Amateure: Rote Karte für Wechselfehler

Elektronischer Spielbericht der DFB-Medien jetzt auch für die Kreisliga

30. September 1992, Uefa-Cup-Rückspiel zwischen Leeds United und dem VfB Stuttgart: Der VfB verliert mit 1:4, ist dank des 3:0-Sieges im Hinspiel aber knapp eine Runde weiter. Vermeintlich, denn nur sieben Minuten vor Abpfiff begeht der damalige Stuttgarter Trainer Christoph Daum mit einer Einwechslung noch einen fatalen Fehler. Neu auf dem Feld ist der Serbe Jovo Simanic, der vierte Nicht-Europäer in der Stuttgarter Elf. Und genau einer zu viel, denn damals waren nach UEFA-Reglement pro Partie nur drei Nicht-Europäer erlaubt. Im Wiederholungsmatch verliert der VfB Stuttgart mit 1:2 und fliegt damit aus dem Wettbewerb.

Christoph Daum (Foto: firo).

Heute lassen sich solche Wechselfehler durch den Einsatz des DFBnet-Spielberichtes verhindern. Ursprünglich für die 1. Bundesliga entwickelt und erstmalig 2004 eingesetzt, ist der elektronische Spielbericht jetzt auch in der Kreisliga angekommen. Damit gehört das lästige Ausfüllen riesiger Papierformulare endlich der Vergangenheit an. Die gibt es jetzt in elektronischer Form. Vereine können ihre Mannschaftsaufstellungen zudem vorab online eingeben und die Spielernamen direkt aus der DFBnet-Datenbank ziehen.

Das System ist neu und deshalb noch nicht allen Vereinen bekannt. Auch dem Geschäftsführer des BV Hiltrop, Helmut Stief, war der elektronische Spielbericht in dieser Form noch neu. "Das kenne ich gar nicht. Aber das hört sich doch gut an, immerhin wäre das doch mal ein probates Mittel, den Umgang mit den Spielberichten neu zu gestalten. Ich werde mich darum kümmern, dass unser Verein das in Zukunft auch benutzen kann."

Direkt nach dem Spiel können die Schiedsrichter vom Platz aus sämtliche Ergebnisse online stellen, Voraussetzung ist allerdings ein Computer mit Internetverbindung. Der Zugang zum System erfolgt durch einen passwortgeschützten Zugang. Nach der Freigabe ist der aktuelle Spielbericht dann mit allen Informationen zu beiden Mannschaften (Auswechslungen, Karten, Tore, etc.) im Internet einsehbar. Der umständliche Weg über die Post ist damit auch passé.

Der Geschäftsführer von Eintracht Duisburg, Wolfgang Paasen, sieht allerdings auch noch einen erheblichen Nachteil: "Die Sache ist ja gut und schön, aber der Spielbericht setzt voraus, dass jeder Verein auch einen Computer zur Verfügung hat, zu dem auch der Schiedsrichter Zugang hat. Und das ist bei den kleinen Vereinen manchmal gar nicht so selbstverständlich. Generell ist die Idee zwar gut, aber die Umsetzung ist vorerst einfach problematisch."

Ein anderes Problem, dieses Mal von Seiten des 1. Vorsitzenden des FC Horst FC Horst 59 aus Gelsenkirchen, Gerd Schulz: "Ich sehe das neue System mit gemischten Gefühlen, weil gerade bei uns viele ältere Menschen im Verein tätig sind. Das gilt auch für die Schiedsrichter. Und in einem gewissen Alter sind die Leute nicht mehr ganz fit, was den Umgang mit einem PC angeht und sie werden sich mit der Umstellung wahrscheinlich auch nicht mehr anfreunden können. Es wird einfach länger dauern, bis sich das eingespielt hat und solange wird es ein Problem sein. Aber dann ist es sicherlich eine nette Sache."

Die Medaille hat also, wie immer, zwei Seiten. Aber der elektronische Spielbericht ist keine Pflicht für die Vereine. Jeder kann ihn benutzen, muss aber nicht. In das System fließen außerdem Sperren aus Sportgerichtsurteilen automatisch in den DFBnet-Spielbericht ein. Ebenso sind Verbandsreglements, wie die maximale Anzahl nichteuropäischer Spieler, im System hinterlegt und kicken die berüchtigten Wechselfehler schon von vornherein ins Aus. Praktisch, auch wenn Kreisligisten eher selten im UEFA-Cup spielen und bei einem Wechselfehler aus dem Wettbewerb fliegen würden. Kurzum: die mühselige Schreibarbeit wird erleichtert, Fehler können von vornherein vermieden werden und gleichzeitig ist auf Knopfdruck auch eine Vielzahl an Auswertungen griffbereit. In Essen wird der Online-Spielbericht schon benutzt und bisher läuft das anscheinend auch gut, sagt der stellvertretende Vorsitzende des DJK Dellwig 1910, Peter Funke-Kaiser: "Bei uns ist das ganz gut angekommen. Zumindest gibt es diesbezüglich keine Klagen und dann gehe ich davon aus, dass der Umgang mit dem neuen Spielbericht gut läuft. Es ist ja auch praktisch: der ganze Schreibkram fällt weg und alles geht schneller, also kann es nur besser sein als vorher. Man muss sich allerdings auch erst ein bisschen an die Umstellung gewöhnen, das ist ganz normal."

Wer jetzt keine Lust mehr auf die umständlichen Papierformulare nach Abpfiff hat, kommt ganz leicht an das neuwertige System. Das ist nämlich genauso einfach wie der elektronische Spielbericht selbst: Vereine, die ihn nutzen wollen, müssen sich an den zuständigen Landesverband wenden. Mit ihnen hat DFB-Medien bereits einen Vertrag. Wenn der Landesverband der Nutzung für die gesamte Staffel zustimmt, kann es ohne weitere zusätzliche Kosten für den Verein losgehen. Und so können die alten Papierformulare auch wirklich in den Schubladen verschwinden.