Die Vorzeichen waren klar: Im wohl engsten Aufstiegskampf des Reviers brauchte der 1.FC einen Sieg, um am letzten Spieltag noch auf Platz eins rutschen zu können. Für einen Dreier reichte es am Ende nicht, während Croatia nach den Siegen vom DFV 08 (5:0 gegen Mündelheim) und TuSpo Saarn (4:2 in Heimaterde) mit einem Punkt Vorsprung in den alles entscheidenden letzten Spieltag geht.
Doch der Reihe nach: Vor einer stattlichen Kulisse von knapp 500 Zuschauern entwickelte sich nach einer etwas zähen Anfangsphase ein absolutes Torfestival. FC-Stürmer Dogan Celik erzielte mit zwei direkt verwandelten Freistößen seine Saisontreffer 29 (23.) und 30 (58.) und glich damit jeweils zum 1:1 und 3:3 aus. Nick Falkenstein (8.), Sanid Fazlic (30.) und Yusuf Yildirim mit einem mehr als sehenswerten Distanzschuss (40.) trafen in Halbzeit eins für die Schachbretter, Jusef Saado (37.) zwischenzeitlich zum 2:2.
Doch plötzlich dezimierten sich die "Löwen" selber. Und dies in wenig intelligenter Art und Weise. Der eingewechselte Nouredine Bentayeb flog nach einem groben Foulspiel im Mittelfeld mit glatt Rot vom Platz (64.). Damit aber nicht genug: Innerhalb von sechs Minuten kassierte Harun Cömez zwei Gelbe Karten (76.). Was die neun verbliebenen Akteure in Schwarz-Rot dann ablieferten, war aber aller Ehren wert. Nachdem Toni Matic (78.) einen Konter nervenstark zum 4:3 verwandelte, kämpfte sich das Team von Trainer Wolfgang Heil nochmal zurück. Karim Ifrah erzielte in der 88. Minute nach einer Flanke das 4:4. Und beinahe wäre für den SC Croatia noch der absolute Super-GAU eingetreten: In der vierten Minute der Nachspielzeit rettete der vorher nicht immer sicher wirkende Keeper Igor Ivic mit einer Klasseparade gegen Ifrah.
Was dann aber passierte, erhitzte insbesondere auf Seiten des Tabellenführers die Gemüter. Als die "Gastgeber" durch einen Konter drauf und dran waren, doch noch den 5:4-Siegtreffer zu erzielen, ertönte plötzlich ein Pfiff. Dieser war aber eindeutig nicht dem Unparteiischen Okan Uyma zuzuordnen. Was den Verdacht aufkommen ließ, dass eine dem 1.FC zur Seite stehende Person den Angriff eigenhändig abpfiff. In dem Glauben, einen Abseitspfiff zu hören, brachen die Croatia-Akteure ihren Angriff, der wohl das sichere 5:4 bedeutet hätte, ab.
"Ich bin stolz auf meine Mannschaft, die waren spielerisch sehr stark. Wir haben leider durch vier Standards Gegentore bekommen. Das war aber eher weniger das Problem. Das Größte, was mich jetzt aber aufregt, ist, dass da draußen einer von denen reingepfiffen hat. Unser Spieler hätte das Tor machen müssen", war Croatia-Coach Izzet Akdogan nach Spielende enttäuscht und wütend zugleich. Sein Pendant Wolfgang Heil haderte unterdessen mit der vergebenen Chance kurz vor dem Skandalpfiff, die sein Team wohl endgültig aus dem Aufstiegskampf fliegen ließ: "Das Spiel hat natürlich das hergegeben, was wir uns alle davon versprochen haben. Wir haben hier kurz vor Schluss noch die Riesenmöglichkeit mit zwei Mann weniger, aber es sollte nicht sein. Wir hätten natürlich gerne drei Zähler gehabt, um die Chance zu wahren. Jetzt haben wir noch ein Spiel und müssen schauen, wie wir uns dafür motivieren können. Alles andere wird sich dann zeigen."
Endspiel in Raadt
Das Gute für Croatia: Alles liegt weiterhin in der eigenen Hand. Ein Sieg am letzten Spieltag beim SV Raadt und der erste Bezirksliga-Aufstieg der Vereinsgeschichte wäre perfekt. "Müsste machbar sein", so der knappe Kommentar von Akdogan zum Gegner am nächsten Sonntag. Und die Schachbretter dürfen sich wohl auch dann wieder der tollen Unterstützung ihrer aus vielen anderen Städten des Ruhrgebiet angereisten Fans sicher sein. "Das war ganz stark, sowas haben wir ja nicht jeden Tag. Ich bin stolz darauf, wie die Jungs da oben Stimmung gemacht haben", freute sich der Coach zumindest über diesen Aspekt eines Fußball-Nachmittags, der allen Beteiligten wohl noch länger in Erinnerung bleiben sollte.