Privattrainer! Genau den hat RWEs Neuzugang Thorsten Horz. Das Wesen ist ein sechsjähriger Rhodesian Ridgeback, ein Hund wie ein Kalb - Name: Yebo! Der hält auf Trab, ist auch beim Interview-Termin mit RevierSport in der Altenessener In-Pizzeria "Pasta-Connaction" genau so dabei wie Freundin Melanie (31). Die Lehrerin an einer Dortmunder Sonderschule für Erziehungshilfe lernte der gelernte Bürokaufmann Horz im Essener Szene-Treff "Roadstop" kennen. "Ich habe gerade Pommes rot-weiss gegessen", erinnert sich der Mittelfeldspieler genau an das RS-Interview von Kollege Michael Lorenz, der von einem rot-weissen Strandkorb sprach, "sie fragte nach einem Stuhl." Horz lehnte ab, aber Melanie ließ nicht locker - erfolgreich. Die RS-Redakteure Thomas Tartemann und Oliver Gerulat sprachen mit "Lexy" Horz.
Thorsten Horz, Sie haben "Pasta Arabiata" bestellt, Knoblauch und richtig scharf... Der Name ist doch Programm, ich brauch viele Kohlenhydrate, die Vorbereitung hat angefangen, das geht an die Substanz.
So ganz unbekannt sind Ihnen die Kader-Namen bei RWE nicht, oder? Die Physio-Zetzmänner kenne ich natürlich, Michael Bemben, Florian Thorwart und Hilko Ristau auch. Insgesamt habe ich ein prima Gefühl. Anders als beim letzten Zweitligaspiel gegen Unterhaching, als ich auf der Tribüne saß. Das war schlimm.
Kurz vor dem Trainingsauftakt schwor der Club die Akteure ein, oder? So muss das auch sein, Präsident Rolf Hempelmann sprach, der Sportliche Leiter Olaf Janßen auch.
Was machen Trainer und Sportlicher Leiter für einen Duo-Eindruck? Sehr kompetent, beide sind am Morgen wenn man kommt schon da, abends wenn man geht auch noch. Selbst wenn man später noch eine Physio-Einheit absolviert. Aber so kenne ich zum Beispiel Neuhaus aus Dortmund, der beim BVB mit großen Stars umgehen musste. Er war für mich ein Grund, zu RWE zu wechseln. Über die Karriere von Janßen müssen wir uns nicht großartig unterhalten, die Zahlen sprechen für sich. Die beiden passen zueinander. Wenn man beide um drei Uhr nachts anruft, stehen sie parat.
Sie klingen euphorisch! Jeder einzelne weiß jetzt Bescheid, um was es geht. Genau wie die Fans, die gesamte Stadt. Alles natürlich kein Vergleich zu den Dortmunder Amateuren, dort konnte man nicht aufsteigen, durfte also nur nicht absteigen. Bei RWE muss das Herz die Basis sein, das Ziel heißt Aufstieg.
Ganz was anderes jetzt? Na klar, es prickelt, wir haben gestandene Leute im Kader, das spürt man sofort, die wissen, wo der Hase lang läuft. Natürlich werden die neuen Jungs jetzt zusammen gewürfelt, aber man findet sich, die Qualität ist gut.
Auch für Sie gilt: Wenn Sie hoch wollen, muss jetzt etwas passieren. Natürlich, ich will auch Führungsspieler sein, ich werde schließlich am 3.Juli 27 Jahre alt. Aber die Strukturen werden sich schnell herauskristallisieren.
Ihr zweiter RWE-Versuch? Ich bin einmal fast beim Club gelandet, damals scheiterte alles, ich wurde medial als Abzocker hingestellt, auch ein Grund für mich, so ein Bild völlig richtig zu stellen. Mensch, jetzt habe ich mit RWE die Chance, in knapp zwölf Monaten in Liga zwei aufzulaufen. Ich habe schon einiges gesehen, in Bochum habe ich oben auf der Bank gesessen.
Sie werden trotz einer Vielzahl von Stationen beim Begriff Wandervogel ganz schön geladen! Auf jeden Fall, das ist für mich negativ. Natürlich muss ich mich aber auch an die eigene Nase packen, habe Chancen in den Wind geschossen. Es passte manchmal aus den verschiedensten Gründen nicht. Ein Club wie Oberhausen war für mich zum Beispiel ein Griff ins Klo. Jeder sucht doch genau den Verein, wo er sich wohl fühlt. Wichtig ist, jetzt zusammen zu explodieren.
Wann kam der Kontakt zustande? Nach der Regionalliga-Spielzeit. Im Umfeld hörte man immer etwas rascheln, aber RWE war so fair, Rücksicht auf den BVB-Abstiegskampf zu nehmen. Aber natürlich kann ich behaupten, RWE ist mein Wunschverein. Es gab ein kurzes, knackiges Telefonat mit Uwe, dann ging alles schnell. Er weiß, was er von mir verlangen kann, ich weiß, wie er spielen will. Wir wollen beide hoch in den Profifußball.
Sie kommen als Regionalliga-Absteiger - problematisch? Natürlich trägt man das mit sich herum. Der eine benötigt Tage, der andere Wochen, um es weg zu stecken, solche Gefühle kommen immer wieder hoch. Aber das muss man irgendwann abschließen, schlimm, aber so ist das. 365 Tage später kann ich einen Aufstieg feiern. Ich kündige jetzt schon an: Dann mache ich mir rot-weisse Haare.