Bundestrainer Jürgen Klinsmann hofft vor dem letzten Länderspiel des Jahres in Paris gegen Frankreich auf einen guten Jahresabschluss für die deutsche Nationalmannschaft. Vor der Partie im Stade de France (Samstag, 21 Uhr/live im ZDF) äußerte sich Klinsmann im Interview über die aktuelle Situation.
sid: "Was überwiegt bei Ihnen vor dem letzten Länderspiel des Jahres in Frankreich? Freude, weil man sich nach den Querelen im vergangenen Monat wieder auf den Sport konzentrieren kann oder Angst, dass nach einer möglichen Pleite die Diskussionen um die Nationalmannschaft wieder aufflammen."
Jürgen Klinsmann: "Eindeutig die Freude. Wir starten immer mit Optimismus in eine Länderspielwoche. Das Spiel gegen Frankreich ist zudem ein Highlight, dazu noch im Fußballtempel Stade de France. Da wollen wir einen guten Jahresabschluss erzielen."
sid: "In Frankreich bestimmen derzeit aber andere Dinge die Schlagzeilen. Wie gehen Sie damit um?"
Klinsmann: "Wir wissen sehr genau, dass es in Frankreich derzeit andere Probleme gibt. Wir werden unsere Spieler entsprechend briefen, sie mit den nötigen Informationen versorgen, wie wir das auch schon bei anderen Länderspielreisen gemacht haben."
sid: "Glauben Sie wirklich, dass sich Fußball-Millionäre mit den Problemen von Emigranten und den daraus resultierenden Folgen beschäftigen?"
Klinsmann: "Ja, das ist so. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir bei den Spielern auf offene Ohren stoßen. Wir haben auch vor unseren Reisen in den Iran oder nach Asien die Spieler auf die besonderen Situationen in den jeweiligen Ländern hingewiesen und sie mit entsprechenden Informationen über Religion und Kultur versorgt. Das ist sehr gut angekommen."
sid: "Wie beurteilen Sie mit etwas Abstand die lautstarke Kritik nach den Länderspielen in der Türkei und gegen China sowie die die daraus resultierende Wiedereinführung der Task Force?"
Klinsmann: "Für mich war das alles kein großes Problem. Es ging ja nicht um destruktive Kritik, sondern um Ratschläge, die wir uns gerne angehört haben. Es war ein fruchtbare Diskussion und wir haben eine gute Vereinbarung für die Zukunft getroffen, im Sinne der Nationalmannschaft. Die Talfahrt nach dem Confed-Cup war nachvollziebar, ja fast einkalkuliert, auch wenn sie natürlich nicht gewünscht war."
sid: "Woher schöpfen Sie Ihren Optimismus vor dem Länderspiel in Frankreich?"
Klinsmann: "Die Kurve bei den Nationalspielern geht eindeutig wieder nach oben, dass haben die letzten zwei, drei Wochen deutlich gezeigt. Die Spieler haben nach einem Saisondrittel ihren Rhythmus gefunden. Davon werden wir profitieren?"
sid: "Worauf werden Sie in der Vorbereitung auf das Frankreich-Spiel besonders Wert legen?"
Klinsmann: "Aufgrund der nun guten Voraussetzungen werden wir überwiegend im taktisch-technischen Bereich arbeiten. Der Fitnesszustand der Spieler erlaubt es uns, jetzt auf konditionelle Arbeit weitgehend zu verzichten."
sid: "Die Aufgebote für die Länderspiele in der Türkei und gegen China und das gegen Frankreich sind nahezu identisch. Ist das bereits ein geschlossener Kreis für die WM 2006?"
Klinsmann: "Natürlich haben die 26, 28 Spieler, die auch in Hamburg beim Leistungstest dabei waren, die Nase vorn. Es müsste schon viel geschehen, um daran noch was zu ändern. Aber wir lassen uns gerne überraschen. Grundsätzlich bleibt die Tür aber bis einen Tag vor der Kaderbenennung auf."
sid: "Wird in den kommenden Tagen auch über das Thema Sport-Direktor gesprochen?"
Klinsmann: "Nein. Erst nach dem Länderspiel werden wir uns darüber wieder unterhalten."