In der Nachbarstadt Essen war gerade eine Legende zu Besuch: Kino-Veteran Terence Hill präsentierte in der Lichtburg seinen neuen Film. In den 70er Jahren hatten er und Partner Bud Spencer mit Komödien wie „Vier Fäuste für ein Hallelujah“ Millionen Fans vor die Leinwand gelockt, einer ihrer größten Hits hieß: „Zwei sind nicht zu bremsen“ – das passt zum Saisonstart des Velberter Fußball-Oberliga-Duos wie die Faust von Terence Hill auf die Nase des Bösewichts.
Denn auch am vierten Spieltag ließen sich der SC und die SSVg nicht aufhalten. Nach dem dritten Spieltag hatten sie die Plätze drei und vier eingenommen, nach dem vierten Spieltag rangieren sie an den Positionen eins und drei. Beide sind noch ungeschlagen, der SC hat sogar nach dem 4:0 über den FSV Duisburg sämtliche vier Spiele gewonnen und steht auf Platz eins.
Dort rangierte am Sonntag noch der 1. FC Bocholt — bis die SSVg kam und das Spitzenspiel mit 2:0 gewann. Die Blauen haben ihren Anspruch, in der Spitze mitmischen zu wollen, überzeugend untermauert.
Zwei Velberter Fußball-Teams für ein Hallelujah? Noch lange nicht, allzu frühe Lobpreisungen kommen bei beiden Teams gar nicht gut an. SSVg-Trainer Alexander Voigt betonte bereits vor einer Woche, dass er wegen ein paar guter Ergebnisse nicht gleich Hurra schreie und verschwieg nun auch nach dem Sieg beim Tabellenführer nicht, dass er in der ersten Halbzeit noch Schwächen erkannt hatte. Es gab hinten gefährliche Situationen und es dauert länger als eine halbe Stunde, bis das Angriffsspiel in Fahrt kam.
Beim SC ziehen sie derweil den TV-Schirm der Kino-Leinwand vor. „Fernseher einschalten, Videotext aufrufen. Da kann man sich dann an unserem Tabellenstand erfreuen“, sagt SC-Trainer Ralf vom Dorp. Im Gegensatz zur Kino-Vorstellung, die nach ein paar Stunden vorbei ist, kann hier das Sehvergnügen gut eine Woche lang dauern. Bis zum nächsten Spieltag.
Vielleicht auch länger, aber das ist beim Club nicht das Thema. Auch der Vorsitzende Dirk Graedtke betont, dass es sich beim Tabellenstand um eine Moment-Aufnahme handele, die sie am Böttinger nun genießen – zumal sie damit in ihren kühnsten Träumen nicht gerechnet haben: „Wer uns zu Beginn prophezeit hätte, dass wir am vierten Spieltag den Platz an der Sonne haben, wäre als verrückt erklärt worden.“
Gar nicht auszudenken, wenn der Wahnsinn beim SC noch eine Woche weiter geht und sich auch die SSVg am kommenden Spieltag keine Blöße gibt — denn dann wären die Voraussetzungen für das Velberter Spiel der Spiele geschaffen.
In weniger als zwei Wochen steigt schon das Lokalderby, der SC empfängt am Samstag, 8. September, um 16 Uhr in der BLF-Arena die SSVg zum Stadtduell. Das prestigeträchtige Derby ist eh der Hit, als Top-Spiel der Liga würde es noch größer – und der Sieger wird sich vielleicht ein kleines Hallelujah nicht verkneifen.
Autor: Ulrich Tröster