Das Ergebnis gegen Jordanien (1:1) war da nur Nebensache. "Das Ziel des Fußballs ist es nicht, nur den Ball ins Netz zu schießen, sondern die Welt zu berühren und eine bessere Zukunft zu schaffen. Das ist ein historischer Moment und ein Sieg des Fußballs", sagte Blatter im mit 6500 Zuschauern ausverkauften Stadion. Er sei stolz, beeindruckt und geehrt, dem Spiel beiwohnen zu können.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) war durch Helmut Sandrock vertreten. "Es war überall zu spüren, welches Selbstwertgefühl den Menschen hier ein solches Spiel gibt und wie stolz sie darauf sind", sagte der DFB-Direktor. Als Generalbevollmächtigter der FIFA hatte Sandrock die Heimpremiere mitorganisiert. Die Fans schwenkten voller Stolz ihre Fahnen und trieben ihr Team mit inbrünstigen "Palästina, Palästina"-Rufen nach vorn. Schon nach acht Minuten stand das Stadion Kopf, als Palästinas Kapitän Ahmad Kashkash den gegnerischen Torwart nach einem Steilpass umkurvte und zum 1:0 einschob. Der Jubel auf den Rängen kannte Grenzen. Stadionsprecher: "Fußball vornehmster aller Kriege"
Was in der Politik Visionen sind, ist in der FIFA schon seit Jahren Realität. Bereits vor zehn Jahren erkannte der Weltverband Palästina an und nahm es in seine Gemeinschaft auf. Da es jedoch kein von der FIFA akzeptiertes Stadion gab, wurden die Heimspiele stets auf fremdem Territorium ausgetragen. Erst durch die Gelder des FIFA-Projekts "Goal" konnte das Al-Husseini länderspieltauglich ausgebaut werden. Der Stadionsprecher heizte den Fans ein und sprach vom Fußball als vornehmsten aller Kriege, die Polizei war mit großem Aufgebot angerückt. Doch es blieb ruhig.
Die Palästinenser ließen sich selbst vom Ausgleich Jordaniens kurz nach der Pause nicht die Laune verderben. "Das ist ein Feiertag für uns. Ich hoffe, dass sich die Dinge jetzt wirklich ändern und wir wie jeder andere Mensch leben können", sagte Hiyam al-Wahwah. Der 39-Jährige hatte eines der begehrten Tickets ergattert und zog friedlich feiernd nach Hause. Selbst die verfeindeten Bewegungen Fatah und Hamas demonstrierten angesichts des historischen Spiels zumindest sportliche Einigkeit. Ismail Haniyya, einer der politischen Führer der Hamas und früherer Ministerpräsident, rief Jibril Rajoub an und wünschte dem Fatah-General und Präsident des Fußballverbands Palästinas viel Glück.
Nur vier Akteure leben in den Autonomiegebieten
Durch das Heimspiel bietet sich auch dem Team die Möglichkeit, enger zusammenzuwachsen. Bisher leben lediglich vier Akteure in den Autonomiegebieten, der Rest wohnt in Ägypten, Jordanien, Kuwait oder im Libanon. Selbst aus Kanada und Chile kommen Spieler. Folglich herrscht innerhalb des Teams ein Sprachgewirr aus Arabisch, Englisch und Spanisch. Das soll sich künftig ändern. Verbandspräsident Rajoub träumt von einer eigenen Liga und will dem Nationalteam ein professionelleres Umfeld bieten. Eines kann sich Palästina zumindest schon auf den Briefkopf setzen: Zu Hause ist das Team noch ungeschlagen.