Ein ereignisreiches Spiel hatte SCW-Trainer Christian Knappmann prophezeit, ein ereignisreiches Spiel ist es geworden. Dumm nur, dass seine Jungs bei den wichtigsten Ereignissen als Statisten Spalier standen.
Tagelang hatte Knappmann seinen Jungs eingetrichtert, wie sie auf diesem Geläuf zu spielen hatten: Statt den Ball nach vorne zu tragen, sollte das Mittelfeld mit weiten Schlägen auf den kopfballstarken Maurice Kühn überbrückt werden, um dann auf die Jagd nach zweiten Bällen zu gehen. Das beherzigten die Gäste anfangs wohl, ohne auch nur im Ansatz gefährlich zu werden, weil weder Ciccarelli noch Abdallah oder der nachrückende Anan die richtigen Laufwege fanden.
Zunächst richteten Kevin Rudolphs Eckstöße oder Turans weite Einwürfe im Herner Strafraum noch keinen Schaden an. Plötzlich aber lag die Kugel doch im Herner Tor. Kilian Niewerth hatte auf der linken Seite keinen Gegnerdruck, zog aus 25 Metern einfach mal ab, und über Ricardo Seifried hinweg senkte sich der Ball in den Winkel. Das war der Beginn jener Phase, die das Spiel zu einem besonders „ereignisreichen“ machte. Der SVS setzte nach, Herne wirkte verunsichert. Es wurde ruppig, es wurde hektisch. Die Bilanz der letzten 20 Minuten bis zur Pause: Für jede Mannschaft dreimal Gelb, Rot für Schermbecks Niehoff wegen Kopfstoßes gegen Maurice Temme – und zwei weitere Tore.
Beide erzielten die Platzherren. Beim 2:0 unterlief der indisponierte Nico Pulver eine der brandfackelartigen Flanken von Marek Klimczok und machte den Weg frei für Turan, der per Dropkick einnetzte (29.), vier Minuten später durfte Kevin Rudolph unbedrängt hochsteigen und hatte mit einem Kopfball-Aufsetzer Erfolg. Hernes Aushilfs-Innenverteidiger Dino Dzaferoski musste sich das von draußen ansehen. Ihm hatte der Schiedsrichter den Zutritt zum Spielfeld verwehrt, obwohl Dzaferoski zuvor nicht außerhalb behandelt worden war – ein Fehler, für den sich Philip Dräger laut Herner Aussagen in der Halbzeit entschuldigte.
Es half nichts, mit 0:3 ging es in die zweite Hälfte. Die Herner versuchten, den Ball ins Tor zu tragen - ein auf diesem Boden untaugliches Mittel. So verpuffte Westfalias Zwergenaufstand wirkungslos. Nach Duyars 1:3 hatte Marzullo noch eine glasklare Chance, auf der anderen Seite hätte Benkovic auch gut erhöhen können. Es blieb beim 1:3.
Autor: Wolfgang Volmer