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Duisburg: Made in Marxloh - Die Sportfreunde zwei Jahre nach der Gründung
„Einbürgerungstest wird nicht verlangt“

Duisburg: Made in Marxloh - Die Sportfreunde zwei Jahre nach der Gründung

Als der Duisburger Amateurfußball vor zwei Jahren in die neue Saison ging, da stand in der Kreisliga C Staffel 2 ein neuer Klub im Ranking, der die Staffel auf Anhieb dominieren sollte und nach nur einer Saison den Sprung in die B-Liga schaffte. Mit dem direkten Durchmarsch in die A-Klasse hat es für die Sportfreunde Marxloh in der abgelaufenen Spielzeit nicht geklappt. Ein Dreizehn-Punkte-Abzug hinderte die Elf am Sprung in die ranghöchste Kreisliga.

In der Endabrechnung stand trotz aller Turbulenzen ein guter sechster Rang für den Liga-Neuling zu Buche. Doch viel wichtiger als der sportliche Erfolg ist die Akzeptanz und Annerkennung, die sich der Klub vor allem durch sein bislang tadelloses Verhalten auf und neben dem Platz erworben hat. Wer von Vorurteilen gelenkt gedacht hatte, mit den Marxlohern würde es bestimmt öfter Ärger geben, der ist Woche für Woche eines besseren belehrt worden. Die Sportsfreunde spielen fairen und erfolgreichen Fußball.

Vor dem Start in die dritte Spielzeit der Vereinsgeschichte zieht Oguz Yildirim, Spielertrainer bei den "Grünen", im Gespräch mit RevierSport Bilanz und spricht über die Zukunftsaussichten eines Projektes, das neben der sportlichen auch eine soziokulturelle Dimension hat.

RevierSport Online: Hallo Herr Yildirim. Seit zwei Jahren mischt Ihr Klub jetzt im Konzert der Kreisligen mit. Wie fällt Ihre Bilanz aus?

Oguz Yildirim: „Wir sind bis jetzt sehr zufrieden. Es gab einige Dinge, die uns richtig gut gelungen sind. Auf die eine oder andere Geschichte hätten wir allerdings lieber verzichtet."

RevierSport Online: Was lief positiv und wo muss der Klub noch lernen?

Yildirim: „Der sportliche Erfolg der Mannschaft ist absolut überragend. Als Neuling sind wir direkt durchgestartet und haben auch im zweiten Jahr in der B-Liga eine super Figur abgegeben. Leider sind uns während der Saison 13 Punkte abgezogen worden. Ohne dieses unschöne Ereignis würden wir zur kommenden Spielzeit wohl in der A-Liga kicken.“

Das ist Oguz Yildirim: Alter: 28 Geburtsort: Duisburg Familienstand: verheiratet Oguz Yildirim studiert in Essen Sport und Pädagogik. Bayern München und Fenerbahce Istanbul sind die zwei Klubs seines Herzens.

RevierSport Online: Wie kam es zu diesem gewaltigen Punktabzug?

Yildirim: „Wir haben mehrmals einen Akteur eingesetzt, der nicht spielberechtigt war. In der Annahme, unsere Anmeldung sei beim Verband eingegangen, haben wir den Spieler mehrmals eingewechselt. Leider mussten wir feststellen, dass unser Brief nie beim Verband angekommen ist. Seitdem wissen wir, dass solch wichtige Dokumente am besten immer per Einschreiben zu versenden sind. Wir haben hier richtig Lehrgeld zahlen müssen.“

RevierSport online: Der Verein hat stets betont, dass es wichtigere Ziele als den sportlichen Erfolg gibt. Sie sprachen einst von „sozialen Zielen“. Wie steht es mit dem Gelingen dieses Vorhabens?

Yildirim: „Das ist richtig. Nach wie vor sehen wir uns nicht nur als Sportgemeinschaft, sondern auch als ein sozial-integratives Projekt. Wir haben einige Spieler bei uns aufgenommen, die zuvor schon öfter durch Undiszipliniertheiten oder sogar durch handfeste Auseinandersetzungen aufgefallen sind. Zwei der Jungs spielen heute noch bei uns, einen mussten wir leider aus dem Verein ausschließen. Zudem ist der erste Titel, den wir gewonnen haben, ein Fair-Play-Pokal.“

RevierSport online: Und dennoch musste auch Ihre Mannschaft mit Vorurteilen kämpfen.

Yildirim: „Ja, leider. Als wir gegen den VfB Lohberg gespielt haben, wurden wir dort ständig provoziert. Wir hatten an diesem Tag das Gefühl, nicht erwünscht zu sein. Kurz vor dem Ende der Begegnung ist das Match abgebrochen worden. Der Referee war von einigen VfB-Akteuren tätlich angegriffen worden und sah sich nicht im Stande, das Spiel fortzusetzen. Ich möchte jedoch betonen, dass diese Situation einmalig war. Ansonsten haben wir durch die Bank weg gute Erfahrungen gemacht. Zu einigen Klubs verbindet uns schon jetzt eine gute Freundschaft.“

RevierSport online: Vielleicht wechselt ja aus einem der angesprochenen Vereine der erste deutsche Spieler zu ihrem Team?

Yildirim: „Das wäre wunderbar. Auf und neben dem Platz könnten wir mit Sicherheit viel voneinander lernen.“

RevierSport Online: Einen Einbürgerungstest mit Fragen über die türkische Kultur und Gesellschaft müsste der wechselwillige Akteur aber nicht fürchten, oder?

Yildirim: „Natürlich nicht. Integration lernt man doch nicht durch die Beantwortung eines Fragenkatalogs. Viel wichtiger ist es, sich für seinen Gegenüber zu interessieren, mit ihm zu reden und etwas über ihn und seine Herkunft zu erfahren. Kommunikation ist viel entscheidender als das auswendig lernen von ein paar Fragen.“

RevierSport Online: Wo endet die sportliche Reise der Sportfreunde Marxloh?

Yildirim: „Im Bezug auf die nächste Runde gibt es da nur eine Endstation und die trägt den Namen Kreisliga A. Dort wollen wir unbedingt hin und für das Erreichen unseres Ziels werden wir auch in unserer dritten Spielrunde alles geben.“

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