Erst sprang er als Linienrichter bei einem Kreisliga-Spiel ein, dann wurde Nuh Arslan von einem Zuschauer schwer verletzt. Arslan, dem das Nasenbein brach und der ein Schleudertrauma und Prellungen erlitt, kam erst im Rettungswagen wieder zu sich. Sechs Wochen lang bleibt der Essener Feuerwehrmann krank geschrieben.
Es sollte ein schöner runder Fußballsonntag werden. Die Herbstsonne schien spendabel. Doch dann schlug das Klima auf dem Platz plötzlich um. Für Nuh Arslan wurde es schlagartig dunkel. Durch ein ganz übles Foul im Beisein seines entsetzten fünfjährigen Sohnes verlor der Essener Feuerwehrmann beim Kreisliga-Fußballspiel Arminia Lirich gegen Dostlukspor Bottrop das Bewusstsein.
Nach einer kurzen verbalen Auseinandersetzung ging ein Zuschauer auf der Oberhausener Platzanlage auf den 37-Jährigen los, der kurzfristig als Linienrichter eingesprungen war, versetzte ihm einen Kopfstoß und brach ihm das Nasenbein gleich dreifach.
Handgreiflichkeiten statt Fingerspitzengefühl
Arslan, der zudem ein Schleudertrauma und Prellungen erlitt, kam erst im Rettungswagen wieder zu sich, wurde am Mittwoch im Uni-Klinikum an der Hufelandstraße operiert und bleibt für mindestens sechs Wochen dienstunfähig. Inzwischen ermittelt die Polizei wegen gefährlicher Körperverletzung gegen den Angreifer.
Bei dem soll es sich nach NRZ-Informationen ausgerechnet um den 45-jährigen Jugendkoordinator der Oberhausener Kicker handeln, ein Ehrenamt, das besonders viel Fingerspitzengefühl ohne Handgreiflichkeiten erfordern dürfte. Sollte man zumindest meinen. Welche Konsequenzen sein Verein aus dem Verhalten zieht, ist offen: „Wir wollen die Ermittlungen der Polizei abwarten“, sagt Wolfgang Hattert, Fußball-Obmann bei Arminia Lirich.
Ernste Zweifel am Fußball
Es war wohl ein besonders hinterhältiger Angriff. Kurz nach der 3:2-Führung der Oberhausener Kicker unter den Augen vieler Zeugen. Darunter zahlreiche Kinder, sagt Arslan. Er habe sich mit einem Zuschauer unterhalten, als ihn der 45-Jährige anfuhr, er solle doch erst einmal Deutsch sprechen lernen. Arslan will daraufhin nicht vom Leder gezogen, sondern sich abgewendet haben. Zehn Sekunden verstrichen, sagt er, bis ihn der Stoß traf und er blutend zu Boden ging.
Der 37-Jährige, seit elf Jahren als Feuerwehrmann in Essen im Einsatz, ist Vorsitzender des Bottroper Vereins und sein Sohn kickt bei den Bambinis. Doch vielleicht nicht mehr lange. Denn seinem Vater sind nach dem schmerzhaften Zwischenfall ernste Zweifel gekommen, ob Fußball tatsächlich der richtige Sport für seinen Sprössling ist. Die Bereitschaft zur Gewalt, nicht nur gegen Schiedsrichter, sie hat zugenommen, sagt Arslan, der die Amateur-Szene seit vielen Jahren kennt. „Daran müssen wir arbeiten, sonst haben wir bald keine Schiedsrichter mehr"
Eine Einschätzung, die Peter Hambüchen, Sprecher des zuständigen Fußballverbands Niederrhein (FVN), durchaus teilen kann. Eine Statistik darüber gebe es zwar nicht, jedoch merklich mehr Spielabsagen, wenn die Männer mit der Pfeife zu viele Aggressionen fürchten. „Das drängt sich verstärkt in unsere Wahrnehmung“, sagt Hambüchen.
Das allein aber ist dem Verband nicht mehr genug. Die Verantwortlichen wollen inzwischen harte Fakten und haben die Vereine gedrängt, über ein vereinheitlichtes Verfahren jedweden gewaltsamen Zwischenfall auf den Plätzen zu melden. Das Resultat allerdings ist bislang mehr als überschaubar: „Das Ganze hat sich noch nicht durchgesetzt“, sagt Fußballverbands-Sprecher Hambüchen: „Daran müssen wir arbeiten, sonst haben wir bald keine Schiedsrichter mehr." Von der brutalen Attacke auf Nuh Arslan war dem FVN bis gestern nichts bekannt.