Im südamerikanischen Fußball ist das System der Apertura und Clausura weit verbreitet. Vereinfacht ausgedrückt: Die beiden Halbserien eines Sportjahres werden getrennt voneinander betrachtet. Wäre das auch in Deutschland so, hätte Landesligist Duisburger SV 1900 eine überragende Apertura gespielt – und eine misslungene Clausura. Nach der Hinserie lagen die Wanheimerorter mit 29 Punkten auf Rang sechs, überwinterten als bestes der drei Duisburger Teams auf Rang vier und gewannen zum Jahresbeginn den Hallenstadtpokal.
Die Rückrunde lief dagegen alles andere als gut. Nur noch vier Siege gelangen in 17 Spielen. Nur 13 Treffer gelangen – in der „Clausura“-Tabelle stand der DSV 1900 als Sechzehnter mit den wenigsten eigenen Toren auf einem Abstiegsrang.
Glücklicherweise für die Schwarz-Roten dauert eine Sportsaison in Europa aber dann doch ein ganzes Jahr. Und insgesamt betrachtet bleibt es, wie es sich in der „Apertura“ angedeutet hat: Das blutjunge DSV-Team hat eine beachtliche Saison gespielt. „Acht Spieltage vor Saisonende war der Klassenerhalt sicher. Das hätte ich vor der Saison sofort unterschrieben“, erklärt Trainer Ralf Kessen. „Unserer Hinrunde war überragend“, schwärmt der Coach. Mit erfrischendem Spielstil eilte der DSV von Erfolg zu Erfolg und krönte sich mit dem Hallentitel, nachdem man sich schon ausgeschieden wähnte.
In der Hinserie haben wir aus wenigen Chancen beinahe das Optimum herausgeholt. Nach der Winterpause haben wir dann kaum noch das Tor getroffen
Ralf Kessen
Zur Rückserie jedoch gab es Veränderungen. Zwei der drei Japaner im Team, Shinya Kondo und Kenta Dohi, kehrten in ihr Heimatland zurück. „Das muss man akzeptieren, wenn die Jungs ein gutes Angebot bekommen“, betont Kessen. Zunächst lief es gut weiter. „Die Vorbereitung lief sehr gut. Niklas Franzen kam nach seiner langen Verletzung zurück und Tobias Schiek kam aus Homberg zu uns“, so der Coach. „Doch beim abschließenden Sieg in Klosterhardt zogen sich Steffen Murke und Tobi Schiek Verletzungen zu; zudem fielen auch Raffael Schütz und Emre Camdali aus.“ Fortan entwickelte sich ein Trott, aus dem die 1900er nicht herauskamen. „In der Hinserie haben wir aus wenigen Chancen beinahe das Optimum herausgeholt. Nach der Winterpause haben wir dann kaum noch das Tor getroffen“, so der Coach. Ein Paradebeispiel für den Rückrundenverlauf war das Spiel in Speldorf, wo der DSV hoch überlegen spielte – aber 1:3 unterlag. „Wir hatten ja noch viele Spiele, beispielsweise gegen Nettetal und den FSV, in denen es fußballerisch sehr gut aussah“, erklärt Kessen.
Zur neuen Saison muss sich der DSV nun wieder neu aufstellen. die vielen jungen Talente haben andere Vereine hellhörig gemacht. So wechselt Justin Bock zum VfB Homberg, Raffael Schütz zum TV Jahn Hiesfeld und Deniz Hotoglu zu Schwarz-Weiß Essen. Dazu kommt auch Valdet Totaj, der zu Fichte Lintfort geht – nachdem er schon zugesagt hatte. „Darüber bin ich massiv enttäuscht. Wir hatten ja bereits mit ihm geplant.“ So muss Jörg Kessen, der sportliche Leiter, nun gerade in der Offensive nach Neuzugängen suchen. Denn mit Hotoglu (16), Totaj (10) und Bock (6) verliert der DSV 32 Tore. „Jörg hat bei der Zusammenstellung des Kaders einen überragenden Job gemacht, weil er viel rumfährt und ein bemerkenswertes Netzwerk hat“, ist Ralf Kessen davon überzeugt, dass sein Bruder auch diesmal die Aufgabe löst, aus wenig eine ganze Menge zu machen. Mit Seiya Nakayama (Tokyo International University), Kosuke Hatta (TuS Montabaur), Christian Tönnißen und Yannik Schürmann (Bayer Uerdingen A-Jugend) stehen die ersten Neuen bereits fest.