Es gibt schon mal Pressemitteilungen, bei denen der Leser zusammenzuckt. Eine solche liegt den Sportredaktionen vor - vom Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen. Und in dieser übergießt sich Hermann Korfmacher, der Chef des Verbandes, mit Eigenlob. "Wir haben erreicht, was erreicht werden konnte", wird der 65-Jährige zitiert und wertet die Tatsache, dass es ab der Saison 2009/10 sonntags nicht mehr sieben Erst- und Zweitliga-Spiele, sondern insgesamt nur noch fünf geben wird, als Erfolg. Aber lösen diese Anstoßzeiten - die drei Zweitliga-Partien werden um 13.30 Uhr und ein Erstliga-Spiel um 15.30 Uhr beginnen - bei den Amateurklubs nicht Frust aus? "Die neue Spielverteilung", sagt Hermann Korfmacher, "ist für den Fußball an der Basis nicht schwieriger zu handeln als der bisherige und sicher kein genereller Schlag gegen den Amateurfußball."
Es empfiehlt sich, auf die Wortwahl zu achten. Es sei kein genereller Schlag. Also ist es doch ein Schlag. Und der ist so heftig, dass eine Umfrage an der Basis gar nicht nötig ist, weil die Reaktionen alle gleich ausfallen und sich, wenn überhaupt, nur in Nuancen unterscheiden. Ein Gespräch reicht, es ist repräsentativ. "Das ist so deprimierend, dass die ehrenamtliche Arbeit keinen Spaß mehr macht", sagt Norbert Bauer, der Vorsitzende der SSV Buer. Wenn er den Namen Hermann Korfmacher hört, sorgt dieser bei ihm für alles andere als Freude, und er ist überzeugt davon, dass die hohen Fußball-Funktionäre nur der Profi-Fußball bewegt. "Die Amateurvereine interessieren die doch 'nen Scheißdreck", sagt er. "Das juckt die gar nicht. Die machen den Amateurfußball, der schon am Boden ist, noch völlig platt. Man müsste mal richtig auf die Barrikaden gehen, aber da bekommt man die Vereine nicht alle auf eine Schiene."
Und was sagt FLVW-Boss Hermann Korfmacher? Ständig betont er, wie schwer es die Verantwortlichen der Deutschen Fußball-Liga doch bei der Terminvergabe hätten. Er nennt das neue Modell sogar "eine absolut positive Entscheidung für den Amateurfußball". Die in Gelsenkirchen so aussieht, dass Norbert Bauer demnächst sonntags bei einem 15.30-Uhr-Spiel des FC Schalke 04 jeden Zuschauer im Stadion Löchterheide per Handschlag begrüßen kann. Wenn denn einer kommen sollte. "Wir sind machtlos, das ist das Traurige", sagt er. "Du reißt dir den Arsch auf und kriegst vom Verband in allen Beziehungen nur auf die Nase."
Aufregung. Doch der DFB-Vizepräsident - als solcher ist Hermann Korfmacher für die Amateure zuständig - scheint diese überhaupt nicht zu verstehen. "Wir haben in Zukunft zwei Sonntag-Spiele weniger in den beiden Bundesligen", sagt er, "so dass die Amateurvereine an diesem Tag weiterhin eine faire Chance haben, ihren öffentlichen Stellenwert unter anderem im Blick auf den Zuschauer-Zuspruch zu festigen."