Freud und Leid liegen oft ganz nah beieinander. Das bekam auch der kriselnde SC Westfalia Herne am Sonntag gegen die Sportfreunde Siegen zu spüren. Die extrem schwache Chancenverwertung und die positive Moral der Gäste brachte die Köpfe der Fans spät zum Hängen. Das sah nach dem zwischenzeitlichen 2:0 noch ganz anders aus, als es Christian Knappmann nicht mehr in seiner Coaching-Zone hielt. Außer Rand und Band bejubelte der 37-Jährige mit seiner Elf den guten Start gegen die favorisierten Sportfreunde. Doch die Stimmung kippte schon zur Halbzeit: „Muss 7:0 stehen“, brüllte Knappmann auf dem Weg in die Kabine. Nach dem bitteren Ausgleich aus Herner Sicht wurde die Gefühlslage dann immer aggressiver.
Bevor der Trainer das turbulente Spielgeschehen analysierte, musste er sich einige hämische Kommentare der eigenen Anhänger anhören. „Glückwunsch zum Punkt“, riefen einige Fans Richtung Knappmann, der zu diesem Zeitpunkt bereits auf 180 war und sich mit einigen Zuschauern ein verbales Wortgefecht lieferte. Schon nach dem Anschlusstreffer erahnten viele Zuschauer den Super-Gau, der in der Nachspielzeit zur bitteren Realität wurde. Ein unnötiges Ballwegschießen war eines der Anzeichen von Knappmanns Wut, die sich immer weiter steigerte.
Brandrede auf der Pressekonferenz
Auf der Pressekonferenz verbesserte sich die Laune des Trainers keineswegs, im Gegenteil: Knappmann wurde ungehalten und redete sich völlig in Rage. Viele Verantwortliche der Westfalia versuchten den 37-Jährigen zu beruhigen, vergebens. Andere verließen bereits den PK-Raum, während Knappmann endgültig zum Rundumschlag ausholte: „Irgendwann steht’s mir bis hier. Die Heckenschützen, die hier den Verein seit Jahren promoten, die immer wieder Eintritt gewähren, die müssen sich dann über Konsequenzen nicht wundern. Wenn man Menschen auf der Tribüne hat, die von der ersten Minute an nur gegen bestimmte Spieler schießen, dann werde ich das so beim Vorstand kommunizieren, dass diese Leute hier Stadionverbot kriegen. Und egal, wann und wie die hier vor den Ball getreten haben“, wütete Knappmann, der dabei auf bestimmte ehemalige Spieler der Westfalia anspielte.
Das Spielgeschehen bot schon einiges an Zündstoff, doch Christian Knappmann setzte wieder Mal einen drauf. Dass die Westfalia durch das Remis nicht mehr Letzter ist, interessierte niemanden, viel mehr spitzt sich die Krise des Vorjahres-Neunten immer weiter zu.
Autor: Fabian Kleintges-Topoll