Der Rummel um Bundestrainer Jürgen Klinsmann hat diesen offenbar zum Einlenken bewegt. Klinsmann wird im Vorfeld der WM in Deutschland (9. Juni bis 9. Juli) mehr Präsenz in Deutschland zeigen und von dort aus die Vorbereitung der deutschen Nationalmannschaft vorantreiben.
"Mein Lebensmittelpunkt seit dem 27. Januar 2006 ist für mich Deutschland. Es bedarf keiner Anregungen und Wünsche. Ich kenne meine Aufgabe und mein Plan hat immer vorgesehen, dass ich in den letzten Monaten vor der WM in Deutschland bin", sagte der 41-Jährige im Interview mit dfb.de.
Allerdings machte der Welt- und Europameister auch klar: "Ich werde es mir nicht nehmen lassen, immer wieder mal zu meiner Familie nach Kalifornien zu fliegen. Unverändert bleibt meine Linie, dass ich bis zur WM mein Flugpläne nicht offenlegen werde."
Entschuldigung für Workshop-Abstinenz
Für sein höchst umstrittenes Fernbleiben beim Workshop des Weltverbandes FIFA in der vergangenen Woche in Düsseldorf lieferte Klinsmann nachträglich nun eine Entschuldigung. "In dieser Woche war der erste Jahrestag des Todes meines Vaters, und ich hatte meiner Mutter schon lange versprochen, dass wir diese für sie schweren Tage in dieser Woche gemeinsam in Kalifornien verbringen. Ich war der Meinung, dass ich solche Privatangelegenheiten nicht öffentlich machen muss, um mich zu rechtfertigen. Nun weiß jeder, warum ich in Düsseldorf nicht dabei war", erläuterte der DFB-Chefcoach.
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Klinsmann bekräftigte allerdings, dass er im Wiederholungsfalle "wieder der privaten Verpflichtung den Vorzug geben und das vorab nicht öffentlich machen" würde. Er liefere die Begründung für sein Fernbleiben erst jetzt, weil ihn trotz aller Diskussionen in den vergangenen Tagen niemand danach gefragt habe, ob es spezielle Gründe für sein Fehlen in Düsseldorf gebe. WM-OK-Präsident Franz Beckenbauer hatte den Workshop in Düsseldorf als Pflichttermin für Klinsmann bezeichnet und den Bundestrainer wegen des Fernbleibens heftig attackiert.
DFB hatte Druck auf Bundestrainer erhöht
Unterdessen wurde bekannt, dass der Deutsche Fußball-Bund (DFB) offenbar eine vertraglich fixierte Handhabe besitzt, um Klinsmann vor der WM zu mehr Präsenz in Deutschland zu zwingen. "Sie wissen, dass ich zu vertraglichen Inhalten keine Auskunft gebe. Aber da ich ja den Vertrag mitgestaltet habe, können Sie davon ausgehen, dass wir schon wissen, was wir von ihm einfordern können. Der Inhalt entspricht durchaus der Lage und den Wünschen der Nation. Ganz so schlafwagenhaft sind wir beim DFB nun auch wieder nicht", sagte der Geschäftsführende DFB-Präsident Theo Zwanziger, der in sportlichen Dingen "volles Vertrauen" zu Klinsmann hat, in einem Interview der Bild am Sonntag.
Der 60-jährige Zwanziger hatte die Angelegenheit zur Chefsache erklärt. "Ich will nur sagen, was Aufgabe des DFB-Präsidenten ist: Nämlich Klinsmann im Gespräch mit Argumenten zu überzeugen, dass wir diese Präsenz einfordern müssen", sagte Zwanziger. Außerdem habe Klinsmann bereits "vor langem zugesagt", dass er vor der WM, so wie es notwendig, öfter nach Deutschland komme und damit seine Präsenz deutlich erhöhen werde.