Gideon Jung, Joel Zwikirsch oder Thorben Krol sind einige aussagekräftige Beispiele für den neuen Trend an der Lindnerstraße. Die Kleeblätter haben allerdings noch weitere Pferde im Stall.
Eines davon ist 18 Jahre alt und weiß offenbar ganz genau, wo das Tor steht. Die Rede ist von Boran Sezen. Der Oberhausener Angreifer erzielte in den ersten sieben Saisonspielen stolze sechs Treffer und führt die Torjägerliste der höchsten deutschen Jugendspielklasse zusammen mit Dortmunds Jeremy Dudziak an. Wie wichtig die Abschlussqualitäten des Angreifers für die Oberhausener sind, offenbart die Tatsache, dass die gesamte Mannschaft nur zwei weitere Treffer beisteuern konnte. RWO-Coach Gerd Gotsche ist sich dessen bewusst, merkt aber nicht unbewusst an, dass Sezen vier seiner sechs Tore vom Elfmeterpunkt erzielt hat. „Das ist natürlich auch eine Qualität. Allerdings wäre seine gute Quote ohne die Strafstöße nicht zustande gekommen. Deshalb sollte er sich nicht zurücklehnen und zufrieden sein. Er hat manchmal leider den Hang dazu“, moniert Gotsche.
Gotsches warnende Beispiele
Sein Trainer hebt den mahnenden Finger nicht ohne Grund. Seit 18 Jahren ist Gotsche als Jugendtrainer tätig und hat demnach „schon alles erlebt.“ Der 44-Jährige kennt sich mit den Anforderungen des Profifußballs bestens aus. Warnende Beispiele habe er in ausreichendem Maße erlebt. „Ich könnte von Spielern berichten, denen einst eine große Bundesliga-Karriere prognostiziert wurde, die nun aber in der Kreisliga kicken“, berichtet Gotsche. „Talent ist in diesem Geschäft nicht alles. Der Weg nach ganz oben führt nur über ganz harte Arbeit. Das versuche ich Spielern wie Boran immer wieder zu vermitteln. Die Jungs benötigen positive Impulse.“
Diese scheinen bei Sezen angekommen zu sein. Der Deutsch-Türke trägt seit 13 Jahren das Trikot der Rot-Weißen und hat zusammen mit seinem Zwillingsbruder Sergen alle Jugend-Mannschaften durchlaufen. In seinem letzten Junioren-Jahr hat der laufstarke Stürmer einen weiteren Schritt nach vorne gemacht. In der vergangenen Saison traf er neun Mal in 26 Spielen. Diese Quote könnte er schon in den nächsten Spielen übertreffen. Entgegen der Befürchtungen seines Trainers wolle sich Sezen damit aber nicht zufrieden geben. „Ich habe mir als Stürmer vorgenommen, bei jedem Einsatz zu treffen. Gegenüber den absolvierten Spielen habe ich noch einen Treffer zu wenig auf dem Konto.“
Im Visier von Peter Kunkel
Mangelnden Ehrgeiz kann man ihm somit nicht vorwerfen. Auch für seine berufliche Laufbahn hat sich der 18-Jährige Angreifer ambitionierte Ziele auf die Fahne geschrieben. Dabei plant er zweigleisig. Im vergangenen Sommer absolvierte der gebürtige Duisburger sein Abitur, zu Beginn des neuen Wintersemesters beginnt er in Bochum sein Bauingenieur-Studium. „Ich muss natürlich einen Plan B in der Tasche haben, deshalb nehme ich meine Ausbildung sehr ernst“, erklärt Sezen. Plan A bleibe jedoch ohne wenn und aber der Fußball. „Ich möchte definitiv den Sprung in den Profifußball schaffen. Dafür werde ich alles geben.“
Seine ersten Schritte im Profifußball würde er am liebsten in Oberhausen machen. Derzeit kann er sich sogar gute Chancen ausrechnen, denn Sezens Name steht bereits auf dem Notizblock von Peter Kunkel, dem Trainer der Regionalliga-Mannschaft. „Ich habe den Jungen auf meinem Zettel“, bestätigt Kunkel. „Zur Rückrunde werden wir einen oder zwei Spieler bei uns trainieren lassen. Dazu gehört im Moment auch Boran Sezen.“