Jammern ist nicht, dafür ist Christian Knappmann zu sehr Fußballer. Trotz aller Rück- und Nackenschläge bleibt der Trainer des SC Westfalia Herne vor dem Oberligaspiel gegen die Sportfreunde Siegen am Sonntag (15.15 Uhr, real-Arena, Schloss Strünkede) guter Dinge . „Wir werden auch diesmal eine starke Elf aufs Eis schicken“, kündigt er selbstbewusst an.
Daran ändern auch die nackten Fakten nichts. Herne ist Tabellenletzter, hat aus acht Spielen gerade mal vier Punkte geholt, Siegen hat erst am letzten Sonntag erstmals verloren und liegt mit 15 Punkten auf Rang vier: Solche Zahlen stempeln Westfalia zum krassen Außenseiter. Was Knappmann überhaupt nicht anficht. „Wenn wir an die Leistung gegen Erndtebrück anknüpfen, steht einem Sieg nichts im Wege“, meint der SCW-Coach.
Schermbeck sieht er als negativen Ausreißer. „Gegen Ennepetal waren wir nicht effektiv, aber gegen Schermbeck haben wir zum ersten Mal versagt. Die ersten 30 Minuten waren richtig schlecht“, hakt er das 1:3 vom letzten Sonntag ab – und ruft stattdessen das letzte Heimspiel in Erinnerung. „Erndtebrück ist die Messlatte. Wenn wir sie reißen, gibt’s Lack, springen wir drüber, sind drei Punkte auf dem Konto“, prophezeit er. Dass auf der anderen Seite ein Gegner steht, der eine ganze Mange zu bieten hat, ist dem Herner Coach dabei bewusst.
„Ich finde die Siegener Mannschaft richtig gut“, sagt Knappmann. Vor allem sei das ein Verdienst seines Trainerkollegen. „Dominik Dapprich hat sich eiskalt seiner Philosophie verschrieben, und die heißt Kurzpass, Kurzpass, Kurzpass.“ Diese Linie konsequent durchgezogen zu haben, trotz Insolvenz, trotz des „heißen Pflasters“ in Siegen, das nötigt dem SCW-Trainer Respekt ab. „Da wird richtig gute Arbeit geleistet. Die 15 Punkte sind kein Zufall, sondern nachhaltig erarbeitet worden.“
Die ganz großen Namen sucht man im Aufgebot der Sportfreunde vergeblich. Entscheidend mitgeprägt wird der Spielstil durch vier Japaner. „Beweglichkeit, Wendigkeit, Schnelligkeit und gute Technik zeichnen die Siegener Mannschaft aus“, weiß Knappmann. Darauf wird er auch seine Elf einstellen. Wie er sie formiert, hat er bereits im Kopf – allzu viele Optionen bietet der um zehn, zwölf Langzeitverletzte ausgedünnte Kader ja ohnehin nicht mehr.
Zuversicht durch den Pokalsieg
Neue Zuversicht wollen die Herner auch aus ihrem Pokalsieg in Frohlinde schöpfen. „In unserer Situation ist jeder Sieg wichtig, egal wie glücklich, egal wie der Gegner heißt“, meint Knappmann, der auch eines nicht verhehlt: „Es hätte eine Überraschung geben können.“ Aber das frühe 1:0 hat der Oberligist ins Ziel gebracht. „Das haben die Jungs gut gemacht.“
Gegen Siegen, so hofft der Trainer, wird es seine Mannschaft genauso gut machen. Schließlich hat sie etwas gutzumachen. Erst ein Sieg gegen Siegen macht Schermbeck vergessen.
Autor: Wolfgang Volmer