ROT-WEISS AHLEN: Heiko Bonan hat ein gutes Aufstiegs-Gefühl

"Das ist doch etwas Geiles!"

Keine Spur von Anspannung oder Nervenflattern bei "Bone", obwohl er mit seiner Ahlener Truppe, die zu Saison-Beginn auf 18 Positionen (!) Neubesetzungen erfahren musste, mittlerweile vom Keller-Kind zum Mit-Favoriten mutiert ist. RevierSport unterhielt sich mit dem einstigen Karlsruher Profi.

Heiko Bonan, haben Sie schon Ohrenschmerzen? Nein, das noch nicht, aber mir klebt das Handy fast am Ohr fest. Glückwünsche zum sportlichen Höhenflug oder Spieler-Offerten? Mehr das Zweite. Alle bieten mir Leute an, die keinen Verein haben und bundesliga-reif sind. Ich frage mich dann natürlich: Warum melden sich die Berater bei Heiko Bonan in Ahlen und nicht bei Uli Hoeneß in München? Wenn mir schon einer sagt, dass sein Mann alles kann, werde ich vorsichtig. Was man da so zu hören bekommt, ist schon witzig. Ich möchte einfach ein paar Dinge über Ausdauer-Fähigkeit, Schnelligkeit, dann gucke ich mir den betreffenden Kandidaten an.

Wie weit sind die Planungen für das nächste Jahr fortgeschritten? Es geht sowohl um die Trainer-Stelle als auch um Spieler!

Was mich betrifft, sind wir in guten Gesprächen. Wir werden es schon hinkriegen. Noch viel wichtiger ist allerdings, dass wir schnell Nägel mit Köpfen machen. Wir bewegen uns schon auf Ende April zu, je weiter man Richtung Juni, Juli kommt, desto weniger Qualität hast du auf dem Markt. Ich kann und will für Ahlen nicht blind einkaufen, sondern möchte es ganz gezielt angehen. Fähigkeiten, Charakter, das sind entscheidende Punkte.

Ein Umbruch, wie er im letzten Sommer ablief, kann kein erneutes Ziel sein, oder? Nein, absolut nicht. Wir wollen das Korsett halten, dazu gezielte Verstärkungen einbauen. Im Moment haben wir eine gefestigte Truppe. Wenn wir das so hinbekommen, fangen wir nicht wieder bei Null an, sondern machen kontinuierlich weiter. Glauben Sie an den Aufstieg?

Wir sind nicht überragend stark, aber die anderen Teams da oben sind auch nicht besser. Bei meiner Mannschaft gibt es nicht den ganz großen Druck. Und wenn, dann ist er positiv. Das ist doch etwas Geiles und etwas, was dir Adrenalin durch den Körper hochjagt. Ich habe ein gutes Gefühl.

Ahlen in der Zweiten Liga - nach finanziellen Einsparungen, Vereins-Umbenennung, Umstrukturierung wäre es eigentlich unfassbar, oder?

Natürlich ist das Ganze überraschend, wie es momentan aussieht. Wenn ich an die Hinrunde und unser Spiel in Emden denke, da hatten alle Panik in den Augen. Jetzt spielen wir Samstag wieder gegen die Kickers, müssen dann nach St. Pauli - das sind richtungsweisende Duelle. Wir sind dabei im großen Aufstiegs-Roulette. RW Ahlen befindet sich in der Situation, etwas Sensationelles schaffen zu können. Worauf kommt es an?

Wer hat die Power, wer kann sich gegen die meisten Widerstände durchsetzen? Wir dürfen nicht zu viel wollen, müssen aber unsere Linie weiter konsequent durchziehen. Dass wir keine überragende Quali besitzen, sage ich jetzt auch noch. Aber es kommt auch auf die Geschlossenheit an. Alle sind heiß drauf, etwas Großes zu erreichen.

Wie empfinden Sie die Entwicklung, die aus einem Abstiegs-Kandidaten plötzlich ein echtes "Kaliber" entstehen ließ?

Sie macht mich natürlich stolz. Die Tabelle ist Zeugnis der geleisteten Arbeit, sie lügt nach so vielen Spielen bestimmt nicht mehr, wie vielleicht nach drei Runden. Was wir geschafft haben, spricht nicht nur für mich und Co Christian Wück, der ebenfalls großen Anteil am Erfolg hat, sondern für das Team-Working. Die Jungs ziehen prima mit, es macht einfach Spaß.