Die Nervosität war ihm deutlich anzumerken. Kurz bevor Niklas Hartmann am letzten Sonntag die Kabine verlassen wollte, um den Rasen zu betreten, wurde ihm bewusst, wie lange er nicht mehr seiner Arbeit nachgegangen war. „Fünf Minuten vor dem Anpfiff wollte ich die Schienbeinschoner anziehen, die bei meiner Verletzung aufgeschnitten wurden. Die hatte ich die ganze Zeit noch in der Tasche. Ich war schon sehr angespannt“, gesteht Hartmann. An der Ausrüstung sollte sein Comeback jedoch nicht scheitern.
Beim 2:1-Erfolg gegen den MSV Duisburg II stand der 23-Jährige 68 Minuten zwischen den Pfosten, ehe er aufgrund eines Pferdekusses vorsichtshalber vom Feld musste. Ausgerechnet gegen die Reserve der Zebras dachte sich Hartmann vor der Partie, denn im September vergangenen Jahres zog er sich gegen den Duisburger Nachwuchs einen doppelten Kreuzbandriss zu, der ihn ein komplettes Kalenderjahr außer Gefecht setzte. „Muss das ausgerechnet wieder gegen die sein, habe ich mir zunächst gedacht“, berichtet Hartmann. „Danach habe ich es aber positiv gesehen, denn der Kreis dieser schlimmen Geschichte wurde dadurch endgültig geschlossen.“
Zweiter Kreuzbandriss in seiner jungen Karriere
Es war nicht der erste Rückschlag, den der Keeper in seiner noch jungen Laufbahn hinnehmen musste. Im Mai 2010 erlitt er im Trikot von Arminia Bielefeld einen Kreuzbandriss, kurz nachdem er seinen ersten Profivertrag unterschrieben und sein Debüt in der zweiten Bundesliga gefeiert hatte.
Nach seiner Verletzung hatte Hartmann an der Alm keine Zukunft mehr und wechselte zur Saison 2011/2012 ins Ruhrgebiet. Sein Engagement in Oberhausen schien zunächst auch unter keinem guten Stern zu stehen, denn dem Abstieg in die Regionalliga folgte schließlich das Drama in Duisburg. Obwohl RWO mit Thorben Krol und Patrick Nettekoven zwei weitere Torhüter in seinen Reihen hatte, erhielt Hartmann im Mai einen neuen Vertrag. „Über diese Chance bin ich dem Verein sehr dankbar. Es ist schließlich nicht selbstverständlich auf einen Spieler zu bauen, der gleich zwei Kreuzbandrisse hinter sich hat.“
Wann er seine Chance wieder in der Regionalliga-Mannschaft suchen kann, ist noch unklar. Der gebürtige Mündener trainiert bei der Ersten, soll aber zunächst noch Spielpraxis bei der U23 sammeln. Sollte Hartmann zeitnah zu seiner Form zurückfinden, stünden die Chancen für ein Comeback in der Regionalliga nicht schlecht, da nach den Verletzungen von Thorben Krol und Philipp Kühn mit Patrick Nettekoven nur ein etatmäßiger Schlussmann zur Verfügung steht. Trotz seiner langen Leidenszeit hat Hartmann sein Selbstvertrauen aber nicht verloren. „Zunächst einmal geht es darum, dass ich wieder fit bin. Sollte ich wieder bei 100 Prozent sein, führt kein Weg an mir vorbei. Mit meinem Talent muss ich spielen.“ Zu gönnen wäre es ihm allemal.