Vor wenigen Wochen noch mit dem Anspruch die Nummer eins im DFB-Tor zu sein, ist Nationaltorhüter Jens Lehmann mittlerweile angesichts seines frustrierenden Reservisten-Daseins bei Englands Meister für die bevorstehende Transfer-Periode zum Spekulations-Objekt mutiert. Als Nutznießer der Probleme des Schlussmannes ist derzeit Bundesligist Borussia Mönchengladbach im Gespräch, denn bei den abstiegsbedrohten Rheinländern könnte Lehmann im "ewigen Duell" mit Oliver Kahn um die Nummer 1 in der deutschen Nationalelf die "Stammspieler-Vorgabe" von Bundestrainer Jürgen Klinsmann für die WM 2006 in Deutschland leichter erfüllen als derzeit bei den "Gunners".
Die Borussen, wo Trainer Dick Advocaat vier Verstärkungen für die Rückrunde gefordert und erst Ex-Nationalspieler Jörg Böhme bekommen hat, wiegelt die Führung auch nur bedingt ab: "Unter normalen Umständen ist ein solcher Transfer nur schwer machbar. Wenn Jens bei Arsenal noch länger auf der Bank sitzt, wer weiß, was dann passiert? Wenn einer wie Lehmann zu haben ist, muss man sich natürlich Gedanken machen", kommentierte Sportdirektor Christian Hochstätter Berichte über Kontakte.
"Ich will mich bei Arsenal durchsetzen"
Normal sind die Umstände für Lehmann derzeit jedenfalls weiterhin nicht. Bei Londons 2:0-Erfolg zum Hinrunden-Abschluss am zweiten Weihnachstag musste sich der frühere Keeper von Schalke 04 und Borussia Dortmund wie schon in den vergangenen Wochen wieder mit der Rolle des "Bankdrückers" begnügen. Noch gibt sich Lehmann jedoch kämpferisch: "Ich will mich bei Arsenal durchsetzen."
Sich allerdings auf einen Sinneswandel bei "Gunners"-Coach Arsene Wenger spätestens zu Beginn der neuen Saison zu verlassen, könnte für den 35-Jährigen zumindest in Bezug auf seine WM-Hoffnungen zu einem Vabanque-Spiel geraten. Ein Wechsel schon im Januar hingegen könnte die Situation Lehmanns, dem Wenger nach eigener Aussage keine Steine in den Weg legen würde, schlagartig wieder verbessern. Angeblich will Lehmann in den ersten Tagen des neuen Jahres vorbehaltlich kurzfristiger Entwicklungen über seine weitere Vorgehensweise entscheiden.
Sein Gehalt liegt sehr weit weg von Borussia
Blieben noch finanzielle Aspekte. "Sein Gehalt liegt sehr weit weg von Borussia", sagt Hochstätter zwar mit Blick auf Lehmanns Salär in England von geschätzt rund drei Millionen Euro. Doch fraglos drückt die derzeitige Lage den Preis für den Zerberus und spielt Gladbach in die Hände, denn für die Erfüllung seines WM-Traumes würde Lehmann möglicherweise auch finanzielle Abstriche in Kauf nehmen.
In Gladbach, wo Präsident Rolf Königs dem auch mit den Keepern Darius Kampa, Michael Melka und Sead Ramovic nicht glücklichen Advocaat erhebliche Mittel zur Qualitätsverbesserung versprochen hat, könnte Lehmann dem Vernehmen nach immerhin auch noch rund eine Million Euro pro Saison verdienen.