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15. April 1989: Hillsborough-Katastophe jährt sich zum 20. Mal
"Bitte Bruce, versuch uns zu helfen"

15. April 1989: Hillsborough-Katastophe jährt sich zum 20. Mal
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Hillsborough steht für eine der größten Katastrophen der Fußball-Geschichte. Am 15. April 1989, einem sonnigen Samstag, pilgern Scharen von Fans nach Sheffield zum FA-Cup-Halbfinale zwischen dem FC Liverpool und Nottingham Forest. Das Spiel ist längst ausverkauft, trotzdem machen sich Tausende von Reds-Anhängern ohne Eingangsberechtigung auf den Weg in die britische Stahlmetropole und hoffen auf ein Schwarzmarktticket.

Vor der Tribüne Leppings Lane drängen die Liverpool-Supporter - mit und ohne Ticket. Sie stemmen sich mit aller Macht in Richtung der Drehkreuze an den Eingängen, je näher der Anstoß um 15.00 Uhr rückt. Der Druck wird immer größer. Der Block "Pen 3" ist bereits voll, die Menschen werden von oben gegen die Zäune gepresst. Eine fatale Entscheidung des damaligen Polizeichefs David Duckenfield verschärft die Situation. Er lässt ein Tor öffnen - womit der Druck unermesslich wird. Schlimme Bilanz: 96 Tote, 766 Verletzte

Fans werden regelrecht zu Tode gequetscht. Die grausame Bilanz: 96 Tote, kaum ein Opfer älter als 30, der Jüngste 10 Jahre alt, 766 Verletzte. Heute jährt sich die Katastrophe zum 20. Mal. Die Menschen im Mutterland des Fußballs, insbesondere die Hinterbliebenen der Opfer und die Zeitzeugen, haben das Drama vor Augen, als wäre es gestern gewesen.

Liverpools legendärer Torhüter Bruce Grobbelaar stand damals im Tor direkt vor dem Todes-Block. Obwohl die Tragödie längst ihren Lauf genommen hatte, wurde das Spiel seinerzeit angepfiffen. "Bitte Bruce, versuch uns zu helfen!" Die flehenden Worte der Fans am Zaun hat der ehemalige Nationaltorhüter Simbabwes nie vergessen. Und auch nicht die Antwort einer Polizistin, die er am Spielfeldrand auf die Szenen aufmerksam machte: "Ich kann nichts tun." Nachdem er den Ball zum dritten Mal zu fassen bekommen hatte, überzeugte er Schiedsrichter Ray Lewis, das Spiel abzubrechen. Nach sechs Minuten. "Ich habe Gesichter gesehen, die gegen den Zaun gepresst wurden. Niemand, der in Hillsborough war, wird das je vergessen. Es wurde uns gesagt, dass das Spiel für 30 Minuten unterbrochen ist. Aber es kamen immer wieder Leute und schrien, dass es fünf, sechs Tote gab. Es war grausam", sagte Grobbelaar in einem Artikel des Liverpool Echo. Das Spiel wurde nicht wieder angepfiffen und drei Wochen später wiederholt.

TV-Reporter Peter Jensen war Augenzeuge

Augenzeuge vor Ort war auch der deutsche TV-Reporter Peter Jensen, der Beiträge für die ARD erstellte. "Man bekam nicht genau mit, was passierte. Man sah Krankenwagen. Aber erst nach einiger Zeit kamen die Meldungen von Toten und Verletzten. Ich habe dann nach und nach Tonbeiträge geschickt, in Deutschland hat man dann die Bilder dazugebracht", sagte der 71-Jährige dem SID. "Ich kam erst nach Stunden aus dem Stadion, habe mir ein Taxi zum Hotel genommen und dann sofort meine Frau angerufen. Ich kam irgendwie nicht zur Ruhe, war paralysiert und stand ein wenig unter Schock."

Die Verantwortlichen für die Katastrophe wurden nie belangt. Erst nach dieser Tragödie wurden die Stadien in die Moderne geführt. Zäune und Stehplätze wurden abgeschafft, Ticketverkäufe stärker kontrolliert. Die Unterstützung der Angehörigen und das Gedenken sind beispiellos. Dem Vereinswappen Liverpools wurden zwei Flammen hinzugefügt, an der Anfield Road erinnert ein Denkmal an den Shankly-Gates an die Opfer, davor liegen täglich frische Blumen, am Zaun hängen Fanschals aus aller Welt. Die Stars von damals und heute besuchen die Opfer, so auch unlängst Liverpools spanischer Teammanager Rafa Benitez.

Rockstar Elvis Costello hat anlässlich des 20. Jahrestages die Hymne der berühmten Fan-Tribüne Kop, "The Fields of Anfield", neu aufgelegt. Als Background-Sänger wirken die ehemaligen Klub-Ikonen Kenny Dalglish, damals Reds-Teammanager, Phil Thompson und John Aldridge mit. Bereits 19.000 Menschen haben die CD erworben, die Erlöse gehen an die Hillsborough Families Support Group. Liverpools derzeitiger Kapitän Steven Gerrard hat gebeten, am 20. Jahrestag nicht spielen zu müssen. Sein Cousin Jon-Paul Gilhooley starb in Hillsborough, mit zehn Jahren war er das jüngste Opfer. "Er hat Liverpool mit der gleichen Leidenschaft bewundert, wie ich es tue, wenn ich das rote Trikot überstreife", schrieb Gerrard in seiner Autobiografie.

Die UEFA hat der Bitte entsprochen und das Champions-League-Rückspiel beim FC Chelsea auf den Dienstag vorverlegt.

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