Kaum hat Uli Hoeneß vom FC Bayern München sich kritisch zur geplanten Neubesetzung der offen gewordenen Stelle des Bundestorwart-Trainers geäußert, zerstreut der designierte Kandidat Andreas Köpke die Bedenken des Managers. Während sich Jens Lehmann Ärger einhandelte, weil er beim Länderspiel der Nationalmannschaft im Iran (2:0) nicht die Handschuhe des offiziellen DFB-Ausrüsters (adidas) benutzte, beteuerte der ehemalige Nationaltorhüter, er werde "absolut objektiv" und "völlig unbelastet" an seine neue Aufgabe herangehen: "Das wird dann auch Uli Hoeneß erkennen."
"Das Problem war ja nicht der Sepp Maier"
Mit seinem früheren Nationalmannschafts-Konkurrenten Oliver Kahn habe er "nie ein Problem gehabt", versicherte Köpke im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (sid). Der 42-Jährige, 59-mal für die deutsche A-Auswahl im Einsatz, ist sich aber bewusst, dass seine Mission heikel ist: "Das Problem war ja nicht der Sepp Maier, das Problem ist der Umgang zwischen den beiden Torhütern". Beide seien "völlig unterschiedliche Charaktere", nun aber müsse eine "Basis gefunden werden, dass man respektvoll miteinander umgeht."
Schützenhilfe erhielt Köpke bereits von Bundestrainer Jürgen Klinsmann, der am Montag von Kalifornien aus die Zweifel von Hoeneß in einem Telefongespräch sofort zu zerstreuen suchte. "Ich habe ihm versprochen, dass es keine Bevorzugung gibt, dass Oliver und Jens absolut gleich behandelt werden. Das kann ich jedem versprechen, und das ist mit Andy Köpke auch absolut gewährleistet", sagte Klinsmann der Zeitung Welt-Kompakt. "Wenn der Jürgen das so gesagt hat, muss ich dem nichts hinzufügen", sagte Köpke.
Hoeneß hatte die Wahl des neuen "BTT" in mehreren Münchner Zeitungen mit gemischten Gefühlen kommentiert. Er habe "Bedenken", weil Köpke kein Freund von Kahn sei und sich in der Vergangenheit "bei jeder Kleinigkeit von Oliver" in "unqualifizierter" Form zu Wort gemeldet habe: "Da sehe ich gewisse Probleme." Angesichts der Freundschaft zwischen Köpke und Klinsmann befürchtet Hoeneß eine "Vetternwirtschaft": "Es muss die Leistung entscheiden, und darauf werden wir sehr achten."
Kein Kommentar von Kahn
Nach dem Abschied von Sepp Maier verlangte Hoeneß zudem von Klinsmann in Zukunft ein hartes Durchgreifen auch gegen Lehmann. So konsequent der Bundestrainer jetzt im Fall Maier gehandelt habe, so "konsequent muss er auch sein, wenn Jens Lehmann weiterhin solche Kommentare abgibt". Kahn hat sich die vom Bundestrainer gewünschte Zurückhaltung bereits zu Herzen genommen. Er bitte um Verständnis, dass er sich zu diesem Thema nicht mehr äußern wolle, sagte er.
Köpke ist daran gelegen, "dass alle jetzt mal die Ruhe in der ganzen Angelegenheit bewahren". Er wolle "professionell" mit "Kahn und Lehmann" zusammenarbeiten, "es geht um die Sache."
Wer da auf ihn zukommt, weiß der künftige Chef-Torwarttrainer ohnehin nur zu gut. Bei der Euro 1996 und bei der WM 1998 waren die jetzigen Kontrahenten jeweils die Nummer zwei und drei hinter Köpke, der deshalb auch Verständnis für die Widersacher zeigt: "Früher ist ja immer der Jüngere nachgerückt. Aber die beiden jetzt sind ja gleich alt. Die können sich nicht mehr auf die Ersatzbank setzen und sagen: Meine Zeit kommt noch."
Arsenal-Handschuhe bleiben tabu
Für zusätzliche Aufregung im Zweikampf der Torhüter sorgte unterdessen Jens Lehmann, der in Teheran auf Handschuhe des Ausrüsters (Nike) seines Klubs Arsenal London zurückgriff - dabei aber das Logo abdeckte. Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mussten den 34-Jährigen deshalb nun mitteilen, "dass er in Zukunft wieder die Handschuhe von adidas tragen muss", so DFB-Sprecher Harald Stenger.