Oliver Kahn schlägt ungekannte Töne an. Der Nationaltorhüter äußerte sich selbstkritisch über seinen Lebenswandel der jüngeren Vergangenheit: "Ich hatte ja eine Zeit, in der ich mich vielleicht nicht hundertprozentig auf meinen Beruf konzentrieren konnte und meine private Situation etwas aus dem Ruder geriet", sagte der 36-Jährige in einem Interview mit der Illustrierten Bunte (Donnerstag-Ausgabe).
Er sei dabei in ein Fahrwasser gekommen, aus dem er nur ganz schwer wieder herausgekommen sei, ergänzte der Keeper vom deutschen Rekordmeister Bayern München. Wenn er aus seiner Vita die ein oder andere Episode tilgen könnte, "würde ich am liebsten die eineinhalb Jahre streichen, in denen es in meinem Leben so turbulent zuging", meinte Kahn.
"Nicht als Arroganz auslegen"
Der Torwart hatte sich im Frühjahr 2003 von seiner Ehefrau Simone getrennt und lebt seitdem mit seiner Freundin Verena Kerth zusammen. Nach herausragenden Auftritten bei der WM 2002, als er die deutsche Nationalmannschaft fast im Alleingang ins Endspiel gegen Brasilien (0:2) führte, stagnierte seine Form, ehe Kahn in der Rückrunde der Saison 2003/04 ein Leistungstief erlebte. Fortan machte Kahn in den Boulevardmedien Schlagzeilen als "Partylöwe", bevor er in der vergangenen Spielzeit wieder zu seinem alten Leistungsstand zurückfand.
Der Bruch in seinem Image vom einst als unbezwingbarer "Titan" gefeierter WM-Held zum Partygänger sei auch durch sein eigenes Mitverschulden erfolgt, gesteht Kahn: "Ich denke mir oft, wenn ich lachende Menschen um mich herumsehe: "Warum kannst du nicht so sein wie die?"" Stattdessen sei er aber zu introvertiert und immer konzentriert auf die nächste Aufgabe, sagte Kahn. Das dürfe man ihm nicht als Arroganz auslegen, er sei eben einfach "nur mit meiner Welt beschäftigt".