Es war eine Nachricht, die einige Anhänger des Westfalen-Oberligisten ASC 09 Dortmund in der Vorweihnachtszeit kalt erwischt haben dürfte. Am Mittwoch, 18. Dezember, haben sowohl der Sportchef Samir Habibovic als auch der Vorstandsvorsitzende Michel Linke bekanntgegeben, dass sie ihre Ämter zum kommenden Sommer niederlegen werden.
Zumindest für Habibovic hat der ASC bereits einen Nachfolger gefunden: Dennis Hübner, selbst ein ehemaliger Trainer der Dortmunder, wird den Sportcef-Posten übernehmen.
Gegenüber RevierSport hat sich Habibovic nun erstmals zu seinem ASC-Aus geäußert: "Ich habe Ende des letzten Jahres gemerkt, dass es mich sportlich zwar noch packt, das ganze Drumherum aber irgendwann zu viel geworden ist. Das Engagement war nicht mehr da. Ich brauche mal ein Jährchen Pause. Das Sportliche habe ich hinbekommen, alles andere nicht mehr. Da war der Rücktritt dann das Beste."
Eine nüchterne Einordnung nach 13 Jahren, in denen Habibovic eine der zentralen Figuren bei Aplerbecker Sportclub war. Zuvor war er bereits neun Jahre Trainer und Sportchef beim Hombrucher SV.
In den vergangenen 13 Jahren war nahezu alles, was beim ASC angeschoben wurde, mit dem Namen Samir Habibovic verknüpft. "Ich bin stolz, dass wir so eine Infrastruktur geschaffen haben. Wir haben den Verein komplett umgekrempelt und auf die Jugend gesetzt. Insgesamt haben wir über die Jahre 17 Spieler aus der U19 hochgeholt."
Unter Habibovic hat sich der ASC erst zu einem Oberligisten, dann zu einem gestandenen Oberligisten und mittlerweile auch zu einem Top-Team, das regelmäßig um die Regionalliga West mitspielt, entwickelt. Auch in der laufenden Saison sind die Aplerbecker wieder als Aufstiegskandidat zu nennen, belegen sie doch den zweiten Platz.
Doch selbst wenn der ASC den Aufstieg schaffen sollte - Habibovic sieht die Voraussetzungen für Viertliga-Fußball in Dortmund einfach nicht gegeben: "Die Stadt Dortmund möchte einfach keinen Regionalligisten. Es gibt den BVB und mehr nicht. Das muss man auch akzeptieren."
Er könne das sogar nachvollziehen, sagte er: "Wenn die Stadt ein Regionalliga-Stadion baut und der ASC dort ein, zwei Jahre spielt, dann ist das gut. Aber wenn der ASC dann wieder absteigen sollte, dann würde er wieder in sein heimisches Stadion ziehen."
Türkspor Dortmund steht vor dem direkten Abstieg zurück in die Oberliga. Andere derart ambitionierte Klubs hat Dortmund nicht. Habibovic hat mit dem ASC alles erreicht, er sei "an die Grenzen des Machbaren gestoßen", wie er selbst sagt.
Rückkehr in den Fußball? Vermutlich außerhalb von Dortmund
Deshalb würde ihn, sollte er nach seiner Pause wieder zurückkehren, wohl auch eher etwas anderes reizen. "Zu neunzig Prozent wird es ein Verein, der nicht aus Dortmund kommt. Ich habe die Grenzen in Dortmund kennengelernt: Oberliga, mehr geht nicht. In Dortmund ist der Regionalliga-Fußball nicht gewollt."
Das solle nicht nachtragend klingen, lässt Habibovic durchblicken. Er versteife sich auch nicht darauf, bei einem Regionalligisten einzusteigen."Es kann auch sein, dass ich einen Landesligisten mit Potenzial übernehmen würde."
Interesse gebe es jedenfalls schon jetzt: "Ich hatte direkt zwei Anrufe von interessierten Vereinen. Ich habe denen aber sofort gesagt, dass ich ein Jahr Pause machen möchte. Danach kann man schauen."
Er sich erstmal viel um seine Familie und die zwei Töchter kümmern. Ob er sich nach seinem Abschied noch einmal beim ASC 09 blicken lassen wird? "Ich bin da sehr, sehr extrem. Ich werde aber mit Sicherheit ein, zweimal hinfahren, aber ich bin ein Typ, der dann erstmal Abstand braucht."
Aber zurückblicken wird er, auf eine Reise in die Oberliga und fast auch darüber hinaus. In den vergangenen Jahren lebte der ASC 09 auch immer wieder in Extremen. Auch nach unten.
"Ein Highlight war zweifellos der Nicht-Abstieg mit Adrian Alipour, als wir in der Saison 2016/17 in letzter Sekunde drin geblieben sind. Das wurde genauso gefeiert wie der Aufstieg in die Oberliga." Diese Erinnerungen wird ihm niemand mehr nehmen können.