Ein Hauch von Historie umweht das Derby am kommenden Samstag. Der Wuppertaler SV ist zu Gast an der Hafenstraße und mit ihm werden zwischen 500 bis 700 Fans erwartet, die das Aufeinandertreffen der beiden Traditionsklubs verfolgen wollen. Vielleicht ein letztes Mal, dass das Georg-Melches-Stadion von einer nennenswerten Gästeschar besucht wird. Mit rund 8000 Zuschauern kalkuliert Rot-Weiss. Eines der letzten Großereignisse, bevor die Kultstätte im Sommer den Weg alles Irdischen antritt.
Dennoch geht es für das Team von Waldemar Wrobel nicht darum, eine der letzten Partys im alten Wohnzimmer zu geben. Vielmehr steht für Rot-Weiss Essen auch nach zwei deutlichen Erfolgen noch immer ein wenig Wiedergutmachung aus. Besonders den Anhängern ist die 2:5-Niederlage aus dem Hinspiel noch in schlechter Erinnerung. Auch beim Trainer weckt das Hinspiel noch heute Emotionen, weshalb der 42-Jährige auch deutliche Worte findet: „Im Hinspiel haben wir ziemlich dick auf die Fresse bekommen. Da hatten wir keine gute Phase.“
Das lässt sich nach den beiden jüngsten deutlichen Erfolgen nicht auf die Ist-Situation übertragen. Dennoch scheint auch Wrobel nicht so ganz sicher, wie er die beiden Siege gegen Bochum und Elversberg einordnen soll, ließen beide das freilich gute Spiel der Essener doch ohne nennenswerte Gegenwehr über sich ergehen. „Wuppertal ist mit den beiden letzten Gegnern nicht zu vergleichen“, betont Wrobel So viel ist also mal klar. Gleichwohl muss sich die neu formierte Essener Mannschaft keinesfalls vor dem Aufstiegsfavoriten a. D. verstecken. Gerade mal drei Punkte trennen beide Teams in der Tabelle. „Ein Duell auf Augenhöhe“, findet Wrobel.
Auch wenn die Essener nach zwei Heimniederlagen 2012 ausreichend motiviert sein sollten, diese dürftige Bilanz den zuletzt überzeugenden Leistungen anzupassen, wie Innenverteidiger Vincent Wagner die Erwartungshaltung nicht überhöhen: „Laut Presse sind wir ja Außenseiter, so wie das aus Wuppertal kommuniziert wird und die Rolle nehmen wir gerne an.“ Wer jedoch weiß, welch enges Band die Essener Mannschaft mit ihren Anhängern eint, weiß, dass Derbys auch in Spielerkreisen eine besondere Bedeutung beikommt. „Im Hinspiel saß ich leider auf der Tribüne und musste mir das angucken. Aber wenn du selbst da bepöbelt wirst, ist das mit Sicherheit ein besonderes Spiel. Alleine für die Fans“, gesteht Wagner. Kerim Avci sekundiert: „Für mich ist das eines der wichtigsten Spiele der Saison.“
Nachdem der 22-Jährige als Spielmacher das neu formierte Team zu zwei überzeugenden Siegen führte, dürften die Wuppertaler das durchaus aus Drohung verstehen. Auch wenn der sportliche Wert des Duells überschaubar ist, dürfte drin sein, was drauf steht: das letzte echte Derby im GMS.