Der Untergang droht

Riesen-Schlammschlacht beim VfB Speldorf

Schon vor einigen Wochen kam das Gerücht auf, dass beim VfB Speldorf irgendetwas nicht stimmen würde. Die endgültige Bestätigung dieser Vermutung folgte am Freitag. Es war ein Paukenschlag. Trainer Christian Mikolajczak gab bekannt, dass er den Verein am Jahresende verlassen werde. „Es sind viele Dinge im Verein passiert, die mir einfach nicht passen“, hieß es in der Erklärung Mikolajczaks zu seinem Rücktritt. Zwei Tage später geriet seine Mannschaft bei seinem Heim-Abschied gegen Ratingen 04/19 dann mit 3:6 unter die Räder.

Grüppchen-Bildung in der Führungsriege

Doch die Probleme des ranghöchsten Fußball-Vereins in Mülheim liegen viel tiefer. Sie sind gravierend. Innerhalb der Führungsriege scheint es seit geraumer Zeit zwei Gruppen zu geben, die sich gegenseitig das Leben schwer machen. Auf der einen Seite steht Christian Mikolajczak, der Noch-Trainer, der den VfB sogar als Spielertrainer von der Landesliga zurück in die Oberliga führte. Ihm zur Seite steht der erste Vorsitzende des Vereins Frank Linnecke. Linnecke, ein bekennender Schalker und auch schon in der Vergangenheit eng mit Ex-Schalker Mikolajczak verbunden, unterstützte den VfB mit Geldern aus seinem Solarienhandel und besorgte weitere Sponsoren. Er hielt den Verein alleine über Wasser, setzte ihn dadurch aber auch einer großen Gefahr aus. Klar war stets: Verliert Linnecke die Lust, ist in Speldorf Feierabend. Mikolajczak und Linnecke gegenüber steht der Sportliche Leiter und Ur-Speldorfer Oliver Röder, gemeinsam mit einigen anderen Vorstandsmitgliedern.

Laut übereinstimmenden Aussagen von Mikolajczak und Röder geht man sich schon länger aus dem Weg. Präsident Linnecke, der in Mülheim als "Sonnengott" bekannt wurde, ist seit einiger Zeit gar nicht mehr auf der Anlage aufgetaucht und weilt angeblich in Thailand. „Es gibt zu viele Menschen, die den Ansprüchen des VfB im Weg stehen. Da wird einfach egoistisch gehandelt“, formuliert es Mikolajczak und er setzt noch einem drauf: „Es wird gezielt gegen den ersten Vorsitzenden und den Trainer gearbeitet.“ Harte Vorwürfe, die eindeutig in Richtung Sportchef Röder gehen.

Röder kritisiert Verhalten Mikolajczaks und gibt Geldprobleme zu

Röder selbst will diese Aussagen nicht auf sich sitzen lassen. Der Sportchef sieht sich und „seinen“ VfB durch den öffentlichen Rücktritt und das Verhalten Mikolajczaks geschädigt. „Christian hat eine Plattform gesucht, um sich zu präsentieren. Seinen Rücktritt öffentlich bekannt zu machen, bevor wir miteinander gesprochen haben, finde ich erschreckend“, sagt Röder. Darüber hinaus sah er keine Basis für eine weitere Zusammenarbeit: „Wir haben Christian alle Spieler geholt, die er wollte. Die Ergebnisse stimmen mit der hinzugeholten Qualität dann nicht überein. Der Vorschlag, noch weitere Spieler nachzulegen, kann nicht umgesetzt werden“, meint Röder.

Die Liquiditätsprobleme in Speldorf verheimlicht Röder nicht: „Der Hauptgeldgeber, die Person, die versprochen hat, eine gewisse Summe zu besorgen, hat sich zurückgezogen“, sagt er. Einen Namen nennt er nicht. Dass Röder Linnecke damit meint, steht außer Frage.

Das Ausmaß der finanziellen Notlage ist verheerend. Auf dem Weg in die Kabine fluchte VfB-Spieler Patrick Nemec lautstark und für alle hörbar: „Auf dem Platz läuft es so scheiße wie im Verein. Seit August kein Geld mehr.“

Es sind Sätze, die tief blicken lassen und andeuten, wie lange es beim VfB schon hinter den Kulissen zu brennen scheint. Röder kann die Aussage von Nemec bestätigen: „Ja, es gibt Zahlungsprobleme mit den Gehältern und vielen anderen Abgaben an den Verband. Wir müssen aber alle einem Weg finden, dort rauszukommen“. Wenn das geschafft sei, will Röder wahrscheinlich sein Amt niederlegen: „Ich denke daran, aber erst nachdem alles geklärt ist. Ich lasse die Leute hier nicht im Stich wie manch anderer hier“, ledert er in Richtung seiner Gegenspieler.

Derweil möchte sich die Jugendabteilung nicht als Revoluzzer verstanden wissen. „Es geht einfach um eine Bündelung der Kräfte und ich glaube, dass wir dadurch eine Chance haben“, sagte Jugendleiter Maik Haferkamp. Er und sein Team waren vom sportlichen Leiter Oliver Röder, dem zweiten Vorsitzenden Stephan Peltzer und dem treuen Geschäftsstellenleiter Hermann Bovermann angesprochen worden. „Wir haben gesagt, dass wir Hilfe brauchen“, bestätigt Röder.

In einer Sitzung mit Sponsoren und Interessierten soll in erster Linie beraten werden, wer bereit ist, den Weg in Speldorf weiter mitzugehen. „Das machen wir nicht, weil sich irgendjemand profilieren will, sondern weil wir dazu gezwungen sind“, betont Oliver Röder. Welche Spieler dann noch gehalten werden können, ist erst der zweite Schritt.

Autor: Philip Ronden, Marcel Dronia