Die überragende WM des deutschen Teams hat auch Chef-Kritiker Franz Beckenbauer eines Besseren belehrt. "Wenn ich einmal grantig werde, dann neige ich dazu, jähzornig zu werden. Dann schieße ich auch mal über das Ziel hinaus", sagte der Präsident des Organisationskomitees (OK) der WM 2006 in Deutschland in der ZDF-Sendung "Berlin Mitte".
Beckenbauer hatte den früheren Bundestrainer wegen dessen Fernbleiben vom Trainer-Workshop der 32 Teilnehmer im Vorfeld der Fußball-WM im März in Düsseldorf heftig attackiert. Mit ein wenig Abstand betrachtet sei die Rundum-Schelte, bei der der "Kaiser" Klinsmann eine schlechte Kinderstube unterstellt hatte, "eine überzogene Reaktion" gewesen, so Beckenbauer.
"Klinsmann ist ein sensibler Mensch"
Dass Klinsmann derzeit mit dem Fußball-Verband der USA über ein Engagement als US-Coach verhandelt, überrascht Beckenbauer unterdessen nicht: "Das liegt nahe. Dort hat er seine Familie, dort fühlt er sich wohl." Im Nachhinein sei der Rücktritt des Schwaben als Bundestrainer die richtige Entscheidung gewesen. "So sehr wir uns auch ein Bleiben gewünscht hätten: Klinsmann ist ein sensibler Mensch und beim nächsten Spiel wäre sofort wieder die Wohnsitzdebatte aufgekommen", sagte Beckenbauer.
Zudem richtete der 61 Jahre alte Präsident von Rekordmeister Bayern München einen flammenden Appell an die weltweite Fußballfamilie im Hinblick auf die WM 2010 in Südafrika. "Wir alle sind gefragt, Afrika zu helfen. Wenn das nicht funktioniert, dann wäre das für den Kontinent tödlich. Der Stolz Afrikas hängt an dieser Weltmeisterschaft", sagte Beckenbauer. Zuletzt waren in der Öffentlichkeit gehäuft Bedenken an der Absicht des Weltverbandes FIFA aufgekommen, trotz Problemen an Südafrika als Austragungsort festzuhalten.