Normalerweise ist Heiko Bonan ohne Zweifel kein Verlierer-Typ, am 28.Februar, beim Meisterschafts-Start an der Hafenstraße gegen das Tabellen-Schlusslicht VfR Neumünster (Samstag, 14 Uhr), könnte es aber passieren, dass sein Butterbrot auf die falsche Seite fällt. Die Umstellung auf die "Vierer-Perlen" in der Defensive könnte den am Dienstag satte 38 Jahre "jung" werdenden Bonan auf die Bank rotieren. Coach Jürgen Gelsdorf: "Alles ist möglich, wenn über 20 Spieler da sind. Es wird auch Härtefälle geben." Eine nicht uninteressante Konstellation, der eigentliche Schlüsselspieler - der kürzlich im Rahmen eines RevierSport-Interviews aus seiner Ketten-Aversion keinen Hehl machte - bei einer Versetzung ins Mittelfeld ohne Perspektive auf der Besetzungscoach. Und nicht zu vergessen, der Ex-Bochumer ist dazu noch Kapitän des Teams.
Der ehemalige Ahlener ist ein ehrlicher Typ, beim Medienkontakt nicht überfordert: "Ich gebe offen zu, natürlich lieber weiter mit der Libero-Position zu agieren. Obwohl meine Interpretation nicht unbedingt klassisch war, wir haben oft genug auf einer Höhe agiert." Unumstritten ist, dass Mitstreiter wie Benny Weigelt und auch Marco Kück mit einem Bonan im Rücken sicher kein Unwohlsein verpürten. Die Rückpass-Option auf den abgeklärten Oldie war immer da. Bonan: "Der Trainer hat seine Philosophie, die Kette hat er bereits in Osnabrück gespielt." Und ist so mit seinem Ex-Club VfL aufgestiegen.
Bonan bleibt locker: "Entscheidend ist doch, wir gewinnen die Begegnungen. Ob da Bonan oder ein anderer Name auf dem Spielberichtsbogen steht, ist nicht wichtig." Sein Nachsatz kommt aber prompt: "Natürlich will ich auflaufen, das ist doch klar. Ich feiere zwar am Dienstag schon meinen 38.Geburtstag, zuschauen will ich aber nicht." Die Ankündigung kommt dementsprechend: "So einfach gebe ich mich nicht geschlagen."
Wie gesagt, der eigentlichen Spielerfigur schlechthin droht die Bank - Bonan wiegelt nicht ab: "Das kann durchaus passieren." Und? Der 122fache Bundesliga-Spieler bleibt zugänglich. "Na klar, das wäre ein Problem." Diese Perspektive wurmt - Bonan betont die Sachlichkeit der Konstellation: "Ich bin einer von 25 Akteuren im Kader, wenn der Trainer der Meinung ist, andere sind besser, dann muss ich das hinnehmen." Allerdings hätte eine derartige Gelsdorf-Votierung weitaus mehr Renommée-Dimension als ein Bankticket für einen Ali Bilgin. Bonan bleibt standhaft: "So ist nun einmal Leistungssport. Damit muss man sich auseinandersetzen."
Kurios, könnte die Definition einiger Betrachter lauten, ein Bonan plötzlich außen vor. "Kurios würde ich das nicht nennen", grummelt Bonan, der auf das Nachbohren reagiert: "Ich finde die Situation beschissen, das sage ich ganz frei heraus." Seine Begründung: "Ich hatte mir nicht vorgestellt, mit 38 Jahren im Mittelfeld noch einmal hoch unter runter zu laufen." Auf der Liberoposition stand der ehemalige Wilhelmshavener außerhalb jeder Diskussion, jetzt liegt er gewissermaßen im Mittelfeld-Regal, neben einigen Hochkarätern. Gelsdorf muss sich nur bedienen. Bonan kann sich ein Schmunzeln nicht verbeißen: "Jetzt gibt es um wenig Plätze einige Bewerber, ich muss ganz schön rennen. Momentan könnte ich ehrlich nicht sagen, wer aufläuft." Tatsache: Ein Sven Lintjens ist gesetzt, keiner glaubt daran, dass ein Bjarne Goldbaek außen vor stehen wird, ein Marcus Wedau überzeugte zweifellos, Sven Fischer ist wieder fit, Bilgin drängelt - Beispiele! Dazu kommt jetzt Bonan. Und der sagt: "Topspieler für Regionalliga-Verhältnisse. Der eine oder andere wird gewaltig schlucken müssen." Geldorf: "Ich habe die Chance, zu wechseln, wenn es Durchhänger gibt."
Bonans Fazit: "Machen wir uns nichts vor: Wir sind Profis, wir verdienen damit unser Geld. Wenn man nicht spielt, kriegt man weniger." Und? Könnte Unruhe aufkommen? Bonan: "Wenn man richtig sauer ist, könnte es auch zu Äußerungen kommen. Aber das ist nicht verkehrt, eine Mannschaft, die emotional nicht lebt, hat auch keinen Erfolg." Gelsdorfs Schluss-Satz: "Keine Frage, Heiko wird uns noch helfen."