Michael Welling, sind Sie froh, dass die Wettaffäre nun endlich ein Ende hat?
Es steht ja noch das Strafmaß gegen die drei Spieler aus. Aber dass das Thema Wiederholungsspiel und der Einspruch von Lotte vom Tisch ist, ist hilfreich, um in die Zukunft zu blicken und sich wieder aufs Wesentliche konzentrieren zu können. Vom Tisch ist die Sache aber deshalb noch nicht.
Aus Lotte war zu hören, dass die Sache anders ausgegangen wäre, wenn noch weitere Spieler ausfindig gemacht werden könnten, die gewettet haben. Was sagen Sie dazu?
Die Argumentation hat sich mir nicht erschlossen. Vor allem die Aussage: Es hätten weitere Belege vorliegen müssen. Denn für eine Spielmanipulation liegen keine Belege vor und zwei mal Null macht immer noch Null. Es ist nicht ausgeschlossen, dass es eine Grauzone gibt, doch man muss mit dieser Einschätzung sehr vorsichtig sein. Wir sind in sehr engem Austausch mit dem DFB und den ermittelnden Behörden und wenn man sich damit beschäftigt, sieht man, wie schwierig der ganze Komplex ist. Es liegen aber keinerlei Belege für eine Manipulation vor und lagen auch nie vor.
Wie sehr haben Sie die Vorwürfe gegen RWE aus Lotte geärgert?
Man muss dabei differenzieren: Wenn es in Richtung Rot-Weiss Essen geht, ist es ärgerlich und irritierend. Dass grundsätzlich ein Ärger in Lotte vorherrscht, ist jedoch richtig. Alle drei Vereine bleiben negativ behaftet. Das ist traurig für RWE, für Lotte und Dortmund.
Welche Lehren ziehen Sie aus diesen Vorfällen?
Das ganze Thema hat gezeigt, dass es notwendig ist, sensibel und problembewusst mit vielen Fragen umzugehen. Das wird uns im Umgang miteinander und mit den Spielern weiter beschäftigen. Wir sind im Gespräch mit Experten, die sich dem Thema Sportwetten annehmen und auf die Gefahren hinweisen. Da ist es unsere Aufgabe, diese Experten einzubinden und den Spielern die Augen zu öffnen. Wir ziehen das als Konsequenz der Vorkommnisse. Es zeigt aber auch, dass alle Vereine gefordert sind, etwas zu tun. Vielleicht war es Zufall, dass diese Geschichte bei RWE aufgetaucht ist. Meine Lehre aus der Wettaffäre ist, dass es immer Dinge gibt, die passieren können. Die können aber bei jedem Verein vorkommen. Dieser Problematik muss sich der Fußball insgesamt und jeder einzelne Verein stellen. Das soll keine Spitze in Richtung Lotte sein, aber auch die Lotter können sich nicht sicher sein, dass so ein Fall bei ihnen nie auftauchen wird. Genauso wie wir für die Zukunft nicht sagen können, dass so etwas nie wieder passiert. Man ist als Verein nie komplett gefeit vor so etwas.
Werden Sie die Mannschaft auch darauf hinweisen, solche Dinge künftig nicht mehr intern zu regeln?
Es ist schon ein besonderes Merkmal unserer Mannschaft, dass sie es anstrebt, so einen Vorfall intern zu lösen. In der Grundtendenz muss man das positiv betrachten. Unsere Spieler sollen ja Verantwortung übernehmen. Gleichwohl muss man sagen, dass hier gut gemeint nicht unbedingt gut gemacht war. Man hätte uns viel früher informieren müssen. Das ist den Spielern aber mittlerweile auch klar. Wir gehen weiter sehr sensibel damit um, aber es ist es wichtig, dass man nicht den erhobenen Zeigefinger zeigt, sondern eine inhaltliche Auseinandersetzung sucht, aufklärt und gewisse Tendenzen aufzeigt.
Mit Sicherheit erwarten Sie in der kommenden Saison nun aber zwei brisante Duelle gegen Lotte.
Die Duelle waren auch in der vergangenen Saison hochklassig und sportlich sehr reizvoll. Auf die sportliche Auseinandersetzung freuen wir uns, aber ich glaube, dass zwischen den Vereinen keine Probleme bleiben werden. Auch wir hätten an Lottes Stelle den Finger gehoben. Vielleicht hätten wir uns an der ein oder anderen Stelle ein wenig anders geäußert, aber im Prinzip hätten wir uns ähnlich verhalten. Es geht nicht um Lotte vs. Essen, sondern darum, bestimmte Dinge anzugehen und zu lösen.