Der heftig kitisierte Bundestrainer Jürgen Klinsmann erhält von Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff Unterstützung. "Klinsmann wird sich Gedanken machen", zeigt sich Bierhoff überzeugt.
Frage: "Franz Beckenbauer hat Bundestrainer Jürgen Klinsmann scharf dafür kritisiert, dass dieser beim Workshop der 32 WM-Teilnehmer in Düsseldorf fehlt. Was sagen Sie zu dieser Kritik?"
Oliver Bierhoff: "Man muss für die Meinung von Franz Beckenbauer Verständnis haben. Die WM ist sein Kind, deshalb hätte er den Bundestrainer gerne hier gehabt. Aber angesichts der Themen, die hier besprochen werden, ist die Präsenz von Klinsmann nicht notwendig. Aus repräsentativen Gründen kann man über die Nicht-Teilnahme natürlich streiten. Aber Jürgen ist kein Freund von repräsentativen Terminen, er bereitet die WM lieber sachlich und fachlich vor."
Frage: "Hätten Sie denn gedacht, dass seine Nicht-Teilnahme so hohe Wellen schlägt?"
Bierhoff: "Das wird natürlich nur so hoch gehängt, weil die WM in Deutschland ist. Es sind auch andere prominente Trainer nicht vor Ort, aber darüber wird natürlich nicht gesprochen. Hier werden überwiegend organisatorische Dinge besprochen, und durch Joachim Löw und meine Person sind wir beim Workshop gut aufgestellt."
Frage: "Es kann 95 Tage vor der WM aber doch nicht gut für das Image des WM-Gastgebers sein, wenn der OK-Chef den Bundestrainer in so scharfer Form angreift..."
Bierhoff: "Natürlich nicht. Aber Fußballer streiten sich auch schon mal. Ich gehe davon aus, dass sich die beiden aussprechen werden und wir vor der WM alle wieder in einem Boot sitzen. Es ist sehr wichtig, dass wir als Nationalmannschaft die Arbeit von Beckenbauer unterstützen und genauso wichtig, dass wir die Unterstützung von einer so großen Persönlichkeit wie Franz Beckenbauer haben."
Frage: "Wie glauben Sie, wird Klinsmann auf diese Kritik reagieren?"
Bierhoff: "Jürgen musste auch schon als Spieler heftige Kritik einstecken und konnte damit gut umgehen. Aber er wird sich sicherlich seine Gedanken machen. Er ist nicht so stur, wie er oft in der Öffentlichkeit dargestellt wird. Für ihn zählt aber in erster Linie die Mannschaft."
Frage: "Befürchten Sie nicht, dass die Stimmung in der Bevölkerung nach der Pleite in Italien und den jüngsten Querelen im Umfeld kippt?"
Bierhoff: "Ich glaube, dass die Stimmung bei den deutschen Fußballfans nach wie vor sehr gut ist. Sicherlich gibt es nach dem Italien-Spiel eine gewisse Skepsis, die verständlich ist. Dennoch habe ich das Gefühl, dass die Leute nach wie vor voll hinter uns stehen. Wichtig ist, dass die Mannschaft diese Euphorie auch rüberbringt. Deshalb müssen wir in Dortmund gegen die USA ein gutes Spiel abliefern. Dortmund war immer ein gutes Pflaster für uns, deshalb gehe ich davon aus, dass wir uns dort rehabilitieren."
Frage: Es gibt Meldungen, nach denen in der Torwartfrage bereits eine Entscheidung zugunsten von Jens Lehmann gefallen ist..."
Bierhoff: "Das ist Unsinn und zeugt von dem Wahnsinn vor der WM. Wenn wir unseren Sponsoren Namen geben, mit denen sie ihre Werbeaktivitäten planen können, heißt das doch nicht, dass diese Spieler auch bei der WM dabei sind. Es ist nach wie vor alles vollkommen offen, auch in der Torwartfrage. Unsere Entscheidung fällt nach derzeitigem Stand am 13. Mai, das gilt auch für die Torwartfrage. Jürgen Klinsmann hat gestern noch einmal betont, dass Oliver Kahn die Nummer eins ist und Jens Lehmann der Herausforderer."
Frage: "Experten wie der ehemalige Bundestrainer Berti Vogts fordern, dass die Nationalmannschaft im April noch zwei zusätzliche Länderspiele abschließen soll. Was sagen Sie zu solchen Vorschlägen?"
Bierhoff: "Es geben derzeit viele Leute ihre Meinung preis, Politiker, Fußballexperten und so weiter. Wir nehmen alles ernst. Wir haben auch schon überlegt, ob es sinnvoll ist, noch das ein oder andere Testspiel, eventuell gegen kleinere Nationen, dazuzunehmen. Aber da ist noch keine Entscheidung gefallen."