Das Ende als Trainer des Duisburger Klubs ließ da allerdings noch auf sich warten. Eine Woche später unterlag der HSV erneut. Beim TuSpo Saarn setzte es eine 0:3-Niederlage. Für Ürün war das Maß voll. Am vergangenen Montag war dann klar: Der ambitionierte Linienchef wird nicht länger Trainer des HSV sein.
Im Interview mit RevierSport online nennt Ürün die Gründe für die Trennung, spricht über den Vorstand seines Ex-Klubs und verrät, welche Projekte er in Zukunft angehen möchte.
Herr Ürün. Wie genau lief die Trennung zwischen Ihnen und dem HSV ab?
Ich bin weder entlassen worden, noch habe ich meinen Rücktritt erklärt. Der Vorstand und ich haben uns zusammengesetzt und geredet. Am Ende des Gesprächs stand eine einvernehmliche Trennung. Allerdings glaube ich, dass mich der HSV schon gerne behalten hätte.
Also kam die Entscheidung zur Demission doch von Ihnen? Klar habe ich von mir aus die Entscheidung getroffen, nicht weiter zu arbeiten. Ich bin aber nicht zu Hilal gegangen und habe den Leuten meine Entscheidung vor den Kopf geknallt, sondern wir haben die Situation zusammen analysiert und sind dann zu der jetzigen Regelung gekommen.
Ihr Team spielt eine gute Runde und liegt nach wie vor nur einen Zähler hinter dem zur Relegation berechtigenden zweiten Rang. Warum sind Sie trotzdem gegangen?
Die fehlende Trainingsbeteiligung ist ganz klar der Hauptgrund. Ich hatte gerade einmal fünf bis sechs Mann, die regelmäßig beim Training waren. Das war dann auch der Stamm der Mannschaft. Den Rest der Elf musste ich mit Kickern füllen, die kaum beim Training waren aber immer spielen wollten. Da ich ja keine anderen Spieler hatte, habe ich also oftmals Akteure aufgestellt, die nicht fit waren. Wenn so ein Match dann läuft und du kannst von draußen gar nicht reagieren, fühlst du dich echt der Situation ausgeliefert.
Der ehemalige Hilal-Trainer wurde 1968 in Suzus in der Türkei geboren. 2002 machte Ürün den C-Trainerschein, um anschließend praktische Erfahrung als Coach zu sammeln. Der Linienchef, der seit gut vier Jahren auch im Besitz der B-Lizenz ist, betreute unter anderem Alfa Spor, den Post Blau Weiß Duisburg, FSV Kapellen und den TV Asberg. Zudem war er beim VfL Rheinhausen Trainer der A-Jugend. Seit Anfang des letzten Jahres ist er zusätzlich Torwart-Trainer der Nationalmannschaft der Menschen mit intellektueller Behinderung, mit der er im Sommer 2008 bei der Europameisterschaft in England weilte und schlussendlich den sechsten Platz belegte.
Das heißt sie kamen sich überflüssig vor?
Das würde ich nicht ganz so drastisch ausdrücken. Allerdings muss ich schon sagen, dass ich eine andere Einstellung zum Fußball mitbringe als viele meiner ehemaligen Schützlinge bei Hilal.
Was genau meinen Sie?
Wenn ich wie zuletzt in Saarn zwei Kicker draußen lasse, weil ich sie die ganze Woche nicht einmal beim Training gesehen habe, dann ist das eine ganz normale Sache. Dass die betreffenden Spieler dann aber das Gesicht verziehen und so tun als seien sie unersetzbar kann ich nicht verstehen. Ich bin früher mit einer anderen Einstellung zum Platz gekommen. Wenn ich Mittagsschicht hatte, habe ich mir am Abend die Bleiweste angelegt und habe privat trainiert. Das ist im Grunde wie in der Schule. Wer nicht lernt besteht die Prüfung nicht, kann keine optimale Leistung bringen
Ihre "Jungs" waren also zu verwöhnt?
Fest steht, dass die Kicker gar nicht wissen, was der Klub alles für sie tut. Sie haben keine Ahnung was es heißt so einen Verein am Leben zu halten. Letztenendes ist das wie in einer Ehe. Auch da heißt das Prinzip geben und nehmen- und zwar wechselseitig. Das ist beim HSV nur sehr bedingt der Fall.
Mit dem Vorstand des Vereins hat die Trennung also nichts zu tun?
Nein. Der Klub selbst hat wirklich alles für den Erfolg gegeben. Mit dem Vorstand war ich von A bis Z zufrieden.
Wie haben die Spieler reagiert die regelmäßig beim Training waren?
Die waren zunächst einmal geschockt. Ich glaube denen wäre es lieber gewesen, ich hätte weiter gemacht und der Verein hätte dafür den Rest der Mannschaft vor die Tür gesetzt. Doch das geht natürlich nicht.
Wie sieht ihre Zukunft aus?
Zunächst einmal bin ich weiter als Torwarttrainer der Nationalmannschaft für Menschen mit intellektueller Behinderung tätig. Darüber hinaus bin ich selbstverständlich wieder für ein interessantes Engagement zu haben. Es muss allerdings ein Klub mit Ambitionen sein, der seine Ziele dennoch realistisch einordnet.