Hier oben auf dem Berg, knapp fünf Kilometer vor der Ruhr, hat der Fußballwahnsinn Tradition. Dass Hösels Zweitvertretung, ebenso wie die „Erste“ auf Kreisliga - A - Niveau kickt ist dabei nur eine von zahllosen Kuriositäten rund um den „südlichsten Revierclub“. Wie selbstverständlich fährt der Acht(!)ligist zur Saisonvorbereitung ins Profi-Trainingslager Billerbeck. Seinen zahlreichen Anhängern bietet er einen vereinseigenen Fanshop, Dauerkarten und sogar einen „Live-Ticker“. Und das wird honoriert. Über 3500 Schlachtenbummler mobilisierte der SVH schon mal für ein Pokalspiel gegen Fortuna Düsseldorf, musste dafür aber seinen heimischen Hexenkessel am Neuhaus verlassen – und verlor prompt.
Zum „Wunder von Bern“ mieteten sich die Höseler kurzerhand exklusiv Ratingens größtes Kino. Ihr blau-weißer Karnevalswagen ist beim Rosenmontagszug ebenso wenig wegzudenken, wie die geselligen Kicker mit ihren Hösel-Shirts aus dem Ratinger Nachtleben.
Das einzigartige Höseler „Wir“-Gefühl zeigt sich auch beim Blick auf die Spielerkader. Sage und schreibe 68 Aktive umfasst der Seniorenbereich – und zwar seit Jahren ohne nennenswerte Fluktuation. Wenig Kohle – keine Söldner – ehrlicher Fußball. „Das sind fast alles Jungs aus der nahen Umgebung“, freut sich Dirk Kiontke alias „Kikke“, „und die meisten sind ziemlich Fußball-bekloppt“, womit er zuallererst sich selbst meint. Als Vereinsvize, Obmann und Manager in Personalunion ist er in jeder Lebenslage für seine Höseler im Einsatz. Dazu gehört auch schon mal ein nächtliches Vertragsgespräch an der Disko-Theke. „Kikke“ ist aber nur eine der vielen schillernden Persönlichkeiten, die den SVH seit Jahren charakterisieren. Der frühere Coach Gerd Reuter etwa, bei eigenen Spielern wie Gegnern gleichermaßen gefürchtet, ließ regelmäßig mit einem Traktorreifen trainieren. Der liegt immer noch hinter dem Klubhaus – als Mahnmal für die Trainingsfaulen.
“Sigiii“ Umlauf ist berüchtigt für seine spontanen Sangesattacken. Sein Lieblingssong: Der Pleitegeier - sein Job: Kassenwart. Und Grillmeister „Hacki“´s Kräutergewürze sind außerhalb holländischer Coffeshops eigentlich rezeptpflichtig. Aber „entscheidend is“ auch in Hösel „auf´m Platz“. Und deshalb hofft am Sonntag das ganze Dorf auf einen „Big-Point“ im Aufstiegsrennen der Kreisliga, in der mit dem TuS Homberg das dritte Ratinger Team die Spitzengruppe abrundet.
Dafür soll der wiedergenesene Sturmführer Sascha Eckhoff sorgen. Der Ex-Profi (u.a. MSV) verpasste, als Jugendtrainer anwesend, auf der vereinsinternen Weihnachtsfeier den Tombola-Hauptgewinn, eine hochwertige Sonnenbrille. „Besorgt mir so eine“, versprach Eckhoff in Bierlaune, „und ich schieß´ euch in die Bezirksliga“. Er bekam die Brille, erzielte in fünf Einsätzen neun Treffer und will nun gegen Tiefenbroich nachlegen.
Damit es am 19. Mai in Hösel wieder in den Kreisverkehr geht...