sind. Wie zuletzt in der ersten Hälfte des Spiels gegen Schalke II, als der Gegner klar dominiert wurde. Dass nach dem Seitenwechsel plötzlich nicht mehr viel ging, fällt allen Beteiligten schwer zu erklären.
Ein Grund für die Leistung aus dem zweiten Durchgang kann der immense Druck sein, der auf dem Team liegt. Fast alle Anhänger erwarten, dass ihr Verein ein gewichtiges Wörtchen im Aufstiegskampf mitspricht und manche versuchen nach der ersten - wenngleich bitteren - Niederlage schon, die Kabine zu stürmen. Insofern verwundert es nicht, wenn die Spieler in einer Partie wie in Wanne-Eickel eher hoffen, ein 1:0 irgendwie über die Zeit zu bringen, als weiter befreit aufzuspielen und auf das 2:0 zu drängen. Dass die Fascher-Elf beim Gang in die Kurve nach dem Spiel lautstarke Anfeindungen zu hören bekam, trägt wohl eher nicht zur Entspannung bei und wird kaum dafür sorgen, dass die Mannschaft in Zukunft befreiter aufspielt. Die leidenschaftlichen Anhänger als Fluch und Segen zugleich? Fascher will davon nichts wissen. "Wie die Fans uns jedes Mal während der 90 Minuten unterstützen, ist ein Traum. Da kann man sich wirklich nicht beschweren." Viel wichtiger ist es ihm, dass es seinen Jungs öfter gelingt, "den Funken überspringen zu lassen." Denn wenn die Fans wirklich geschlossen hinter der Mannschaft stehen, dann ist vielleicht sogar Viktoria Köln zu schlagen. "Wir sind gegen keinen Gegner chancenlos", ist sich Fascher sicher. Er hofft nun auf einen "Ventilöffner", der seinen Spielern Rückenwind gibt. Ein gutes Ergebnis in einem Spiel, in dem keiner damit rechnet, könnte genau das sein, was RWE jetzt braucht.