Herr Janßen, nach neun Spielen führt Homberg die Liga als einziges noch ungeschlagenes Team an. Dazu haben Sie mit Straelen einen Regionalligisten aus dem Pokal gekegelt. Wie viel Spaß macht Ihnen die Arbeit aktuell?
Es macht Riesen-Spaß. Das war so nicht zu erwarten. Ich bezeichne diesen Start als sensationell. Was die Jungs auf dem Platz und die Leute im Umfeld machen, ist einfach nur toll. Das gleiche würde ich aber sagen, wenn wir nur vier Punkte auf dem Konto hätten und Tabellenachter wären. Es macht einfach großen Spaß, in Homberg zu arbeiten.
Viele Trainer würden in Ihrer Lage von einer Momentaufnahme sprechen. Ist das so eine? Oder steckt da mehr dahinter?
Wir haben in der letzten Saison 16 Mal hintereinander nicht verloren und sind jetzt wieder seit neun Spielen ungeschlagen. Wenn ich jedes Mal sagen würde, das sei nur Glück, dann ist das nicht richtig. Na klar, wir haben Spielglück, aber auch sehr viel Selbstbewusstsein. Und ich glaube, wenn man Selbstbewusstsein hat, dann gewinnt man auch die Spiele, die man in einer anderen Situation eben nicht gewinnen würde. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mich unsere Stärke überrascht. Aber dass wir so stark sind, da konnte natürlich keiner mit rechnen.
Kurzer Rückblick: Zum jetzigen Zeitpunkt vor einem Jahr hatten Sie gerade mal elf Zähler auf dem Konto. Was hat sich in dem Jahr verändert?
Wir haben gelernt (lacht). Wenn man elf Punkte nach neun Spielen hat, ist das auch nicht schlecht. Die Liga ist sehr ausgeglichen, jedes Team hat seine Qualität. Du kannst gegen jeden Gegner an einem guten Tag gewinnen, wenn du nur 70, 80 Prozent bringst, kannst du aber auch gegen jeden verlieren. Meine Mannschaft war oft nah an 100 Prozent. Wir sind reifer geworden und größenteils seit vier Jahren zusammen geblieben. Ich bin davon überzeugt, dass die Eingespielheit des Kaders eine ganz große Rolle spielt. Das zeigt, dass man nicht immer einen großen Umbruch vollziehen, sondern sich den Erfolg kontinuierlich erarbeiten muss. Außerdem muss man sagen, dass wir perfekt für die Oberliga gemacht sind. Wir gehören nicht tiefer, ob es eine Liga höher für uns passen würde, muss man sehen. Wir spielen befreit auf und haben keinen Druck von der sportlichen Führung oder von Sponsoren.
Ein kleines Rechenspielchen: Vor zwei Jahren wurden Sie Siebter, letzte Saison sprang der dritte Platz heraus. Dem Gesetz der Logik zufolge spielen Sie in der kommenden Saison in der Regionalliga.
Ich hab ja schon mal scherzenshalber gesagt, wir sind so gut, wir überspringen die Regionalliga einfach. Aber da muss man immer die Kirche im Dorf lassen. Die Regionalliga West ist eine Profi-Liga. Zum jetzigen Zeitpunkt vor einem Jahr war Düsseldorf Spitzenreiter, 22 Spieltage später waren sie froh, die Klasse gehalten zu haben. Das wird uns höchstwahrscheinlich nicht passieren, aber wir müssen aufpassen, dass wir dranbleiben. Jeder Gegner ist nun natürlich darauf erpicht, uns als Tabellenführer zu schlagen. Das merkt man in den Spielen.
Wer wird Ihrer Meinung nach noch eine Rolle im Aufstiegskampf spielen?
Die SSVg Velbert hat vor zwei Wochen hier gezeigt, dass sie einen sehr starken Kader haben. Vor zwei Wochen haben wir gegen sie gespielt und waren gleichauf - das heißt, dass man uns zwangsläufig ebenfalls nennen muss, auch wenn mir das nicht ganz Recht ist. Meerbusch wird wohl auch eine Rolle spielen, der 1. FC Bocholt macht derzeit sehr viel richtig. Schonnebeck wird hinten raus sicherlich eine gute Saison spielen. Eine Saison ist lang und jetzt kommen die dunklen Monate: In denen entscheidet sich eine Saison in der Regel.
Autor: Soccerwatch.tv/Erik Asmussen