Heute fällt im Rat der Stadt Bochum die Entscheidung über den Sportstättenentwicklungsplan. Während Harpens Fußballer auf die endgültige Zustimmung des Plans warten – die Sanierung ihrer Anlage am Steffenhorst steht ganz oben auf der Liste – hoffen sie in Wattenscheid noch auf eine Änderung. Schwarz-Weiß 08 steht mit einem neuen Ascheplatz auf Priorität fünf, die Verantwortlichen sehen deswegen die Existenz des Vereins gefährdet. „Wenn sich nichts ändert, gehen wir kaputt“, sagt der Vorsitzende Wilhelm Peters: „Wir wissen nicht mehr weiter.“
220.000 Euro waren eingeplant
Die Geschichte begann vor drei Jahren. Damals sollte Wattenscheid einen neuen Ascheplatz bekommen. „Die Stadtplaner haben die Anlage ausgemessen, 220 000 Euro waren eingeplant“, erinnert sich Peters, der den Landtagsabgeordneten Serdar Yüksel (SPD) und den FLVW mit ins Boot holte. Das neue Vorhaben: Der Ascheplatz werde nicht saniert, stattdessen sollte ein Kunstrasenplatz entstehen.
Im Herbst 2014 tat sich etwas: Die Firma Bereket Brot wollte rund drei Viertel der Wattenscheider Anlage von der Stadt kaufen, um sich zu erweitern, der Klub sollte dafür den ersehnten Kunstrasen bekommen. „Wir sind davon ausgegangen, dass dieses Vorhaben in trockenen Tüchern ist“, sagt Peters. Doch eine Bürgerinitiative machte einen Strich durch die Rechnung – wegen Lärmschutz-Klagen durfte Bereket nicht bauen.
Die Situation hat sich weiter verschärft. Bei schlechtem Wetter sind Rasen und Asche nicht bespielbar
Wilhelm Peters
Und Wattenscheid 08? Die standen plötzlich wieder am Anfang, für die Sanierung des Ascheplatzes mussten sie sich in der aktuellen Planung neu anstellen. Der Kunstrasenplatz sei kein Thema mehr. „Dabei hat sich die Situation weiter verschärft. Bei schlechtem Wetter sind Rasen und Asche nicht bespielbar. Auch ansonsten ist der Hartplatz eine Zumutung“, sagt Peters, der einen Wettbewerbsnachteil in der Landesliga beklagt: „Es ist schwierig, Spieler hierhin zu locken.“ Stattdessen sollen schon einige den Klub verlassen haben, vor allem in der Jugend mache sich das bemerkbar. Über 100 Kinder seien abgewandert, zuletzt wurden drei Nachwuchs-Teams abgemeldet.
Dazu kämen finanzielle Probleme: Wegen der Anwohnerbeschwerden bekam SW 08 Auflagen zur Lautstärke. Seitdem seien zum Beispiel Lautsprecherdurchsagen verboten. „Dadurch haben wir Sponsoren verloren. Außerdem dürfen wir das Vereinsheim nicht mehr vermieten. Uns wurde die finanzielle Grundlage entzogen. Wir gehen auf dem Zahnfleisch“, klagt Peters. Das Vereinsheim sei in den letzten Monaten wie ausgestorben, auch die eigenen Spieler kämen weniger, denn seit Oktober 2015 haben die Wattenscheider größtenteils im Lohrheidestadion trainiert, die eigenen Plätze – beide ohne Drainage – kamen nicht in Frage.
Sportliche Perspektive leidet
Die Einnahmen fehlen, die sportliche Perspektive leide, in Peters Augen muss sich sofort etwas tun: „Unsere Existenz als Verein ist bedroht. Noch stehen ja keine Daten fest, aber wenn sich erst 2030 etwas tut, wird es uns nicht mehr geben.“ Zumindest in dieser Hinsicht kann Klaus Retsch, Leiter des Sport- und Bäderamtes, Wattenscheid beruhigen: „Uns ist die schwierige Situation bekannt. Es handelt sich um eine Zwei-Platz-Anlage, deswegen ist zum Beispiel der Steffenhorst in der Liste weiter vorne. Leider können wir nicht alles gleichzeitig machen, aber bis 2030 muss niemand warten, in Wattenscheid werden wir voraussichtlich in den kommenden zwei bis drei Jahren aktiv.“