Eigentlich ging es dabei ja schon um eine ganze Menge für Rot-Weiss Essen. Wiedergutmachung für die Pokalpleite gegen Schwarz-Weiß Essen und nicht zuletzt um das erkärte neue Saisonziel: Platz drei. Sehr viel zu sehen bekamen die 720 Zuschauer der Partie beim VfL Bochum II im Wattenscheider Lohrheide-Stadion davon freilich nicht. Vielmehr mutete das, was beide Mannschaften anboten wie ein lockeres Trainingsspielchen an. Das Resultat mag als Zeugnis der beiden Abwehrreihen reichen: 5:4 gewann der VfL und konnte von Glück reden, dass Daniel Chitsulo mit der letzten Aktion des Spiels nur die die Unterkante der Latte und nicht zum 5:5 traf.
Trotz des laxen Defensivverhaltens war RWE-Trainer Ralf Aussem aber bemüht, Argumente dafür zu liefern, dass seine Mannschaft keinen "Sommerfußball" gespielt hat: "Wir haben uns nicht auf einen Sommerkick eingelassen, sondern in jeder Situation versucht, nach vorne zu spielen." Keine Frage, an Torraumszenen mangelte es der Partie nun wirklich zu allerletzt. Nach 19 Minuten war es Mirkan Aydin, der den Torreigen eröffnete. Nur zwei Minuten später glich Mike Wunderlich jedoch mit einem gefühlvollen Heber über den Bochumer Schlussmann Markus Scholz aus. Als Markus Kurth schließlich mit dem Kopf zum 2:1 abstaubte, waren die Essener voll auf Wiedergutmachungskurs. "Aber dann haben wir acht Minuten lang gepennt", räumte Aussem ein.
Und wie! Laurenz Wassinger (37.), erneut Aydin (43.) und Mark Rzatkowski (45.) drehten den Spielstand mit ihren Treffern zum 4:2 für den VfL. Als dann auch noch Mohamed Labiadh (61.) das 5:2 nachlegte, konnte es für RWE eigentlich nur noch um Schadensbegrenzung gehen. Im Minutentakt leistete sich der Mannschaftsteil, der eigentlich für das Toreverhindern zuständig sein sollte, mitunter haarsträubende Fehler. Selbst Keeper André Maczkowiak schien bei den ersten beiden Gegentreffern nicht ganz auf der Höhe und mit seinem Bänderriss doch noch etwas gehandicapt. Aussem glaubt dennoch, dass die Entscheidung für den Stammtorhüter richtig gewesen ist: "André war vor dem Pokalspiel angeschlagen, danach war der Gesundheitszustand aber stabil. Warum sollten wir jetzt wechseln?"
Als längst niemand mehr etwas auf die Gäste setzte, kamen die Rot-Weissen aber noch einmal auf. Der eingewechselte Robert Mainka mit einer feinen Einzelleistung (68.) und Mike Wunderlich (91.) vom Elfmeterpunkt brachten RWE noch einmal heran. Daher glaubt Aussem: "Nach dem Spiel am Mittwoch war das die richtige Reaktion. Die Mannschaft hat sich nicht hängen lassen." Die Defensivreihen ließen aber zahlreiche Wünsche offen. Das gab auch Essens zweiter Coach Uwe Erkenbrecher zu. "Wir sind im Moment nicht in der Lage, die individuellen Fehler abzustellen. Unserer Tore waren zum Teil sehr schön herausgespielt, die Bochumer Treffer größtenteils Zufallsprodukte",
VfL-Trainer Nico Michaty war das jedoch herzlich egal: "Ich schaue mir das mit zwei lachenden Augen an. Wir haben gegen Rot-Weiss Essen fünf Tore geschossen, da sehe ich über die vier Gegentore mal hinweg. Kompliment an meine Mannschaft, aber auch an den Gegner, der sich auch nach dem 5:2 nicht hängen gelassen hat."