Dem ersten? Das muss zu allererst noch geprüft werden. Denn beinahe zeitgleich mit dem FC Libanon 08 gründete sich der Al-Arz Libanon 2008 in Essen (wir berichteten). „Die Jungs glauben, sie seien der erste libanesische Klub, aber darüber müssen wir noch einmal in Ruhe reden“, diktiert der erste Vorsitzende und Kicker vom neuen Dortmunder C-Ligisten scherzhaft in den Block.
Ja, was wäre das auch für ein Start ins Vereinsleben, wenn es gleich mit einem Streit über ein derart banales Thema losging. Besonders wenn bei Bazzi und Genossen doch nur ein Gedanke Pate für die Gründung stand: „Wir wollen einfach nur Spaß am Fußball haben“, erklärt der ehemalige Landesliga-Kicker.
Entstanden sei der Gedanke an einen eigenen Verein daher auch auf einem staubigen Bolzplatz. „Wir haben mit einigen libanesischen Jungs – die meisten vereinslos – regelmäßig gekickt, und da habe ich dann das große Potenzial in dem Haufen erkannt.“
Der Rest war dann beinahe nur noch Formsache. In Ahmed Srour hatte der 25-Jährige schnell einen eifrigen Mitstreiter gefunden und auch die Verteilung der Kompetenzen verlief reibungslos: „Ich bin Student und hatte daher genug Zeit mich mit den ganzen Formalitäten wie Vereinsprotokoll, Gänge zum Notar und Kommunikation mit dem Verband auseinanderzusetzen. Ahmed zeichnete ausschließlich für das Sportliche verantwortlich.“
So stellten sich jede Woche aufs Neue Kicker bei Bazzi und Srour vor, die allesamt via Mundpropaganda für das Projekt begeistert wurden. „Wir sind eine große Gemeinde. Da kennt halt jeder jeden“. So brachte jeder irgendwann einmal einen seiner Landsleute mit. Doch nicht nur Libanesen sind willkommen, sondern auch andere Nationalitäten haben beim FC angeheuert: „Unser erster Torwart ist Italiener, sein Stellvertreter kommt aus Sri Lanka und auch ein Deutscher schnürt für uns die Stiefel“, sieht Bazzi seine Mannschaft zukünftig eher als Multi-Kulti-Truppe, denn als eine abgeschottete ethnische Gemeinschaft.
Und auch sein anstehender Wechsel von der Bezirks- in die C-Liga kümmert den frischgebackenen Vereinspräsidenten überhaupt nicht. „Ich spiele jetzt schon sechs Jahre bei den Senioren. Als Jugendlicher will man natürlich so hoch wie möglich spielen, doch irgendwann kommt dann der Punkt, da werden andere Dinge wichtiger.“
Doch trotz scheinbar mäßig ausgeprägten Ehrgeiz möchte Bazzi eins dennoch gerne: Ein Freundschaftsspiel gegen den Al-Arz Libanon 2008 aus Essen. „Ich habe sie schon angeschrieben, aber bisher leider noch keine Antwort erhalten“.