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Lottes Bilgin betont
„Ich bin durch und durch Essener“

Lotte: Bilgin und Yildirim vor emotionaler Rückkehr
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Ramazan Yildirim beschreibt Essen als schönste Station seiner Karriere. Ali Bilgins Familie wohnt noch immer praktisch in Sichtweite der Hafenstraße.

Seine beiden Kinder sind Vereinsmitglieder bei Rot-Weiss. Am Freitag kehren beide als Konkurrenten zurück nach Bergeborbeck – und versprechen eine humorlose Veranstaltung.

Mit welchem Gefühl denken Sie an das Spiel in Essen? Yildirim: Mit einem guten. Weil ich viele Freunde wieder treffen werde und immer noch viele Kontakte in der Stadt habe, freue ich mich auf das Wiedersehen. Bilgin: Mit gemischten Gefühlen. Die Freude, wieder an der Hafenstraße zu sein, ist enorm, nur eben als Gegner. Gerade wenn man aus der Jugend kommt und Höhen und Tiefen miterlebt hat.

Hätten Sie beide damit gerechnet, so früh als Gegner zurückzukehren - und dann auch noch als klarer Favorit? Bilgin: Mein Familie, meine Eltern und Geschwister wohnen nur zehn, fünfzehn Minuten vom Stadion entfernt. Ich habe meine Zelte also nicht abgebrochen und bin durch und durch Essener. Das ist einfach so. Es ist nun also schon etwas Besonderes, dort als Gegner aufzulaufen. Yildirim: Sicher ist das ein besonderes Spiel für mich. Ich war, wenn auch nur kurze Zeit, als Trainer da. Ich war auch sehr gerne Spieler in Essen und habe dort meine schönste Zeit als Fußballprofi erlebt. Ich hatte immer eine sehr gute Beziehung zu den Fans und habe auch die Atmosphäre an der Hafenstraße immer sehr genossen. Jetzt bin ich aber Lotte-Trainer und mich interessiert vor dem Spiel erstmal nur, wie wir dort gewinnen können.

Ali Bilgin, sogar Ihre Kinder sollen Mitglied bei Rot-Weiss Essen sein. Stimmt das? Bilgin: Sie sind Mitglied, seitdem sie auf der Welt sind. Mindestens zwei junge Mitglieder hat Rot-Weiss Essen also. (lacht) Ich bin in Essen geboren, habe die Jugend dort durchlaufen, habe Erfolge und auch Misserfolge durchlebt. Das verbindet einfach und am Ende sind natürlich positive Erinnerungen geblieben. Wenn ich sagen würde, dass mir an Essen nichts liegt, würde ich lügen.

Lotte ist bisher noch ungeschlagen und führt die Tabelle vor der starken Konkurrenz an. Warum läuft es so gut? Bilgin: Ich bin erst im Nachhinein dazugestoßen, aber die Mannschaft hat wirklich große Qualität und hat sich zusätzlich noch einmal verstärkt. Mit Ramazan Yildirim konnte der Klub zudem einen Trainer gewinnen, der sehr akribisch arbeitet und es versteht, das Maximum aus der Mannschaft herauszukitzeln. Yildirim: Wir haben eine richtig gute Mannschaft und wirklich tolle Spieler. Das Besondere in Lotte ist aber, dass wir immer wieder Dinge haben, die wir verbessern können.

Das klingt für den Rest der Liga regelrecht beängstigend. Was kann man als Spitzenreiter noch besser machen? Yildirim: Das sind Details, die wir intern aufarbeiten. Aber bei uns ist noch Luft nach oben, definitiv. Ob in der Arbeit gegen den Ball, im Offensivspiel oder bei Standards: In allen Teilbereichen gibe es noch viele Dinge, die wir verbessern können. Das Ziel meiner Arbeit muss immer sein, alles so zu entwickeln, dass es möglichst nahe an die Perfektion kommt.


Hätten Sie selbst damit gerechnet, dass nach dem großen Aderlass vor der Saison gleich wieder so erfolgreiches Arbeiten möglich ist? Yildirim: Ganz ehrlich: Damit habe ich mich nicht beschäftigt. Sicher, wir haben 50 Prozent des Kaders verloren, das ist schon eine große Zahl. Mir ging es zu Anfang aber erstmal darum, einen Kader zusammenzustellen. Dann ging es darum, die Mannschaft so vorzubereiten, dass sie das erste Spiel gewinnt. Vielleicht bin ich da auch besonders pragmatisch veranlagt. Wenn ich mir Gedanken um diese Dinge gemacht hätte, hätte mich das nur von meiner Arbeit abgelenkt.

Eigentlich sollte das Duell mit Rot-Weiss Essen ein echtes Spitzenspiel auf Augenhöhe werden. RWE konnte diese Erwartungen bisher nicht erfüllen. Was für einen Gegner erwarten Sie nun am Freitag? Bilgin: Unabhängig davon, wie sehr mein Herz noch an Essen hängt: Wir wollen dahin fahren, um zu gewinnen. Da bleibt nichts anderes übrig als Spitzenreiter. Wir wollen uns nur auf uns konzentrieren. Das Ziel ist aufsteigen und dafür brauchen wir die Punkte. Dass es in Essen nicht läuft, damit haben wir wenig zu tun. Yildirim: Ich erwarte eine Essener Mannschaft, die sich mit allem wehren wird, was sie hat und versuchen wird, die Zuschauer auf ihre Seite zu ziehen. Wir haben aber auch einen Matchplan und versuchen, den umzusetzen. Der Fokus liegt in der Vorbereitung ganz klar auf unseren Stärken. Dabei richten wir uns gar nicht so sehr nach dem Gegner, dieses Selbstvertrauen dürfen wir schon haben. Aber für Essen gibt es natürlich auch nichts Schöneres, als Freitagabend, Flutlicht und Hafenstraße vor den eigenen Fans.

Zuletzt schien das allerdings nicht der Fall zu sein. RWE konnte erst ein Heimspiel gewinnen. Es schien, als müssten manche Gegner nur lange die Null halten und darauf warten, dass Essen unruhig wird. Könnte Ihnen die angespannte Situation nicht sogar in die Karten spielen? Yildirim: Darauf spekuliere ich wirklich nicht. Ich werde alles tun, um dieses Spiel zu gewinnen. Was da im Umfeld alles kommen und passieren kann, das spielt keine Rolle für uns. Entscheidender Faktor ist unsere Leistung. Wir haben eine hohe Qualität, eine gute Mannschaft, das gilt es zu zeigen. Wenn wir das alles abrufen, dann bin ich überzeugt, dass wir auch gewinnen werden. Das hat nichts mit Arroganz zu tun, aber wir haben ein gesundes Selbstvertrauen und schauen in erster Linie auf uns.

Klingt so ein Meisterschaftskandidat? Yildirim: Ich wüsste nicht, was es bringen soll, sich nach dem 16. Spieltag darüber zu unterhalten. Es macht keinen Sinn, sich über sowas Gedanken zu machen. Viele Dinge im Leben ergeben sich von alleine, wenn man einfach konzentriert arbeitet. In unserer Mannschaft gibt es jede Menge Stärken. Wir gehen sachlich und mit Demut an die Sache heran, aber wir können auch Selbstvertrauen haben. Bilgin: Wir müssen zusehen, dass wir weiterhin gut arbeiten. Wenn uns das gelingt und wir es weiterhin schaffen, erfolgreichen und gleichzeitig noch attraktiven Fußball zu zeigen, dann wird es schwer, uns zu schlagen.

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