In dieser Saison hält sich „Kosse“ bei den Gelb-Schwarzen als dritter Keeper für den Fall der Fälle bereit. Das war aber beim 4:0 (2:0)-Sieg zum Saisonstart gegen den SC Düsseldorf-West diesmal nebensächlich. Kossenjans stand mit einer Videokamera auf der Tribüne und am Spielfeldrand. Dabei richtete er den Fokus auf eine bestimmte Person: Sunay Acar.
Hombergs zweites Urgestein bekam bei der Saison-Premiere letztmals in der ersten Mannschaft Starterlaubnis. „Ich hatte Sunay das nach unserem Aufstieg versprochen. Wenn es schief gegangen wäre, hätte ich das komplett auf meine Kappe genommen“, meinte Chefcoach Stefan Janßen, der Acar so lange auf dem Rasen ließ, bis das vereinbarte Signal seines Routiniers kam. Nach 67 Minuten machte Acar für Florian Witte Platz. Seine Bilanz bis dahin: eine Torvorbereitung zum 3:0 durch Jonas Rölver (57.), der einen abgewehrten Acar-Schuss locker abstaubte. Und ein über das Tor geknallter Foulelfmeter (10.). Präsident Thomas Bungart nach Abpfiff zwinkernd: „Den Ball haben wir immer noch nicht gefunden.“ Acar nahm’s mit Humor. Der alte Mann will jetzt mit 37 Jahren einfach nicht mehr. „Für mich war wichtig, dass ich den Zeitpunkt des Aufhörens selbst bestimme“, erklärt Acar, „ich will keine Mitleidseinsätze oder Spiele, in denen die Teamkollegen mich mit durchziehen. Ich habe in der Woche vor dem Düsseldorf-Spiel zwei Mal trainiert und mir vor dem Anpfiff eine Schmerztablette eingeworfen.“
Acar weiß: Die Karriere weiter in die Länge zu ziehen, das würde einer Qual gleichkommen. Der Führungsspieler, der beim Abschied Kapitän sein durfte und die Binde an Thomas Schlieter weiterreichte, geht mit einem guten Gefühl. „Wir haben ein Team mit Qualität und Charakter. Für mich mussten Ogi Cuhaci oder Florian Witte, die wochenlang hart trainiert hatten, beim Start draußen bleiben. Dafür bedanke ich mich. Das belegt den Teamgeist. Ich bin sicher, dass der VfB in der Liga bleibt.“
Nachdem Acar mit stehenden Ovationen ausgewechselt wurde („Du kriegst das zurück, was du geleistet hast“), legte der VfB durch Julian Dusy das 4:0 nach (83.). Zuvor war die Kernarbeit bereits getan. Marcel Kalski, mit Knieproblemen und ebenfalls Schmerztabletten aufgelaufen, besorgte das 1:0 (3.). Neuzugang Justin Bock traf auf Vorlage des starken Rölver zum 2:0 (37.). Stefan Janßen: „Als Neuling so in eine Spielzeit zu starten, ist natürlich ein Glücksfall. Aber ich hebe warnend den Finger. Es gab auch Phasen, in denen wir die Düsseldorfer zu sehr haben aufkommen lassen. Nach dem Ergebnis fahren wir mit Rückenwind zum Mittwochspiel nach Hilden.“