Vor genau einem Jahr ging es für den VfB Speldorf in die erste Winterpause nach dem viel umjubelten Oberliga-Aufstieg. Die gespielte Runde konnte sich damals sehen lassen: 28 Zähler aus 19 Spielen bis zur Weinachtspause zauberten an der Saarner Straße vielen Anhängern und Verantwortlichen ein Lächeln ins Gesicht. „Wir können wirklich stolz sein, was wir dieses Jahr erreicht haben,“ sagte der damalige VfB-Trainer Christian Mikolajczak zum Jahr 2017. Nun ist Mikolajczak weg. Der VfB befindet sich im Tabellenkeller und steht finanziell schlecht dar. Dem Verein droht das große Chaos.
Abgänge schmerzen sehr Es war schon zu Saisonbeginn abzusehen, dass die Mülheimer es schwer haben werden in der Saison 2018/2019. Mit Philipp Bartmann (TuSpo Saarn), Maximilian Fritzsche (DSV 1900) und Maximilian Heckhoff (Heiligenhaus) verließen drei wichtige und langjährige Speldorfer den Verein. „Die Abgänge haben natürlich sehr geschmerzt“, gibt Sportchef Oliver Röder zu. Zusammen brachten die drei es auf 79 Spiele und acht Tore in der abgelaufenen Spielzeit. Hinzu kommt, dass Bartmann und Fritzsche die Kapitäne waren. Den VfB verließen also zwei wichtige Sprachrohre mit Speldorfer Identität. „Beide waren sehr verdiente Spieler des VfB. Dass sie gegangen sind, war alles andere als unser Wunsch,“ bedauert Röder.
Laut den Aussagen des Sportchefs habe er seinem Trainer anschließend alle Wunschspieler an Land gezogen „Christian hat die eine oder andere Verstärkung eingefordert und ich bin dem nachgekommen“, beschreibt Röder die Situation in der Sommer-Vorbereitung.. Bester Transfer war ohne Zweifel Torjäger Andre Trienenjost (Hö./Nie). Für die Defensive holte man aber wenig. Die schwache Hinrunde mit nur 20 Punkten bewies, dass der VfB sich verkalkuliert hatte. Mikolajczak nahm freiwillig seinen Hut, nachdem er sich mit Röder verkracht hatte. „Es hätte über den Winter hinaus sowieso keinen Sinn mehr gemacht, ihn zu halten. Die geholte Qualität und die Ergebnisse passten nicht zusammen“, wird Röder deutlich.
Finanzchaos droht Doch die Probleme des VfB liegen noch viel tiefer und sind nicht nur sportlicher Natur. Finanziell drückt der Schuh beim größten Verein Mülheims. Im Fall des Abschieds Mikolajczaks spielte Speldorfs Vorstandsvorsitzender Frank Linnecke eine entscheidende Rolle. Linnecke ließ sich immer weniger auf der Anlage blicken und weilte in Thailand. „Eine einzelne Person hatte versprochen, eine bestimmte Summe Geld zu besorgen und dies nicht getan“, formuliert es Röder vorsichtig. Dass Linnecke damit gemeint ist, ist klar.
Er und Mikolajczak standen sich aus dessen Schalker Zeiten sehr nahe und in den letzten Wochen Sportchef Röder gegenüber, der nun auf der Suche nach einem neuen Trainer ist: „Wir suchen finanzielle Partner , die sich mit dem VfB identifizieren. Hinzu kommt, dass wir einige Abgaben nachzahlen müssen. Dafür müssen wir eine Lösung finden“. Nach dem letzten Spiel gegen Ratingen schien zudem durch, dass die Spieler schon einige Monate ohne Gehalt sind. Wenn dies alles geschafft ist, will sich Röder wohl zurückziehen und den Verein verlassen: „Ich muss hier erstmal alles gerade biegen. Danach schaue ich, ob ich weiter tätig sein werde“, sagt Röder.
Autor: Philip Ronden