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Wetten in der Kreisliga
Game over in Essen

Essen: Kreisliga-Wetten haben nach Protesten ein Ende
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Ein Jahr lang gab es an zwei Standorten in Essen die Möglichkeit, Geld auf den Ausgang von Kreisliga-Spielen zu setzen. Nach Protesten der Vereine ist nun Schluss.

Die meisten Zocker staunten nicht schlecht, als sie vor Rund einem Jahr der Wettbude ihres Vertrauens im Essener Stadtteil Frintrop einen Besuch abstatteten. Denn irgendwo zwischen Bundesliga und Tennis tauchten im Wettprogramm Spiele mit Beteiligung Essener Amateurvereine auf den Wettzetteln auf. Von der Landesliga bis in die Niederungen der Kreisliga C. Dieses ungewöhnliche Angebot ist nun allerdings Geschichte.

Über den auf Malta lizensierten Wettanbieter ‚Oddset‘ wurde es den Kennern der Essener Fußballszene in Frintrop und später auch in Altenessen ermöglicht, mit ihrem Insider-Wissen Geld zu verdienen. RevierSport hatte sich zum Ende der vergangenen Amateursaison am Frintroper Wasserturm umgesehen und mit dem Betreiber Frank Hausmann gesprochen, dessen Schwager die Filialen als Franchisenehmer betreibt. Er wollte das Angebot als besondere Dienstleistung für den Amateurfußball verstanden wissen. Der Spaß sollte dabei im Vordergrund stehen. Ein eingebautes Kontrollsystem sollte vor schwerwiegenden Manipulationen schützen. Sobald auffällig hohe Summen gesetzt wurde, seien nur noch Kleinstbeträge zulässig gewesen. Allein schon aus Selbstschutz. Ein fader Beigeschmack blieb dennoch, insbesondere bei den Essener Amateurvereinen.

Die Vereine protestieren gegen das ominöse Wettprogramm

Das unmoralische Angebot verbreitete sich in Essen wie ein Lauffeuer und war sowohl auf den Plätzen und innerhalb der Mannschaftskabinen der Hobbykicker das große Thema. Sollte es tatsächlich möglich sein, mit den Spielen aus den eigenen Ligen Geld zu verdienen? Ist es wirklich so einfach, sich die Taschen vollzumachen? All diese Fragen schwirrten in den Köpfen zahlreicher Essener Fußballkenner herum. Das blieb auch den Verantwortlichen der Vereine nicht verborgen. Die Proteste, die sich gegen das Wettangebot richteten, wurden immer lauter und konkreter. Zahlreiche Vereinsvertreter beschwerten sich in den vergangenen Wochen beim Anbieter, der daraufhin die Reißleine zog und seine Geschäftsidee aufgab. „Aufgrund negativer Presse und zahlreicher Beschwerden der Amateurvereine wurde das Angebot eingestellt“, hieß es auf RS-Nachfrage von einem Mitarbeiter des Wettbüros am Frintroper Wasserturm.

„Der Fußball war nur noch nebensächlich“

Einer, der sich in der Essener Fußballszene bestens auskennt, ist der Trainer des VfB Frohnhausen, Issam Said. Der ehemalige Landesliga-Torhüter betreibt ein Sportgeschäft in Essen-Altendorf und ist über den neuesten Klatsch und Tratsch innerhalb der Community stets informiert. Said hatte sich ebenfalls für ein Ende der Kreisliga-Wetten eingesetzt, die sich seiner Meinung nach zum bestimmenden Gesprächsthema entwickelten. „Der Fußball war nur noch nebensächlich. Ich weiß aus sicheren Quellen, dass dort sehr viel rumhantiert wurde. Jeder kann doch eins und eins zusammenzählen“, beschreibt Said die zweifelhafte Entwicklung.

Insbesondere die hohen Quoten sorgten bei den Insidern stets für Verwunderung und vor allem für großes Interesse. Das Programm offenbarte regelmäßig gewinnversprechende Überraschungen. „Der Anbieter kannte sich natürlich nicht so gut aus wie die Trainer oder die Spieler. Deshalb kam es mal vor, dass es für den Sieg eines Favoriten den dreifachen Einsatz zurückgab. Das haben die Leute ausgenutzt“, erklärt Said.

Proteste gegen Amateurwetten auch am Mittelrhein

Zudem blieb den Beteiligten noch der unrühmliche Weg der Spielmanipulation, von dem wohl jeder Amateurkicker während seiner Laufbahn bereits einmal berichten konnte. Prävention schien in Verbindung mit den Kreisliga-Wetten unmöglich zu sein. Said versuchte das unmoralische Treiben mit unmissverständlichen Drohungen zu verhindern. „Ich habe der Mannschaft klipp und klar gesagt: Wenn ich jemanden dabei erwische, dass er auf eine Niederlage seiner eigenen Mannschaft setzt, fliegt er sofort raus. Ob es tatsächlich eine Wirkung gezeigt hat, kann ich aber nicht sicher sagen“, räumt Said ein.

Der Kampf gegen Wetten im Amateurfußball wird nicht nur in Essen ausgefochten. Wie der WDR zuletzt berichtete, wurden von Seiten des Fußballverbandes Mittelrhein Aktionen ins Leben gerufen, um Fußballwetten im Amateurbereich zu verbieten. Mit Hilfe der Flyer-Aktion ‚Spiel kein falsches Spiel‘ soll vor Ort an die Fairness und die Sportlichkeit der Fußballer appelliert werden. Die Bemühungen am Mittelrhein sind jedoch noch nicht von Erfolg gekrönt worden. Der erste Etappensieg in Essen könnte allerdings ein erster Schritt in die richtige Richtung sein.

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