Der 47-Jährige ließ keinen Zweifel daran, dass sich alle Spieler seines nach der Absage von Kapitän Michael Ballack auf 20 Mann reduzierten Kaders dem Ernst der Lage vor den anstehenden Spielen gegen San Marino am 2. Juni in Nürnberg und vier Tage später in Hamburg gegen die Slowakei bewusst sind. "Ich habe mit allen Spielern in den vergangenen Tagen telefoniert und festgestellt, dass jeder hochmotiviert ist", berichtete Löw. Dass der Bundestrainer beim Treffpunkt der DFB-Auswahl am Dienstagnachmittag in Herzogenaurach vor den Toren Nürnbergs Gewinner und Verlierer der abgelaufenen Saison noch einmal zu einer Einheit formen muss, stelle kein Problem dar. "Es ist vor Länderspielen doch immer so, dass einige mit positiven und andere mit negativen Erlebnissen im Gepäck anreisen", meinte Löw, der den ein oder anderen Problemfall aber in längeren Einzelgesprächen auf den Saionsabschluss einstimmen will.
Fehlt in beiden Spielen: Michael Ballack. (Foto: firo)
"Ich werde mit allen reden, aber sicherlich gib es einige, mit denen ich mich länger unterhalten werde. Die Spieler müssen alles beiseite schieben, was zuletzt war, und sich voll auf die beiden Spiele konzentrieren. Entsprechend werde ich auch das Training gestalten", sagte Löw. Vor allem die beiden Stürmer Miroslav Klose und Kevin Kuranyi, die gegen Bundesliga-Saisonende reichlich Kritik einstecken mussten, sollen mental auf Vordermann gebracht werden. Dass die Spieler physisch in einem guten Zustand zur Mannschaft stoßen, steht für den Bundestrainer dagegen außer Frage: "Bei Bayern München, Bremen und Stuttgart wurde in der vergangenen Woche noch normal trainiert. Die Spieler der Klubs, die bereits Ferien haben, haben sich individuell in Form gehalten."
Für Löw geht es aber auch persönlich darum, seine erste Spielzeit als Bundestrainer erfolgreich zu beenden. "Ich will, dass wir zwei richtig gute Fußballspiele zeigen, auch wenn wir einige Absagen in Kauf nehmen müssen. Wenn wir diese beiden Spiele gewinnen, machen wir nicht nur einen großen Schritt Richtung EM-Endrunde 2008, sondern dann können wir insgesamt auf eine sehr gute Saison zurückblicken", sagte der in Pflichtspielen nach wie vor ungeschlagene Nachfolger von Jürgen Klinsmann. Dass Kapitän Ballack ebenso wie Bastian Schweinsteiger, Lukas Podolski, Tim Borowski oder Arne Friedrich zum Saisonabschluss fehlt, bereitet Löw kein Kopfzerbrechen. "Zwar ist es immer schade, wenn der Kapitän fehlt. Aber wir haben schon andere Spiele ohne ihn gewonnen. In Bernd Schneider oder Torsten Frings haben wir erfahrene Kräfte, die die Mannschaft führen können", sagte Löw, der nach dem DFB-Pokalfinale keine weiteren Absagen hinnehmen musste.
Deutschland, das die Hinspiele in San Marino (13:0) und in der Slowakei (4:1) klar gewonnen hat, führt nach fünf Spielen die Gruppe D der EM-Qualifikation mit 13 Punkten vor Tschechien (6/13) und Irland (7/13) an.