Drei Tage nach dem Einzug ins Finale der Champions League fiebern der AC Mailand und die Tifosi dem ersten "Endspiel" der Saison entgegen. Das Gipeltreffen des Titelverteidigers und Tabellenführers der italienischen Serie A gegen den punktgleichen Rekordmeister Juventus Turin elektrisiert die Massen. Die Fußball-Fans des Kontinents und in insgesamt 180 Ländern der Welt blicken am Sonntag (15.00 Uhr/live bei Premiere) auf das Stadion Giuseppe Meazza in Mailand.
Von den Salomon-Inseln bis nach Alaska können 1,5 Milliarden Menschen das 141. Duell der beiden Renommierklubs verfolgen. Keines der beiden Teams, die Italiens Liga seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs beherrschen, konnte sich in den vergangenen Wochen entscheidend absetzen, und während Milan vier Spiele vor Saisonende mit 76 Punkten und einem Tor Vorsprung an der Spitze thront, kommt es in Mailand zum Showdown - auch wenn von einer Vorentscheidung keiner der Beteiligten etwas wissen will.
"Wir haben noch fünf Endspiele", sagt Milan-Trainer Carlo Ancelotti - vier in der Meisterschaft und das Champions-League-Finale am 25. Mai in Istanbul gegen den FC Liverpool. Trotz der Aussicht auf zwei Titel herrscht bei den "Rossoneri" jedoch Katerstimmung. Das nach Ansicht von Silvio Berlusconi "äußerst glückliche" Weiterkommen im Halbfinale der "Königsklasse" gegen den PSV Eindhoven verhagelte dem Milan-Boss derart die Laune, dass er die Titelverteidigung bereits ad acta legte. "Wir sollten uns auf Liverpool konzentrieren. Das ist unser primäres Saisonziel und wichtiger als die Partie gegen Turin", tönte der italienische Ministerpräsident.
Milan macht müden Eindruck
Obwohl Mailand gegen die "alte Dame" seit April 1997 zu Hause ungeschlagen ist, spricht vor der Partie tatsächlich manches für die Gäste. Milan bangt um Kapitän Paolo Maldini, der sich in Eindhoven nach einem Tritt von PSV-Stürmer Venegoor of Hesselink im Nacken verletzte. Ein letzter Test am Samstag soll über den Einsatz des Abwehrchefs entscheiden. Zudem wirkte Star-Stürmer Andrej Schewtschenko zuletzt - wie einige seiner Kollegen - recht müde.
Juves Verlangen nach dem 28. nationalen Titel indes ist nach dem enttäuschenden Viertelfinal-Aus in der Champions League gegen Liverpool stärker denn je. "Ich werde in San Siro motiviert sein, wie noch nie", bekennt etwa Mittelfeld-Motor Pavel Nedved. Doch auch Turin hat Probleme. Die Veröffentlichung des sechs Jahre alten Doping-Videos von Verteidiger Fabio Cannavaro (damals AC Parma) beantwortete der Klub mit einem Presseboykott. "Beunruhigende Vorfälle" schädigten die Reputation des Vereins, hieß es in einer Pressemitteilung. Zudem fehlt der gesperrte Angreifer Zlatan Ibrahimovic.