Noch ist die erste Mannschaft nicht vom Spielbetrieb abgemeldet.35 000, vielleicht auch 40 000 Euro braucht die STV, um das eingeleitete Insolvenzverfahren so zu Ende zu bringen, dass der Verein doch noch weiterexistieren kann. Das ist in etwa der Betrag, der für einen Vergleich mit den zahlreichen Gläubigern der öffentlichen Hand benötigt wird. So genau weiß das niemand. Was auch für die Höhe der Schulden gilt, die seit 1998 - der letzten Vereinspleite - angehäuft wurden. Sind es nun 170 000 oder doch sogar 180 000 Euro Minus, die "erwirtschaftet" wurden? "Peanuts", würde Deutsche Bank-Chef Ackermann sagen. Doch für den kleinen, aber umso traditionsreicheren Verein, ist diese Summe genau der Betrag, der wohl das Ende bedeuten wird. Wenn nicht noch ein kleines Wunder geschieht.
Doch davon, damit muss auch Matthias Sellmann, seit Sommer 2007 neuer Geschäftsführer im Klub, rechnen, ist nicht auszugehen. Der größte Gläubiger macht Druck. "Der wurde zu oft vertröstet. Mit denen ist nicht gut Kirschen essen", erläutert Sellmann. Beim Geld hört der Spaß auf.
Die STV Horst-Emscher-Husaren wurden 1892 unter dem Namen TV Horst 1892 gegründet. Nach dem Konkurs im Februar 1999 wurde der Verein aufgelöst und es kam zur Neugründung unter dem Namen STV Horst-Emscher-Husaren. Die erfolgreichste Zeit hatte der Vereins in den Jahren zwischen 1947 und 1954. In der Saison 1949/50 erreichte der Verein sogar die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft, unterlag aber in Worms der SpVgg Fürth mit 2:3. Im ersten Jahr der Drittklassigkeit feierte der Verein 1967 mit dem Gewinn der Deutschen Amateurmeisterschaft den letzten großen Erfolg, der im Sommer 2007 noch einmal groß gefeiert wurde. Nach dem Konkurs im Februar 1999 wurde der Verein aufgelöst und es kam zur Neugründung unter dem Namen STV Horst-Emscher Husaren - eine Hommage an die erfolgreiche Mannschaft der 40er Jahre, die nur die "Husaren" genannt wurden. Das heimische Fürstenbergstadion fasst rund 22.800 Zuschauer
Da hilft es auch wenig, dass der Klub seit Sommer einen regelrechten Mitgliederboom erfahren hat. Während die erste Mannschaft aufgrund der fehlenden finanziellen und damit auch mangelnden sportlichen Möglichkeiten Richtung Kreisliga B taumelt, sind unter dem neuen Vorstand acht neue Jugendteams entstanden. Die Mitgliederzahlen hat sich von etwa 120 auf 250 verdoppelt. "Die Basis ist geschaffen", betont Sellmann.
Seine Schulden kann der Klub davon nicht bezahlen.
Und so werden die Mitglieder am Sonntag von den drei Möglichkeiten hören, die sich dem Klub bieten: 1. Es finden sich Gönner und Spender, die besagte 35 000 bis 40 000 bereitstellen, um den Verein mit einem Vergleich zu retten, 2. Es wird ein neuer Verein gegründet, der allerdings auch namentlich nichts mehr mit den Horst-Emscher-Husaren zu tun haben darf, was de facto auf das gleiche rauskommt, wie bei Punkt 3: "Der Laden wird dichtgemacht", sagt Sellmann trocken. Er gibt die Hoffnung nicht auf, vielleicht doch noch einmal dank eines Vergleichs "Tabularasa" zu machen und wieder "völlig bei Null anzufangen". In der Winterpause würden vier, fünf neue Spieler dazustoßen. Falls es die erste Mannschaft dann noch gibt.
Doch Momentan wird aber erst einmal fleißig gestritten, wer die Situation zu verantworten hat. Hans Dietrich, der den Gesamtverein 1998 mit 250 000 DM in die Insolvenz geschickt hatte und die Fußballabteilung als STV Horst-Emscher-Husaren ausgliederte, nahm im Sommer seinen Hut - ohne Kassensturz. Und mit knapp 180 000 Euro Schulden. Entlastet worden ist er von den Mitgliedern nie.
Dass Dietrich nun in der Presse betont, dass bei seiner Abwahl am 18. Juni kein Kassensturz gemacht worden sei, sei ein klassisches Eigentor, betont Sellmann. Schließlich habe er die Kasse gehabt. "Hätte er doch besser geschwiegen. Er hat sich selbst ins Knie geschossen."
Es klingt fast so, als habe er ein wenig Mitleid.
Das Wort hat nun der Insolvenzverwalter - wieder einmal. Die erste Alternative - vor allem die Jugendmannschaften - ist wohl ein neuer Verein.
Wenn am Totensonntag, auch Ewigkeitssonntag genannt, in Deutschland die Glocken läuten, wird traditionell den in den letzten 12 Monaten Verstorbenen gedacht. Die STV Horst-Emscher besteht seit 1892. Es scheint, als müssten die Mitglieder nach der Versammlung eine weitere Kerze anzünden. Letztmalig.
Für ihre STV Horst-Emscher-Husaren.