Bundestrainer Jürgen Klinsmann setzt auch weiterhin auf junge Spieler für die deutsche Nationalmannschaft. Während er "Oldie" Oliver Kahn (35) eine Verschnaufpause gestattet, nominierte der 40-Jährige für das Länderspiel am 9. Oktober im Iran (18.00 Uhr MESZ/live im ZDF) in Thomas Hitzlsperger von Aston Villa aus der englischen Premier League sowie Per Mertesacker von Bundesliga-Schlusslicht Hannover 96 zwei weitere Hoffnungsträger für die WM 2006 in Deutschland.
"Es ist vorgesehen, dass Jens Lehmann in Teheran 90 Minuten spielt", erklärte Klinsmann zum Wechsel im deutschen Tor und fügte an: "Mit Oliver Kahn wurde vereinbart, dass er eine Regenerationswoche in München einlegen kann." Als zweiter Torhüter wird Timo Hildebrand vom VfB Stuttgart das 20-köpfige Aufgebot komplettieren. Auf dessen verletzten Klubkameraden Kevin Kuranyi, der alle vier DFB-Tore unter dem neuen Bundestrainer erzielte, muss Klinsmann verzichten.
Sebastian Deisler erneut im Kader
Hitzlsperger und Mertesacker wären die Debütanten Nummer vier und fünf unter Klinsmann. Der 22 Jahre alte Hitzlsperger, lange eine Stammkraft der deutschen U21-Auswahl, "ist ein großes Talent, das seit längerem in England eine positive Entwicklung macht", sagte der Bundestrainer über die ehemalige Nachwuchskraft von Bayern München, die sich beim Klub aus der englischen Premier League längst einen Stammplatz erkämpft hat.
Die Perspektive gab auch den Ausschlag für die Nominierung des 20 Jahre alten Mertesacker, der nach dem Länderspiel des A-Teams im Iran die U21 beim EM-Qualifikationsspiel gegen Österreich am 12. Oktober in Düsseldorf verstärken soll. "Ein großes Abwehrtalent", "sehr kopfball- und zweikampfstark" und "enorme Ruhe und Übersicht", sagt Klinsmann über die Qualitäten des Hannoveraners: "Wir möchten ihm Gelegenheit geben, bei uns reinzuschnuppern."
Begeisterung bei Youngster Mertesacker
Mertesacker reagierte erwartungsmäß begeistert auf seine mit 96-Trainer Ewald Lienen abgesprochene Berufung. "Ich habe schon beim Länderspiel gegen Brasilien mitbekommen, wie Klinsmann auf junge Spieler reagiert. Ohne Druck und mit viel Spaß, das gefällt mir", sagte der Senkrechtstarter, der sich in der vergangenen Saison noch unter Lienens Vorgänger Ralf Rangnick während einer Verletzungsmisere bei Hannover einen Stammplatz erkämpft hatte.
In den beiden Spielen unter Klinsmann in Österreich (3:1) und gegen Rekord-Weltmeister Brasilien (1:1) hatten bereits der Bremer Frank Fahrenhorst, Robert Huth (FC Chelsea) und Andreas Görlitz von Bayern München ihre ersten A-Länderspiele bestritten. Das Trio wurde erneut berufen, ebenso Sebastian Deisler und Bastian Schweinsteiger, die bei Bayern München unter Trainer Felix Magath zuletzt nicht zur Stammformation gehörten.
Nowotny, Wörns und Friedrich nicht dabei
Erneut keine Berücksichtigung in Klinsmanns Aufgebot, in dem noch 12 EM-Teilnehmer stehen, fanden dagegen die Abwehrspieler Jens Nowotny (Bayer Leverkusen) und Christian Wörns (Borussia Dortmund). "Wir lassen beide momentan noch außen vor, da sie sich nach ihren Verletzungen in der Aufbauphase befinden", erklärte der Chefcoach. Dies dürfte auch für den Berliner Arne Friedrich gelten, der nach seiner Verletzung vor einem Comeback in der Bundesliga steht.
Trotz des Ausfalls von Stürmer Kuranyi, der ebenso wie der ebenfalls verletzte Bremer Frank Baumann im Vergleich zu den beiden Aufgeboten gegen Österreich und Brasilien diesmal fehlt, macht sich Klinsmann keine Sorgen um den Angriff. "Miroslav Klose ist auf einem guten Weg", sagte der Bundestrainer über den Bremer, der zuletzt in der Bundesliga-Partie beim VfL Bochum einen Hattrick erzielt und auch in der Champions League gegen Valencia getroffen hatte.
Das Länderspiel gegen den Iran kommt Klinsmann angesichts seines jugendlichen Kaders gerade recht: "Der Test in Teheran wird für uns ein wichtiges Erlebnis. Es warten 100.000 verrückte Iraner auf uns, und gerade für die jüngeren Spieler wird es ein wichtiger Erfahrungswert sein, sich in solch einer Atmosphäre durchzusetzen."
Treffpunkt der Nationalmannschaft ist am kommenden Dienstag München, von dort aus fliegt der gesamte DFB-Tross zwei Tage später nach Teheran. im Anschluss an die Partie am Samstag um 19.00 Uhr Ortszeit wird auf getrennten Nachtflügen die Rückreise angetreten.
Das Aufgebot der deutschen Nationalmannschaft für das Länderspiel im Iran:
Tor: Timo Hildebrand (VfB Stuttgart), Jens Lehmann (FC Arsenal)
Abwehr: Frank Fahrenhorst (Werder Bremen), Andreas Görlitz (Bayern München), Andreas Hinkel (VfB Stuttgart), Robert Huth (FC Chelsea), Philipp Lahm (VfB Stuttgart), Per Mertesacker (Hannover 96)
Mittelfeld: Michael Ballack (Bayern München), Tim Borowski (Werder Bremen), Sebastian Deisler (Bayern München), Fabian Ernst (Werder Bremen), Torsten Frings (Bayern München), Thomas Hitzlsperger (Aston Villa), Bernd Schneider (Bayer Leverkusen), Bastian Schweinsteiger (Bayern München)
Angriff: Gerald Asamoah (Schalke 04), Thomas Brdaric (VfL Wolfsburg), Miroslav Klose (Werder Bremen), Lukas Podolski (1. FC Köln)