Zehn Punkte, eine Tordifferenz von 31:2 Toren – A-Kreisligist RuWa Dellwig hat einen überaus guten Saisonstart hingelegt. Letzte Woche wurde Nachbar Dellwig 10 im Platzduell am Sommerbad mit 7:0 von der Anlage gefegt – die Zeichen stehen in dieser Saison wohl wirklich auf Aufstieg.
Das liegt vor allem an der starken Besetzung der Dellwiger. Bloch, Schlomm, Essomé, Ibrahim – der Spielberichtsbogen liest sich wie ein „Who is who“ des Essener Amateurfußballs und ist noch beliebig verlängerbar. Doch was bewegt all diese Führungsspieler, gerade am Sommerbad zu kicken? Für Trainer Hansi Wüst eine klare Sache. „Es gibt auch im Amateurfußball noch so etwas wie Freundschaft, und die Jungs sind bei uns, weil sie den persönlichen Kontakt zu ihren Kumpels haben wollen.“
Bereits in der vergangenen Saison waren die Ziele der Vereinsverantwortlichen, damals noch auf der Aschenanlage an der Levinstraße, hoch. „Wir hatten uns zusammengesetzt und einen Drei-Jahres-Plan erstellt, nach dessen Ablauf das Team möglichst in die Bezirksliga aufsteigen sollte“, erinnert sich Trainer-Urgestein Hansi Wüst. Und da spielte der Zufall dem Verein in die Karten. Wüst war zu der Zeit in Kontakt mit seinem ehemaligen Schützling Matthias Bloch, der zwar erfolgreich in der Oberliga beim SV Schonnebeck spielte, aber langsam die Weichen für die Zeit nach dem Fußball stellen wollte. Und da traf es sich gut, dass im Sport- und Gesundheitszentrum am Freibad Hesse eine Ausbildungsstelle frei war.
Hochkaräter geben keine Aufstiegsgarantie
„Wir haben es nie zur Bedingung gemacht, dass Matthes bei uns spielt, nur musste er nun eh beruflich kürzer treten und fühlte sich durch die berufliche Chance dem Verein wohl verpflichtet“, so der Trainer. Ihm folgten nur wenige Tage später Marcel Schlomm und Vincent Wagner. „Es war immer unser Ziel gewesen, mal wieder zusammen zu spielen, warum dann nicht bei RuWa“, erinnert sich Bloch. Ex-Profi Wagner hielt es aber nicht lange beim Kreisligisten, denn er riss sich bereits in der Anfangsphase der letzten Saison das Kreuzband.
Und dass zwei Hochkaräter im Team noch lange kein Garant für den Aufstieg sind, mussten die Dellwiger in der Folge schmerzlich erfahren. Abwehrchef Kai Fuchs riss sich nach nur wenigen Wochen das Kreuzband, dazu kam eine langwierige Verletzung von Daniel Checa-Romero. „Wir konnten die Ausfälle unserer Abwehrabteilung nicht kompensieren und haben in der Folge einige Spiele verloren. Diesen Niederlagen sind wir bis zum Ende der Saison hinterher gelaufen“, ärgert sich Wüst, der mit dem Aufstieg geliebäugelt hatte.
Zwar legten die RuWaner in der Winterpause mit weiteren Hochkarätern wie Dustin Hoffmann und Patrick Drechsler nach, doch am Ende gab sich der VfB Nord keine Blöße und marschierte mit nur einer Niederlage in die Bezirksliga. Für das Team von Wüst blieb Platz vier, nach zuvor zwei Jahren im Abstiegskampf sicher ein gutes Ergebnis, gemessen an den Zielen doch ein wenig enttäuschend.
Nach vier Spielen auf dem Sonnenplatz
Doch der ehrgeizige Plan der Dellwiger ist nur aufgeschoben und nicht aufgehoben. Erneut hatte der Coach die Mannschaft in der Sommerpause gezielt verstärkt, schaffte es, neben Silvain Wirkus auch Som Essomé und Mamout Ibrahim ans schmucke Sommerbad, die neue Heimat der Dellwiger, zu locken.
Und nun scheint alles so zu laufen, wie sich der ehrgeizige Trainer Wüst es vorgestellt hat. Mit drei Siegen und einem Remis grüßt das Team als alleiniger Spitzenreiter vom Platz an der Sonne. Und nach dem guten Start mit den Erfolgen gegen den SC Türkiyemspor (5:1), einem Mitfavoriten um den Titel, TuS 84/10 (18:0) und Dellwig 10 (7:0) sind die Erwartungen enorm. „Alle Trainer haben uns als Meisterschaftsfavoriten gehandelt, warum sollen wir da tief stapeln. Natürlich ist unser Ziel die Bezirksliga, doch hängt das von vielen Komponenten ab. Wir brauchen eine intakte Mannschaft ohne Verletzungssorgen, in der jeder in jedem Spiel alles gibt und Charakter zeigt“, weiß der 65-Jährige, der in der vierten Saison in Dellwig arbeitet.
Die vielen Führungsspieler im Team sind für ihn kein Problem. „Es ist gut, wenn welche da sind, die in der Kabine den Ton angeben, zumal, wenn es sich um Freunde handelt, die vernünftig miteinander umgehen. Die Jungs werden oft von höherklassigen Vereinen angesprochen, doch bisher sind alle geblieben. Das spricht für die Kameradschaft. Für Geld spielt bei uns sicher keiner!“
Autor: Petra Köster