Die Diskussion um das Wechselspiel im Tor der deutschen Nationalmannschaft reißt einfach nicht ab. WM-OK-Chef Franz Beckenbauer hat erneut Bundestrainer Jürgen Klinsmann in der Torhüterfrage kritisiert. "Die Torwartfrage regt jeden auf, nicht nur mich. Warum wird das nicht entschieden?", sagte der "Kaiser" vor Journalisten im österreichischen Going.
Er bewundere Klinsmanns gute Nerven, dessen Lässigkeit im Umgang mit den beiden Torhüter-Rivalen Oliver Kahn und Jens Lehmann, ergänzte Beckenbauer, der am Sonntag 60 Jahre alt wird. "Das ist eben Jürgens Stil - aber auch seine Verantwortung. Wenn er Erfolg hat, ist es in Ordnung. Ich hätte die Nerven aber nicht", sagte er.
Beckenbauer: "Ich will der Mannschaft helfen"
Seine am Rande der 0:2-Niederlage der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) beim Länderspiel in der Slowakei geäußerte Kritik an der Klinsmann-Truppe will Beckenbauer indes nicht als Boshaftigkeit verstanden wissen. "Ich will Jürgen und der Mannschaft ja helfen, sie nicht mit dem Vorschlaghammer niedermachen. Aber da bin ich hilflos. Es haben ja alle gesehen, dass das in der Slowakei nichts war. Etwas Kritik muss also sein", sagte der ZDF-Experte.
Trotz des jüngsten Rückfalls in den "Normalzustand" glaubt Beckenbauer aber weiter daran, dass die deutsche Elf bei der WM im kommenden Jahr eine gute Rolle spielen wird. "Ich mache mir keine Sorgen. Der "Confed-Cup" macht Mut. Da war die Mannschaft mal zwei, drei Wochen zusammen und hat eine große Freude entwickelt. Da war eine Euphorie und Begeisterung in der Mannschaft. Das wird auch bei der WM so sein", sagte er.
"Kaiser" warnt vor WM-Druck
Beckenbauer warnt jedoch vor dem Druck, den eine WM im eigenen Land auf Spieler und Trainer ausübe. "Das ganze Land nimmt Anteil, die Empfindlichkeiten sind jetzt schon groß, bis zur WM werden sie noch größer. Es kommen noch harte Zeiten auf Jürgen und seine Mannschaft zu", prophezeit der Weltmeister von 1974.
Einem Vergleich mit der Elf, die der Teamchef Beckenbauer vor 15 Jahren zum Titel führte, hält die Truppe von Klinsmann indes nicht Stand. "1990 hatten wir mehr Persönlichkeiten in der Mannschaft. Diese Mannschaft war perfekt", begründete Beckenbauer.
Dennoch setzt er Klinsmann und Co. unter Druck. "Der Erfolg der Nationalmannschaft bei der WM ist ein Muss", meinte Beckenbauer, "Organisation und Sport müssen Hand in Hand gehen. Die Organisation wird bis auf kleine Ausnahmen laufen, da bin sicher. Also muss auch der sportliche Erfolg da sein."