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RW Essen: Marcel Müller
Von der Westkurve zum Teambetreuer

RWE: Von der Westkurve zum Teambetreuer
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Alexander Thamm, Timo Brauer, Lukas Lenz - Namen, die den RWE-Fans geläufig sind. Sie alle wollen irgendwann einmal mit RW Essen im „Konzert der Großen“ mitmischen.

Marcel Müller gehört auch zum RWE-Team und ist weniger bekannt als die drei genannten Leistungsträger des NRW-Liga-Spitzenreiters. Jedoch war Müller schon einmal dort, wo Kapitän Brauer und Co. noch mindestens hinwollen – in Liga zwei. Der 35-jährige Junggeselle war in der Saison 2006/2007 mit den Rot-Weissen im deutschen Fußball-Unterhaus vertreten – als Mannschaftsbetreuer. RS begleitete den Zeugwart einen Tag lang bei seiner Arbeit an der Hafenstraße und schaute dem gebürtigen Essener über die Schultern. Dabei konnte man einige interessante Dinge über den „guten Geist“ der RWE-Katakomben erfahren. Denn für den Trainer des B-Ligisten Eintracht Borbeck ist seine Tätigkeit bei RWE viel mehr, als nur Bälle aufpumpen, Trikots waschen und Stollen wechseln.

„Im Oktober 2005 rief mich der leider schon verstorbene Hermann Pickenäcker an und fragte, ob ich denn nicht mal Lust hätte in dieses Aufgabengebiet bei Rot-Weiss Essen reinzuschnuppern. Zu diesem Zeitpunkt waren Herr Pickenäcker und Jürgen Grundheber nicht mehr als Mannschaftsbetreuer tätig und ihr Nachfolger Hans Görtz hatte mit einer Krankheit zu kämpfen“, erinnert sich der Sohn des ehemaligen RWE-Verwaltungsrat-Mitglieds, Helmut Müller, an seine Anfänge als Mannschaftsbetreuer bei den „Roten“.

Im Oktober 2005 hat Müllers Traum begonnen

Müller, der zu der Zeit eine Anstellung bei einer Versicherung innehatte und zudem die F-Jugend von RW Essen trainierte, machte sich in seiner zweiwöchigen Probezeit so gut, dass die damaligen Verantwortlichen um Manager Olaf Janssen und Coach Uwe Neuhaus dem C-Lizenzinhaber ein Angebot als RWE-Mannschaftsbetreuer unterbreiteten. „Ich musste nicht mal einen Tag überlegen, ob ich das mache. Früher stand ich mit meinem Vater in der Westkurve und nun wurde mir ein Job bei meinem Herzensklub offeriert – unglaublich. Ich habe der Offerte dankend zugestimmt“, sagt der RWE-Fan mit leuchtenden Augen auch fünf Jahre nach seinem Einstand. Seit dem hat Müller nach eigenen Angaben gefühlte 140 Spieler kommen und gehen gesehen. Doch es gibt auch Dinge, die beim einstigen deutschen Meister eine Konstanz aufweisen. „Die Waschmaschine ist schon seit 1989 im Verein und die andere ist sicherlich auch noch aus den 90ern. Nur die drei anderen sind etwas neuer. Dazu muss man sagen, dass täglich bis zu vier einhalb Stunden gewaschen wird. Im Kabinentrakt hat sich ebenfalls seit Jahrzehnten nichts verändert. Einzig die Fächer der Spieler wurden mal neu gestrichen“, bemerkt Müller bei seiner Führung durch die Katakomben.

Waschmaschine steht seit 1989, der Eingangsbereich ist Nostalgie pur

Vor allem der Eingang zum Waschbereich unter dem Block D der Hauptribüne des Georg-Meches Stadions ist Nostalgie pur: Müller, der ein sehr großgewachsener Mann ist und das ihn begleitende RS-Team müssen sich sehr klein machen, um in den Waschbereich mit den fünf Maschinen zu gelangen. „Das macht doch Rot-Weiss Essen aus. So etwas gibt es wohl nirgendwo in Deutschland bei einem ehemaligen Meister“, lacht Müller. In diesen Räumlichkeiten verrichtet der RevierSport-Leser sechs Mal in der Woche seine Arbeit. „Ich bin gegen elf Uhr am Stadion und trockne dann die Wäsche vom Vortag und bereite den Jungs, die täglich um 17 Uhr trainieren, saubere Trainingskleidung vor. Zudem helfe ich gerne, wo ich nur kann. Sei es im Fanshop, die Trikots zu beflocken oder Waldemar Wrobel im Trainingspiel als Linienrichter zur Verfügung zu stehen. Als Mannschaftsbetreuer muss man flexibel sein“, weiß Müller und erklärt: „Deshalb mag ich den Begriff „Zeugwart“ nicht. Denn ich beschäftige mich nicht nur mit den Bällen, Schuhen und Klamotten der Spieler, sondern habe ein vielfältiges Aufgabengebiet. Es könnte nicht besser sein.“

Aus der Allianz-Arena an den Badeweiher

Etwas anders könnte die Situation aber dann doch noch sein - vor allem die Ligazugehörigkeit der Kulturhauptstädter. „Ich war mit RWE schon in der Allianz-Arena, in Köln oder auf dem Betzenberg. Da gib es schon einige Menschen, die mich darum beneiden. Wenn man nach Schermbeck, Hüls oder Speldorf fährt, dann ist das nicht mehr vergleichbar“, sagt der gelernte Sportkaufmann und schiebt seinen Traum hinterher. „Ich will als Mannschaftsbetreuer von Rot-Weiss Essen im „Konzert der Großen“ mitwirken. Das ist dann die erste Liga, den 18 besten Fußballklubs in Deutschland.“


Bis dahin ist es für RWE noch ein langer Weg, doch geht es nach Müller, dann steht Rot-Weiss vor einer rosigen Zukunft. „Ich habe mir während des Lizenzetzungs im Sommer auch Sorgen gemaht, wie es mit der Zukunft dieses Klubs und auch meiner weitergehen soll. Im Endeffekt sind wir doch alle froh, dass es bei RWE weitergangen ist und wir in der NRW-Liga wieder begeisternden Fußball spielen und die Leute ins Stadion locken“, freut sich Müller über den hohen Zuspruch und weiß diese Besonderheit zu schätzen. „Ich weiß, dass das in Deutschland einmalig ist. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass es auf dem ganzen Planeten keinen Klub gibt, der einen Zuschauerschnitt von über 6.000 Fans in der fünften Liga vorweisen kann.“

„Es gibt keinen Klub auf dem ganzen Planeten...“

Müller weiß, warum die Anhänger wieder gerne zur altwürdigen und Hafenstraße pilgern und lobt das aktuelle Team von RWE-Trainer Waldemar Wrobel und Manager Damian Jamro in den höchsten Tönen. „Diese Mannschaft begeistert die Fans. Das ist sicherlich auch ein großer Verdienst des Duos Wrobel/Jamro. Als Betreuer kann ich zudem sagen, dass das die saubersten Jungs in meiner Karriere sind. Sie wissen, dass die dreckige Wäsche in die Waschkörbe kommt und nicht auf den Boden geschmissen wird. Das ist alles andere als selbstverständlich, da habe ich bei RWE schon ganz andere Spieler erlebt“, unterstreicht Müller, dem in seinen fünf Jahren bislang kein dicker Fauxpass unterlaufen ist. „Ich muss sagen: toi, toi, toi, hoffentlich geht das weiter so. Ich arbeite nach einer Checkliste, so habe ich glücklicherweise noch nie etwas vergessen zum Auswärtsspiel einzupacken. In der Waschküche habe ich auch noch keinen Bock geschossen“, sagt Müller.

Auf Müller ist Verlass: dank Checkliste!

Wenn die RWE-Elf ihren Lauf auf dem Rasen fortsetzt und Müller weiterhin die Katakomben so gut im Griff hat, dann kann Rot-Weiss Essen darauf hoffen, dem Traum vom „Konzert der Großen“ ein Stück näherzukommen. Müller: „Ich habe Timo Brauer in der Jugend von Ballfreunde Bergeborbeck trainiert. Ich hätte nie gedacht, dass wir mal gemeinsam für unseren Traumklub Rot-Weiss Essen arbeiten werden. Warum sollte es mit einem weiteren verwirklichten Traum nicht klappen“, lächelt der RWE-Mannschaftsbetreuer und hat mindestens die Rückkehr in Liga zwei in Gedanken. Diesmal mit Thamm, Brauer, Lenz und Müller…

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