Die Turiner Staatsanwaltschaft hat den Geschäftsführer von Juventus Turin, Antonio Giraudo, sowie den Teamarzt Riccardo Agricola vorgeworfen, dutzende "Juve"-Profis jahrelang mit dem verbotenen Blutdopingmittel EPO behandelt zu haben. Jetzt verteidigen sich die Beschuldigten. Die Spieler waren in Turin im Zuge des seit zwei Jahren laufenden Doping-Prozesses gegen den italienischen Rekordmeister von einem medizinischen Gutachten belastet worden.
Demnach sollen vor allem Antonio Conte und Alessio Tacchinardi zwischen 1994 und 1998 von dem angeklagten Juventus-Mannschaftsarzt Agricola mit EPO versorgt worden sein. Die Präparate wurden nicht zu therapeutischen Zwecken eingesetzt, stellte Gerichtsgutachter D'Onofrio von der Universität Cattolica in Rom fest.
Beweise für "Juve"-Anwälte nicht stichhaltig
Die Juventus-Rechtsanwälte Alberto Grossi und Pier Mannuccio nannten die vermeintlichen Beweise für Blutdoping nicht stichhaltig, berichteten italienische Medien am Samstag. Dies seien Vermutungen, die man gar nicht vor Gericht äußern dürfte. "Wir haben nichts neues gehört, im November sind wir dran, unsere Position zu klären", sagte Juventus-Rechtsanwalt Luigi Chiappero nach Angaben der Sporttageszeitung Gazzetta dello Sport .
Verdächtige Schwankungen der Blutwerte stellte das Gutachten auch bei Didier Deschamps, Ciro Ferrara, Angelo Peruzzi, Paolo Montero, Moreno Torricelli, Angelo Di Livio, Alessandro Birindelli und Manuel Dimas fest. In einem zweiten Gutachten des Mailänder Pharmazie-Professors Eugenio Muller ist zudem von einem regelmäßigen Schmerzmittel-Missbrauch bei Juventus-Spielern die Rede.
Urteil wird am Jahresende erwartet
Seit Januar 2002 läuft in Turin der Doping-Prozess gegen Agricola und weitere Klubverantwortliche, denen systematisches Doping vorgeworfen wird. Am 25. Oktober werden die Staatsanwälte ihre Strafforderungen bekannt geben. Ein Urteil ist bis Jahresende erwartet.
Bisher wurden bereits Dutzende von Zeugen vorgeladen, darunter Starspieler wie Zinedine Zidane und Gianluca Vialli und der amtierende Präsident des italienischen Fußballverbands (FIGC), Franco Carraro. Da es zwischen 1994 und 1998 in Italien noch kein Dopinggesetz gab, lautet die Anklage auf Sportbetrug.
Zeman Auslöser des Prozesses
Im Visier hat Guariniello vor allem den Gebrauch von Kreatin. Andere Spieler wie Stürmer Alessandro Del Piero hatten die Einnahme von Kreatin zugegeben. Auslöser für den Prozess gegen die Juventus-Funktionäre waren Vorwürfe des tschechischen Trainers Zdenek Zeman, der 1998 Juventus-Stars wie del Piero "unnatürliche Muskelzuwächse" unterstellt hatte. Allgemein hatte Zeman einen systematischen Medikamentenmissbrauch im Profi-Fußball angeprangert.