In der Nacht zum vergangenen Mittwoch wurden die beiden U21-Nationalspieler gegen 3.30 Uhr in Berlin von einer Polizeistreife angehalten und entfachten vor dem vorletzten EM-Test gegen die A2 der Niederlande am Freitag die Diskussion: Kann der Deutsche Fußball-Bund (DFB) künftig lebenslang auf Spieler verzichten, die in der Öffentlichkeit mehrfach auffällig wurden? DFB-Präsident Theo Zwanziger kündigte in der Sport Bild bereits an, dass Sportdirektor Matthias Sammer sich mit der Frage befassen müsse, "ob diese Spieler unabhängig von ihrer sportlichen Leistungsfähigkeit charakterlich geeignet sind, damit sie von uns in Nationalmannschaften präsentiert werden können".

Fordert eine genaue Aufarbeitung der Vorfälle (Foto: firo).
Sammer bezeichnete ein endgültiges Aus für das Duo von Tabellenführer Hertha BSC Berlin (Ebert) und Borussia Dortmund (Boateng) gegenüber dem sid zwar als "noch hypothetisch", kündigte aber eine genaue Aufarbeitung des Falles an. "Es geht nicht darum, jemanden endgültig zu verdammen", sagte er, "aber Regeln müssen eingehalten werden. Wenn wir als DFB nicht reagieren würden, würden wir unserer pädagogischen Aufgabe nicht gerecht werden. Über solche Vorkommnisse muss man reden, und wir werden uns die Dinge genau schildern lassen."
Auch U21-Trainer Horst Hrubesch möchte vor einer abschließenden Bewertung des Falls nicht den Stab über die beiden Jung-Profis brechen. "Im Moment würde mir ein dauerhafter Ausschluss zu weit gehen", sagte er dem sid: "Das müsste man von Fall zu Fall entscheiden. Klar ist: Wenn sich auch die anderen Dinge bewahrheiten sollten, haben die beiden wirklich ein Problem."
Mit die "anderen Dinge" meint Hrubesch den Vorwurf, beide Spieler hätten mehrere Autos demoliert. Die Polizei ermittelt diesbezüglich, Ebert und Boateng bestreiten die Vorwürfe vehement. "Beide haben mir gegenüber klar gesagt, dass sie das nicht getan haben", sagte Hrubesch: "Im Moment gehe ich von der Unschuldsvermutung aus. Schließlich kenne ich beide auch lange genug."

Gegenüber U21-Trainer Horst Hrubesch dementierten die beiden Youngster die Vorwürfe (Foto: firo).
Doch auch so hatte der Vorfall für die beiden talentierten Mittelfeldspieler, die sich schon mehrfach Undiszipliniertheiten geleitet hatten, Folgen. Ihre Vereine bestraften sie intern mit Suspendierung und Geldstrafen, Hrubesch verzichtete bei den beiden letzten EM-Tests auf Ebert. "Boateng hat verletzt abgesagt, doch auch ihn hätte ich ansonsten natürlich nicht nominiert", versichert der Coach.
Eine gehörige Standpauke haben sich die beiden vom Europameister von 1980 außerdem eingehandelt. "Wir waren früher auch keine Kinder von Traurigkeit", sagte er: "Aber ich kann nicht verstehen, dass junge Spieler von 21 oder 22 Jahren nicht genug Eigenverantwortung haben, selbst auf solche Dinge zu achten." Zwanziger erklärte öffentlich, das seien "Dinge, die mit der Vorbildfunktion, die ich von jungen Nationalspielern und Spitzen-Fußballern erwarte, einfach nicht in Einklang zu bringen sind".
Ebert und Boateng sind seit den Vorfällen auf Tauchstation gegangen und haben sich öffentlich nicht geäußert. Sportlich sind sie jedenfalls schon genug gestraft: Beim ersten Test des EM-Jahres in Irland (1:1) standen beide noch in der Anfangsformation der deutschen U21. Am Freitag mussten sie vor dem Fernseher mit ansehen, wie sich die Konkurrenten für die EM in Schweden (15. bis 29. Juni) empfehlen durften.