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Razzia in Italien ruft Regierungschef auf den Plan

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Silvio Berlusconi persönlich hat sich über die Razzia bei allen italienischen Erst- und Zweitligisten über das Vorgehen der Staatsgewalt beschwert. Milans Präsident bekommt nun Gegenwind aus der EU und vom Staatsanwalt.

Die landesweite Razzia bei der Fußball-Klubs hat auch an höchster Stelle für einigen Wirbel gesorgt. Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi zum Beispiel reagierte empört auf die Untersuchung bei allen Erst- und Zweitligisten Italiens wegen des Verdachtes der Bilanzfälschung. "Italien droht ein Polizeistaat zu werden. Ich hoffe, dass sich alles klären wird. Diese Operation, die alle Klubs der ersten und zweiten Liga betrifft, kommt mir seltsam vor", sagte Ministerpräsident Berlusconi, der zugleich Präsident des Champions-League-Siegers AC Mailand ist.

Staatsanwalt contra Berlusconi

"Als Sportliebhaber hoffe ich, dass alles in Ordnung ist. Als Liberaler denke ich, dass es in einem Rechtsstaat keine willkürlichen Maßnahmen geben darf", betonte Berlusconi. Auf seine Worte reagierte der römische Staatsanwalt Ettore Torri, der die Ermittlungen gegen die Fußballklubs führt, scharf. "Die Durchsuchungen wurden auf Grund fundierter Beweise, dass gravierende Vergehen begangen worden sind", sagte Torri. Er vermutet, dass italienische Top-Vereine ihre Spieler für enorme Fantasie-Ablösesummen verkauft haben, um ihre Bilanzen zu schönen.

Galliani hatte Bilanzen freigegeben

Italiens Liga-Chef Adriano Galliani verteidigt unterdessen die Vereine. "Die italienischen Fußball-Klubs haben nichts gestohlen, im Gegenteil sie zahlen den Staatskassen enorme Summen. Bei Spielertransfers landet 46 Prozent der vereinbarten Summe in die Kassen des Fiskus. Die Staatskassen profitieren vom Fußball enorm", sagte Galliani: "Wir hätten den Ermittlern die Bilanzbücher der Klubs ohne weiteres gegeben. War eine derartige Razzia wirklich notwendig?"

Fälle Crespo und Veron

Die Polizei, die am Donnerstag auch den Mailänder Sitz der Fußball-Liga und das römische Büro des Verbandes durchsucht hatte, beschlagnahmte die Bilanzbücher der Fußballklubs. Auf Hochtouren laufen auch Ermittlungen um einige der aufsehenserregendsten Spielertransfers der letzten Jahre. Dazu zählt der Wechsel des argentinischen Stürmers Hernan Crespo für 56,5 Millionen Euro vom AC Parma zu Lazio Rom im Jahr 2000. Die Untersuchungen sollen auf ganz Europa erweitert werden. Geprüft wird unter anderem der Wechsel von Crespos Landsmann Juan Sebastian Veron 2001 von Lazio zu Manchester United für 46,3 Millionen Euro.

Auch das römische Parlament verlangt Klarheit über den finanziellen Stand der italienischen Vereine. Innerhalb der nächsten 14 Tage beginnen im Parlament die Anhörungen mit dem Chef des Nationalen Olympischen Komitees Italiens (Coni), Gianni Petrucci, Fußball-Verbandspräsident Franco Carraro und Liga-Chef Galliani, die über die finanzielle Lage des italienischen Fußballs im Detail berichten sollen.

Widerspruch auch aus der EU

Die Verschuldung der italienischen Klubs wird für Italien ein immer größeres Problem. Am 30. Juni 2003 hatten die Serie A-Klubs Schulden von insgesamt 413 Millionen Euro. Um die Klubs vor dem Zusammenbruch zu retten, hatte Regierungschef Berlusconi vor einem Jahr ein so genanntes "Schuldendehngesetz" für den italienischen Fußball erlassen, das die EU-Kommission in Brüssel aushebeln möchte. Durch das Gesetz bekamen die Klubs zehn Jahre Zeit, um ihre durch den Verfall der Spielerablösesummen in die Höhe geschnellte Schuldenlast in Raten abzuzahlen.

EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti hält das Gesetz für verfassungswidrig. "Es besteht konkreter Verdacht, dass das Gesetz de facto eine Staatshilfe für die Serie-A-Klubs ist", sagte Monti, der das römische Parlament zur Änderung des Gesetzes aufrief, da es den europäischen Bilanzregeln widerspreche.

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