Es ist ein langsames Sterben. Im Ruhrgebiet gibt es immer weniger Asche-Plätze - der Kunstrasen ist unaufhaltsam auf dem Vormarsch. Nur wenn er denn kommt, ist es für manche Vereine vielleicht zu spät.
Der FSV Kettwig ist der einzige Fußballverein des Stadtteils. Gegründet 1951, wurden dort Generationen von Kickern ausgebildet und große Erfolge gefeiert. 350 Mitglieder hat er, elf Mannschaften sind im Spielbetrieb - dazu kommt noch ein Mädchen-Team und zwei Bambini-Mannschaften.
Und alle FSVler müssen auf Asche spielen. Wenn das überhaupt funktioniert, denn „im Winter sind wir in einer desolaten Lage“, sagt Jugendleiter und C-Junioren-Trainer Gunther Paas. Aufgrund von starken Regenfällen war die Anlage seit Mitte Januar nicht dauerhaft nutzbar. Die Mannschaften konnten kaum trainieren, von vier angesetzten Spieltagen mussten drei abgesagt werden.
Wie prekär die Situation ist, machten Gunther Paas und der FSV-Vorsitzende Dirk Petermann in einem Schreiben an die Sport- und Bäderbetriebe deutlich: „Um den Mannschaften derzeit überhaupt noch eine Alternative anbieten zu können, werden für zusätzliches Geld Plätze in Soccerhallen angemietet.“
Selbst kurzfristig ist das kaum finanzierbar, denn der FSV Kettwig ist nicht auf Rosen gebettet. So beträgt z.B. der Etat für die 1. Mannschaft, die immerhin im Mittelfeld der Kreisliga A eine gute Figur macht, lediglich 150 Euro.
Die berechtigte Forderung nach städtischer Unterstützung haben Paas und Petermann in dem Schreiben klar formuliert: „Wir bitten daher dringlich um Erstattung der Platznutzungsgebühren für die Monate Januar bis März 2016 und um dringende Sanierung der Sportplätze an der Ruhrtalstraße“.
Eine Antwort von der Stadt gab es bislang nicht. Dabei ist der FSV Kettwig wahrlich kein Bittsteller, sondern der Verein will gemeinsam mit Kettwiger Leichtathleten den Umbau der Plätze nach Kräften finanziell unterstützen. Dazu wurde die „Kettwiger Initiative Sportplatz“ (siehe Infokasten) gegründet. „Wir haben gerade für dieses Jahr einige Aktionen geplant, um auf unser Anliegen aufmerksam zu machen“, sagt Gunther Paas.
Denn langsam wird es eng für den Kettwiger Verein. „Alle Nachbarvereine haben mittlerweile Kunstrasenplätze - Blau Weiß Mintard, der SC Werden-Heidhausen, Breitscheid, Mülheim-Raadt. Wir sind auf Dauer einfach nicht mehr konkurrenzfähig“, sagt Gunther Paas. Seine große Sorge: „In ein, zwei Jahren könnte es eng werden.“ Will heißen: Nachwuchsspieler, aber auch Senioren könnten sich mehr und mehr für Vereine mit komfortablen Kunstrasenplätzen entscheiden. „Wir müssen konkurrenzfähig bleiben und weiterhin gute Qualität bieten - das ist beim Zustand der Plätze wohl kaum möglich“, sagt Gunther Paas. In absehbarer Zeit werde man keine große sportliche Rolle spielen - dazu fehlten einfach die finanziellen Möglichkeiten. „Aber bei uns ist der Breitensport halt wichtiger als der Spitzensport.“
Das Familiäre und der große Zusammenhalt - dafür wird der FSV Kettwig oftmals gelobt. Was wäre erst möglich, wenn der Verein einen Platz in anständigem Zustand hätte?